Montag, 29. September 2014

Baiba Giptere und das Hinterhof-Projekt in der Moskauer Vorstadt

Aus der Lesung im Rahmen der Abschlussveranstaltung als Stadtschreiber am 23. September 2014 im Goethe-Institut Riga

Auf einer Bank sitzen ein paar Rentner und plaudern angeregt. Nebenan turnen Kinder ausgelassen an den neuen Spielgeräten. Vögel zwitschern, ein Auto parkt, von weitem hört man eine Straßenbahn vorbeifahren. Eine ältere Dame mit Plastiktüte in der Hand betrachtet geradezu fürsorglich einige Kürbisse, die bereits so groß wie Basketbälle sind. Das Geräusch eines Rasenmähers vermittelt den Eindruck von ländlicher Betriebsamkeit. Doch der Ort, an dem sich diese scheinbar alltägliche Szene abspielt, ist ein ungewöhnlicher Hinterhof in Riga, genauer gesagt in der Moskauer Vorstadt, einem Stadtviertel, das überwiegend aus ziemlich heruntergekommenen Holzhäusern und sowjetischen Plattenbauten besteht, und in dem fast nur Russen wohnen.

„Baiba!“ ruft die Frau mit Plastiktüte auf Russisch. „Willst Du noch eine Tüte mit Äpfeln haben?“ „Ja, gerne, danke! Ich komme gleich!“ ruft eine Stimme aus dem Hausflur zurück. Kurze Zeit später erscheint eine Frau um die fünfzig, akkurat gekleidet, blondiertes schulterlanges Haar. Hinter ihr ein Mann mit Fotoapparat und Aufnahmegerät, ein Journalist aus Deutschland, dem sie gerade den Projektraum gezeigt hat. Er verabschiedet sich höflich, dann geht Baiba zu der Frau bei den Kürbissen und nimmt die Plastiktüte mit den Äpfeln entgegen.

Medienvertreter aus aller Welt wurden in diesem Hinterhof schon oft gesehen, seitdem die Nachbarn nicht mehr den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzen, jeder für sich allein, und vor allem, seitdem der verwahrloste Bereich zwischen den fünfstöckigen Mehrfamilienhäusern aus weißem Backstein nicht mehr Treffpunkt von Alkoholikern, Drogenabhängigen und Müllsammlern ist. Baiba war zwar nicht die Erste, die sich über den schlechten Zustand des Hofs aufregte, dafür war sie aber bereit, sich dafür einzusetzen, ihn umzugestalten. Sie wollte einfach nicht mehr zulassen, dass ihre jüngster Sohn in einem mit leeren Flaschen und Zigarettenkippen verschmutzten Sandkasten spielen musste.

So gründete sie mit einigen Nachbarn den Verein für die Entwicklung der Latgaler Vorstadt (Asociācija Latgales priekšpilsētas attīstībai), zu der auch die Moskauer Vorstadt gehört. Und als bekannt wurde, dass sowohl die Stadt Riga als auch die Stiftung Riga 2014 Gelder für die besten Konzepte für die Verschönerung der Hinterhöfe bereitstellen würden, erarbeitete die kleine Gruppe um Baiba ein erfolgreiches Konzept, mit dem sie jeweils den Zuschlag erhielt. Spätestens von dem Moment an, als Gärtner und Architekten kamen und konkrete Pläne für die Umgestaltung vorlegten, waren auch die meisten bisher eher skeptischen Nachbarn bereit mitzumachen. In gemeinsamen Aktionen wurde der Innenhof nun in gemeinschaftlicher Arbeit umgebaut. Und nicht nur das. In der Folge organisierte der Verein Hoffeste, Sommer-Sport, Ausflüge, Kochkurse und Bastelwerkstätten, die zum Teil draußen im Hof und teilweise in dem oberflächlich renovierten Projektraum im Kellergeschoss veranstaltet wurden, den der Verein angemietet hatte.


Was nun folgte, war im positiven Sinne absehbar: Die Nachbarn aus der Umgebung kamen und interessierten sich, und so dauerte es nicht lange, bis Baiba den nächsten Antrag schrieb. Mittlerweile sind es drei Hinterhöfe, die umgestaltet wurden, und ein Ende ist noch nicht in Sicht. „Die Menschen hier haben verstanden, dass sie Dinge verändern können, wenn Sie gemeinsam handeln. Und dass es wichtig ist, wenn einer den Anfang macht.“ erzählt Baiba immer wieder den Besuchern, die sich ein eigenes Bild machen möchten. Dabei ist ihr aber auch klar, dass die Umgestaltung niemals ohne öffentliche Fördermittel und private Spenden funktioniert hätte. Auf die immer wiederkehrende Frage, warum sie hier als Lettin zwischen so vielen Russen wohne, antwortet sie gelassen, dass Sie schon seit zwanzig Jahren hier lebe, und dass sehr gerne. „Ich denke beinahe schon auf Russisch“ fügt sie lachend hinzu. „Die Russen sind offener als die Letten, mit ihnen ist es einfacher, etwas zu unternehmen. Die Letten sitzen lieber zu Hause“.

Illusionen über das Leben in Riga macht sich die gelernte Schneiderin trotz aller Bemühungen aber nicht. Dass ihre älteste Tochter beabsichtigt, nach New York zu fliegen, um sich dort um einen Studienplatz zu bewerben, unterstützt sie ohne Wenn und Aber. „Welche Perspektive hat sie schon hier in Riga?“ Dass es keine Kontinuität gäbe, bemängelt sie. So ginge es auch ihren Nachbarn, von denen meisten nur an heute und morgen denken würden. Was danach käme, sei ohnehin nicht planbar, zumindest nicht in diesem Land.

Angst vor Putin und seiner aggressiven Außenpolitik habe sie aber nicht. Und dass es unter den Russen einige Befürworter Putins gäbe, stört sie nicht. Niemals würde er es wagen, Lettland oder auch nur Teile Lettlands zu okkupieren, da sei sie felsenfest von überzeugt. Und die lettischen Russen würden es auch gar nicht wollen, gibt sie zu bedenken. Die wüssten genau, dass es ihnen hier besser geht als den meisten Menschen in Russland.

Baiba Giptere macht es wohl richtig. Ohne sich allzu große Illusionen zu machen, setzt sie sich für die Verbesserung des Zusammenlebens der Menschen ein. Es ist erstaunlich, dass die Verschönerung eines Hinterhofs die Aufmerksamkeit der internationalen Presse erregt. Eigeninitiative und nachbarschaftliche Projekte scheinen in Lettland immer noch etwas Besonderes zu sein.
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Sonntag, 28. September 2014

Stadtschreiber im Ostseemagazin auf Radio NDR 1 Welle Nord

Stadtschreiber im Ostseemagazin auf Radio NDR 1 Welle Nord

Am 25. September veröffentlichte der Radiosender NDR 1 Welle Nord im Ostseemagazin einen Beitrag der Journalistin Birgit Johannsmeier über mich als Stadtschreiber.

Hier kann man mal reinhören
ab Min. 13:50, mit freundlicher Genehmigung von "NDR 1 Welle Nord Ostseemagazin"
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Samstag, 27. September 2014

Abschied und Rückkehr

Meine Zeit als Stadtschreiber von Riga geht dem Ende entgegen. In ein paar Tagen werde ich meine Sachen zusammenpacken und zurück nach Deutschland fliegen. Aber ich komme wieder, sogar sehr bald, denn im Oktober und November habe ich als Autor von Reiseführern in Riga, Lettland, dem Baltikum und auch in St. Petersburg zu tun.

Die Abschlussveranstaltung im Goethe-Institut am vergangenen Dienstag mit Lesung und anschließendem Gespräch mit Anna Muhka von der Stiftung Riga 2014 und Jonas Büchel vom Urban Institute Riga war aus meiner Sicht erstaunlich gut besucht. Für mich war es eine ganz neue Erfahrung, eigene Texte vor einem Publikum zu lesen. Besonders gespannt war ich auf die Reaktion der Zuhörer auf die Kurzportraits von Menschen, die in Riga leben. Es hat mich gefreut, einige positive Rückmeldungen erhalten zu haben. Ich würde das "Projekt" nämlich gerne fortsetzen, und vielleicht habe ich ja bis zum kommenden Sommer genug Texte beisammen, dass man daraus eine kleine Publikation machen kann. Vor allem Riga-Besuchern könnten die Portraits einen tieferen Einblick in das Alltagsleben in Riga vermitteln.

Ein kleines Missverständnis möchte ich an dieser Stelle kommentieren. Eine Zuhörerin verstand mich während des Podiumsgesprächs wohl falsch. Sie warf mir hinterher vor, dass ich angefangen hätte, Russisch zu lernen, als ich in diesem Sommer nach Riga kam. Wäre es tatsächlich so gewesen, hätte ich ihre Reaktion verstanden. Doch in Wahrheit lernte ich bereits während meines ersten Riga-Aufenthalts 1999 Russisch, und zwar aus familiären Gründen. Später begann ich dann damit, Lettisch zu lernen, was zugegebenermaßen nur sehr langsam vonstatten ging. Während meines Aufenthalts in diesem Sommer nahm ich Lettisch- und nicht Russisch-Unterricht.

Riga, diese schöne Stadt an der Mündung der Daugava in die Ostsee, ist mir wieder einmal ein großes Stück näher gekommen, oder ich ihr. Mit dem sicheren Gefühl, die Stadt eigentlich schon recht gut zu kennen, kam ich Ende Mai an, und musste bereits im Juni feststellen, dass ich eigentlich immer noch ein Fremder, ein Außenstehender bin. Doch durch die Vielzahl an interessanten Menschen, die ich in dieser Zeit kennenlernen durfte, aber auch durch neue Orte, die ich in diesem Sommer erstmals besuchte, fühle ich mich in Riga so wohl wie niemals zuvor. Es fiele mir sehr schwer, von dieser Stadt Abschied zu nehmen, wüsste ich nicht, dass ich auch in Zukunft häufig da sein werde.

Foto: Mārtiņš Otto, Rīga 2014

Ein würdiger Abschluss war da das Gemeinschaftskonzert des Kammerorchesters Sinfonietta Riga und des Berliner Andromeda Mega Express Orchestra im Konzertsaal "Riga" der Akademie der Wissenschaften unter der Leitung von Jānis Liepiņš am vergangenen Freitag (26. September). Die Veranstaltung wurde übrigens vom Goethe-Institut Riga initiiert und gefördert, das speziell für dieses "Großorchester" einen Komponistenauftrag an den Komponisten Daniel Glatzel vergeben hatte. Das Ergebnis war eine spektakuläre Mischung aus Klassik-, Jazz-, BigBand-, Filmmusik-, Freejazz, Elektronikmusik- und Avantgardemusikelementen. Eine spannendes Ereigniss, dass nach Wiederholung ruft.

Nicht wiederholt wird aller Voraussicht nach die Position des Stadtschreibers in Riga. Schade. Aber ganz sicher wird es in Zukunft andere Möglichkeiten geben, den kulturellen Austausch zwischen Lettland und Deutschland zu fördern. Der ist nämlich wichtig für beide Seiten, gerade jetzt, in Zeiten der Ukraine-Krise.

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Dienstag, 16. September 2014

Abschlussveranstaltung als Stadtschreiber

Am 23. September findet meine Abschlussveranstaltung als Stadtschreiber im Goethe-Institut Riga statt. Ich hoffe natürlich, dass möglichst viele Zuschauer erscheinen, denn es wird nach der Lesung auch noch eine Diskussionsrunde mit Anna Muhka von der Stiftung Riga 2014 und Jonas Büchel vom Urban Institute Riga geben. Weitere Infos dazu gibt es auf der Webseite des Goethe-Instituts.
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Lyrik im herbstlichen Riga


Der Herbst setzt langsam ein in Riga, die Blätter der Birken werden gelb, die Luft wird feuchter. Jacken werden aus den Schränken geholt, die ersten Nebelschwaden ziehen morgens auf. Nachmittags übernimmt dann die Sonne wieder die Führung, sendet zärtliche Lichtstrahlen, bevor die Nacht bereits um Acht hereinbricht...

Die fünfte Jahreszeit ist auch eine Zeit der Poesie (wobei ich nicht behaupten will, dass die Zeilen weiter oben Poesie sind), zumindest hier in Riga, wo im September wie in den vergangenen Jahren die Poesietage stattfinden, in Gedenken an Lettlands Nationaldichter Rainis (offfiziell: Jānis Pliekšāns), der Goethes Faust ins Lettische übersetzt und die Lettische Sprache (nicht nur dadurch, aber auch) um einen großen Sprung nach vorne gebracht hat. Und weil dieses Jahr Riga eine der beiden europäischen Kulturhauptstädte ist (neben Umeå in Schweden), dauert das Festival dieses Mal länger als sonst, nämlich fast drei Wochen. Darüber hinaus finden die Lesungen, Konzerte, Buchvorstellungen teilweise an neuen Orten statt, zum Beispiel in der kürzlich erst eröffneten Nationalbibliothek. Es kamen und kommen auch ausländische Autoren zu Wort, auch aus Deutschland, z. B. Eberhard Häfner, Alexander Filyuta und Tom Schultz. Nicht zuletzt kommen auch russische Autoren, die in Riga bzw. Lettland leben, zu Wort.

Spannend war das Projekt „Poetry Map of Riga“, das im Rahmen des Kulturhauptstadtprogramms präsentiert wurde. Es ging darum, auf künstlerische Art und Weise (also in Form von allen möglichen Genres – sei es Musik, Videos, Installationen und Performances, oder aber auch interaktive Software oder Computer-Grafiken) eine ungewöhnliche Karte von Riga anzufertigen, auf der die Vielfalt der „urbanen Phänomene“ in der Stadt dargestellt werden sollten: in den Straßen, den Nachbarschaften, Häusern, Cafés, auf Kreuzungen, in Hinterhöfen, und so weiter. Die Ergebnisse wurden in mehreren Ausstellungen gezeigt, zuletzt in der ehemaligen Tabakfabrik, wo im Sommer auch die Selbstportraits des „RIGA SELF/PORTRAITS“-Projekts gezeigt wurden.

Ich muss gestehen: Es ist gerade so viel los in Riga, dass ich an noch nicht einmal der Hälfte der Veranstaltungen, die ich gerne besuchen würde, teilnehmen kann. Das geht eigentlich schon die ganze Zeit so. Nebenbei gibt es ja auch noch andere Aufgaben, zum Beispiel die Arbeit an meinem Buch, meinem Projekt, etwa 25 bis 40 (Kurz-) Portraits über Menschen in Riga zu schreiben, vor allem Menschen, die etwas Bestimmtes erreichen möchten, Menschen, die engagiert sind. Eine Aufgabe, die größer ist, als ich es erwartet habe, viel schwieriger, da man so viel falsch machen kann, wenn man über Schicksale schreibt, über Menschen, die so vieles Persönliches von sich preisgeben, wenn man mit ihnen spricht...

Meine Zeit als Stadtschreiber geht in zwei Wochen zuende. Schade eigentlich, sehr schade, denn es gäbe noch so viel zu erzählen. Die Stadt, von der ich meinte, sie bereits sehr gut zu kennen, hat mich überrascht. Sie hat mir mehrere „Geheimnisse“ verraten, aber nur so viele, dass sie mich neugierig gemacht hat, neugieriger als je zuvor. Zum Glück wird mich mein „Projekt“ noch oft nach Riga bringen, mindestens bis zum nächsten Sommer, das habe ich mir fest vorgenommen. Ich bin sehr gespannt auf die Entwicklung der Menschen, auf deren Hoffnungen, vielleicht aber auch Enttäuschungen. Auf ihr Schicksal und wie sie damit umgehen, auf ihren Mut und auf ihre Ängste.
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Freitag, 12. September 2014

Anleitung zum Busfahren für Deutsche in Riga

Ist es Toleranz? Ist es Ignoranz? Gleichgültigkeit? Furcht? Ein junger Mann im Jogginganzug steht in einem Trolleybus (Oberleitungsbus) und spielt auf seinem Smartphone ein Online-Automatenspiel. Den dazugehörigen Sound hat er nicht abgeschaltet, im Gegenteil, die nervtötende "Begleitmusik" erschallt im gesamten hinteren Busabteil. Denke ich an Deutschland (am Tag), würde ich darauf tippen, dass es nicht lange dauern würde, bis sich jemand lautstark darüber beschwert. Obwohl ich mich eigentlich als eher tolerant und geduldig einschätze, bin ich versucht, den Mann zu bitten, das Gerät ein bisschen leiser zu stellen. Doch als Ausländer mit deutlich hörbarem Akzent beziehungsweise eingeschränkten Sprachkenntnissen halte ich mich dann doch lieber zurück. Zumal der Mann nicht unbedingt kooperativ aussieht.

Schon einen Tag zuvor hatte ich mich über drei Russen aufgeregt, die auf dem Hof einer Grundschule nicht nur an den Turngeräten Kraftübungen machten (das geht ja noch), sondern ihren Flüssigkeitshaushalt am nächstbesten Gebüsch regelten - während der Unterrichtszeit. Da ertappte ich in mir eine sehr deutsche Seite. Meine emotional leicht aufgeladene Belehrung gegenüber diesen drei glattrasierten Sportskanonen, dass dies ein Schulhof und keine öffentliche Toilette sei, hätte ich wahrscheinlich mit ein paar Veilchen bezahlt, wäre ich nicht in Begleitung einiger russischer Einheimischer gewesen. Doch zurück zum spielfreudigen Handybesitzer im Jogginganzug: Da ich mich zurückhielt, hoffte ich auf eine Reaktion der anderen Mitfahrer. Doch nichts dergleichen. Außer einigen irritierten oder auch leicht verwunderten Blicken konnte ich keinen Impuls ausmachen, der zu einer Beschwerde geführt hätte. Letztendlich sagte keiner was, obwohl es alle störte.

Bus beim Hauptbahnhof
Busfahren ist überhaupt sehr aufschlussreich in Lettland, in jeder Hinsicht. Fährt man beispielsweise die Strecke des Busses Nr. 3 ab, lernt man nicht nur Pļavnieki kennen, eine überwiegend von Russen bewohnte Plattenbauvorstadt, sondern auch den ehemaligen Arbeiter-Stadtteil Grīziņkalns mit seinen meist unrenovierten Holzhäusern aus dem 19. Jahrhundert. Dann durchquert man das geschäftige Zentrum auf der Brīvības iela (Freiheitsstraße), umfährt die touristische Altstadt, überquert die Daugava (Düna), fährt durch Āgenskalns (Hagensberg), dem größtenteils eher ruhigen und grünen Stadtteil am anderen Flussufer, in dem einst zahlreiche Deutschbalten ihre Sommerhäuser hatten und wo nun vor allem Letten leben, bis man nach gut einer Stunde Fahrtzeit in Bolderāja ankommt, einer aus sowjetischen Wohnblöcken bestehenden Vorstadt, in der - wie in Pļavnieki - vor allem Russen leben, und wo übrigens 1837 Richard Wagner erstmals lettischen Boden betrat, als er mit 24 Jahren auf einem Handelsschiff aus Königsberg kommend Bekanntschaft mit russischen Grenzbeamten machte. Dass er die Stadt bereits nach zwei Jahren wieder fluchtartig verlassen würde (natürlich hochverschuldet), ahnte er damals wohl noch nicht.

In Riga wurden übrigens in den letzten 10 Jahren aufgrund der Erneuerung der Busflotte enorm viele Arbeitskräfte gestrichen. Während es früher noch in jedem einzelnen Bus eine Fahrkartenverkäuferin gab, geht es heute moderner zu als beispielsweise in Berlin. Nun muss man seine vorher erworbene Fahrkarte mit Chip an eine elektronischen Ticketkontrolle halten. Nur ab und zu finden Fahrkartenkontrolleure den Weg in den Bus, aber dann nicht selten zu viert oder zu sechst. Schwarzfahren kostet in Riga übrigens 5 Euro - für viele Letten/Russen ist das bereits eine schmerzhafte Geldstrafe. Auffallend ist ein Video, das diesbezüglich in vielen Bussen hinter der Fahrerkabine zu sehen ist. Dort wird nämlich vorgeführt, wie sich ein guter lettischer Bürger verhalten soll. Erkennt er einen Störer (z. B. das Spielen von zu lauter Musik) oder jemanden, der sein Ticket nicht entwertet hat, soll er direkt die Nummer der Polizei wählen. Die kümmert sich dann um die verdächtigte Person, die ohne weitere Befragung von Polizisten mit schusssicherer Weste aus dem Bus geführt wird. Schon wieder kommen mir beim Betrachten dieses kurzen Films Gefühle hoch, die die hiesigen Bürger scheinbar nicht teilen: "Das ist doch eine Aufforderung zur Denunziation", denkt da die politisch korrekte Seele.
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Mittwoch, 10. September 2014

Stender und die Letten

Ende vergangener Woche fand in Riga und Mitau (Jelgava) eine wissenschaftliche Tagung mit dem Titel „ Gotthard Friedrich Stender (1714-1796) und die Aufklärung im Baltikum im europäischen Kontext“ statt. Anlass war der dreihundertste Geburtstag des kurländischen lutherischen Pastors, der sich vor allem einen Namen als Begründer der lettischen säkularen Literatur gemacht hat. Bereits das umfangreiche Programm der Tagung, die unter anderem im Hauptgebäude der Lettischen Universität abgehalten wurde, aber auch die zahlreichen Zuhörer, die zu den Vorträgen erschienen, machten deutlich, welche Bedeutung Stender nach wie vor in Lettland hat.

Friedrich Gotthard Stender, von Unbekannt, via Wikimedia Commons
Wie zahlreiche andere evangelische Pfarrer setzte er sich sehr für die Bildung der lettischen Landbevölkerung ein. Doch „der alte Stender“, wie er früher auch genannt wurde, ging weiter und verfasste nicht nur die erste umfassende Lettische Grammatik sowie ein Lexikon der lettischen Sprache, sondern widmete, vor allem in seinen letzten 30 Lebensjahren, einen Großteil seiner Zeit der Aufklärung des Lettischen Volks, in dem er, als Erster überhaupt, säkulare Literatur ins Lettische übersetzte. Bedeutung erlangten unter anderem die Übersetzung des Fabelbuchs von Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769), wobei er allerdings die Prosaform wählte und darüber hinaus jeder Fabel eine Moral hinzufügte. Dass er jene Fabeln ausließ, in denen es um soziale Unterschiede oder um die antike Mythologie geht, weist daraufhin, dass Stender mit seiner Übersetzung höchstwahrscheinlich didaktische Ziele verfolgte.

Dies erläuterte Ruth Florack von der Universität Göttingen in ihrem gut zwanzigminütigen Vortrag über „Gellerts moralische Lehren – ein deutsch-lettischer Kulturimport“, einer von über vierzig Vorträgen, die in dem dreitägigen Programms stattfanden. Ein Teil der Tagung wurde im knapp eine Stunde von Riga entfernten Mitau (Jelgava) abgehalten, dem Ort, an dem Stender zwischen 1742 und 1744 als Konrektor an der Stadtschule arbeitete, bevor er für acht Jahre Pastor in Birsgallen (Birzgales pagasts) in der Nähe von Riga wurde. Stender war ein umtriebiger Mensch, der nicht nur häufig den Wohnort und die Stelle wechselte - er lebte unter anderem auch in Jena, Halle, Helmstedt, Braunschweig, Hamburg und auch Kopenhagen, wo er Professor der Geografie wurde, um nach nur zwei Jahren nach Kurland zurückzukehren.

Denkmal von Friedrich Gotthard Stender in Eglaine, von anakes, via Wikimedia Commons
Recht unbekannt ist die Tatsache, dass Stender auch mehrere Globusse angefertigt hat (für den Herzog von Braunschweig und König Friedrich V. von Dänemark und Norwegen). Über die aufwendige Restaurierung berichtete Henrik Dupont aus Kopenhagen. Scheinbar war Stender so etwas wie ein „Leonardo da Vinci des Nordens“, denn er gilt auch als Erfinder einer der ersten Waschmaschinen und interessierte sich überaus für Astronomie. Quasi ein Allroundgenie, dass seine letzten Jahre als Pastor abgeschieden in der lettischen Provinz Sonnaxt (Sunākste) verlebte, wo er eines seiner bedeutendsten Werke verfasste, das “Buch der hohen Weisheiten über Welt und Natur“, das ebenfalls auf Lettisch erschienen ist.

Stender hat den Letten enorm viel weitergeholfen auf dem Weg zu ihrem eigenen Nationalgefühl, zu ihrer eigenen Kultur. Auch Krišjānis Valdemārs (1825-1891), der lettische Journalist und Förderer der Seefahrt, der sich als einer der ersten Bürger öffentlich als Lette bezeichnete (was damals, vor allem als gebildeter Mensch, undenkbar war), und sich als Mitbegründer der Bewegung der Jungletten einen Namen machte, bezog sich in seinen didaktischen Schriften auf Gotthard Friedrich Stender. Und der war sich seiner Bedeutung vermutlich bewusst, als er veranlasste, dass auf seinem Grabstein „Hier ruht G. F. Stender der Lette“ eingraviert wurde. Ein ermutigendes Statement, das ihm die Letten bis heute nicht vergessen haben. Kaum verwunderlich ist da, dass zeitgleich zur wissenschaftlichen Tagung in der neuen Lettischen Nationalbibliothek eine Ausstellung über den „Letten“ und seine Zeit mit dem Titel ”Lette. Zeugnisse des Lebens, der Gedanken und des Werks” eröffnet wurde.
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Freitag, 5. September 2014

Russische Schule

Dass die Russen anders feiern als die Deutschen, dürfte ja weithin bekannt sein. Ja, sie sind ausgelassener, und dass vermutlich jeder zweite Mann nicht nur recht gut Gitarre spielen, sondern dazu auch noch Lieder von Vladimir Vysocki, dem legendären Moskauer Schauspieler und Liedermacher, singen kann, ist kein Klischee. Auch, was die Ausdauer beim Feiern betrifft, dürfte es keine zwei Meinungen geben. 

Was die Organisation von Veranstaltungen angeht, haben die Russen jedoch noch Lernbedarf. Aber vielleicht möchten sie es auch gar nicht so perfekt haben. So wie auf der Schuleröffnungsfeier der 'J.G.Herdera Rīgas Grīziņkalna vidusskola' am vergangenen Montag, als am ersten September die Kinder aus ihren dreimonatigen Ferien zurückkamen, übrigens den längsten in ganz Europa. Da versammelten sich die Kinder, Lehrer und Eltern bei strahlendem Sonnenschein auf dem Hof vorm Haupteingang, während eine Rede nach der anderen gehalten wurde, unter anderem auch von Nils Ušakovs, dem amtierenden Bürgermeister von Riga. Es wurde nämlich nicht nur der erste Schultag, sondern auch die Eröffnung der neugegründeten Schule gefeiert. Da die Schülerzahlen in den letzten Jahren an vielen Schulen stark gesunken sind, hat man nun aus zwei Schulen eine gemacht. Eine davon ist die nun ehemalige 'Rīgas Herdera vidusskola', eine russischsprachige Schule mit Deutsch als Schwerpunkt. Sie musste aus ihrem langjährigen Haus in der Skolas iela ausziehen und wurde nun mit der ehemaligen 'Rīgas Grīziņkalna vidusskola' zusammengelegt.

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Sonntag, 31. August 2014

A Short Presence

Unvermutet und überraschend: Mehr oder weniger durch Zufall erfahre ich von einer Ausstellungseröffnung in der Galerie „Mākslas Banka”. Dort zeigen seit dem 29. August die lettische Malerin Marta Veinberga und der Schweizer Fotograf Michael Buehler ihre Werke, die auf den ersten Blick unterschiedlicher kaum sein können, bei näherem Hinsehen aber viele Gemeinsamkeiten aufweisen.

Marta Veinberga: The Wave / Vilnis. Öl auf Leinwand, 65 x 60 cm, 2014

Während auf den Ölbildern von Marta Veinberga ausschließlich scheinbar leerstehende Gebäude aus der Sowjetzeit zu sehen sind, gilt das Interesse Michael Buehlers ganz dem Meer und den Bergen. Und während es seine Bilder bewusst oftmals offen lassen, was denn eigentlich genau zu sehen ist, versucht Marta Veinberga dem Betrachter das Gefühl zu geben, als sähe er angeblich ein beinahe perfektes Abbild des Originals. Dabei erinnern ihre Bilder an die Werke von Edward Hopper, dem Maler des Amerikanischen Realismus, dessen Bild "Nighthawks" unzählige Male kopiert wurde (z. B. "Boulevard of Broken Dreams" von Gottfried Helnwein).

Michael Buehler: Ice Figure / Ledus stāvs. Foto aus Albula, 32 x 31 cm

Gemeinsam ist beiden die Einsamkeit, die in ihren Werken zu spüren ist. Einsame Häuser, die irgendwie zu schön sind, zu neu. Es wirkt beinahe so, als würde die Künstlerin die offensichtlich verlorenen Gebäude mit ihren ruhigen, genauen Pinselstrichen beschützen, beruhigen wollen. Dagegen fordert Michael Buehler das Schicksal, oder wohl besser gesagt, den Zufall heraus. Denn er bevorzugt, wie er mir erklärt, besonders alte Filme für seine analoge Leica-Kamera. Besonders bei Kälte würden die Aufnahmen dann Fehler aufweisen. Diese Fehler, irritierende Streifen oder eine seltsame Farbgebung, machen seine Bilder geheimnisvoll. Und ohne es vielleicht zu bemerken versetzt man sich in die Position des Fotografen, als wolle man den Moment nacherleben, in dem das betrachtete Bild entstanden ist.


Und in diesem Sinne ist der Titel der Ausstellung "A Short Presence" natürlich absolut zutreffend. Ganz im Gegenteil dazu kennen sich der erfahrene Fotograf Michael Buehler und Marte Veinberga, die erst kürzlich ihr Studium an der  lettischen Kunstakademie abgeschlossen hat, schon seit einigen Jahren. Und nicht nur das: Nach Lettland kommt Michael Buehler bereits seit 1994. Seitdem kehrt er regelmäßig zurück, nicht nur, um das Meer zu fotografieren, sondern auch, um Fotokurse zu geben.




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Freitag, 29. August 2014

Deutsche Delegation in Riga

Im Augenblick scheint Riga ein relativ beliebtes Reiseziel für die deutsche Politik zu sein. Nachdem kürzlich die CSU Landesgruppe im Deutschen Bundestag einen umstrittenen Ausflug in die diesjährige Kulturhauptstadt Europas unternahm (siehe Spiegel-Bericht vom 06.04.2014), und kurz danach Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Kurztrip nach Riga unternahm, um sich mit der lettischen Ministerpräsidentin Laimdota Straujuma zu besprechen, kam nun eine Delegation des Ausschusses für Kultur und Medien des deutschen Bundestages nach Riga. Natürlich schaute die Delegation, zu der übrigens die Abgeordneten Ursula Groden Kranich (CDU/CSU), Dr. Herlind Gundelach (CDU/CSU), Dr. Philipp Lengsfeld (CDU/CSU), Burkhard Blienert (SPD), Sigrid Hupach (DIE LINKE.), Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und Siegmund Ehrmann (SPD/Ausschussvorsitzender) gehörten, auch in Umeå in Schweden vorbei, das ja neben Riga ebenfalls Kulturhauptstadt Europas 2014 ist. Insgesamt dauerte die Reise fünf Tage (vom 25. bis 29. August 2014).

Nachdem die Bundestagsabgeordneten unter anderem das Okkupationsmuseum und die Holocaust-Gedenkstätten in Rumbula und Biķernieki besucht hatten, kamen sie auch im Goethe-Institut vorbei, wo Sie über die Tätigkeiten des Instituts informiert wurden. Freundlicherweise durfte ich bei diesem Gespräch dabei sein. Es war interessant zu sehen, wie unterschiedlich interessiert die einzelnen Delegationsmitglieder waren. Während die einen aufmerksam zuhörten und engagiert Fragen stellten, spielten die anderen lieber mit ihren Mobiltelefonen. Das eine oder andere Mal konnte man das Versenden oder die Ankunft einer Mail oder SMS live erleben. Das soll aber nicht heißen, dass die Delegationmitglieder grundsätzlich uninteressiert waren. Ich kann verstehen, dass jeder Politiker seine eigenen Themen hat, für die er sich engagieren möchte, und schließlich hatte die Gruppe bereits ein straffes Programm hinter sich.

Am Ende des Gesprächs kam das Thema auf das ehemalige KGB-Haus, in dem seit Anfang der 1940er Jahre bis zur Unabhängigkeit Lettlands unzählige unschuldige Menschen auf brutalste Weise inhaftiert waren. Es stand seit Beginn der 1990er Jahre leer, bis es im Mai im Rahmen des Kulturhauptstadtprogramms für Besucher zugänglich gemacht wurde. Seitdem sind hier gleich sechs Ausstellungen zu sehen, außerdem werden Führungen durch den Gefängnistrakt im Untergeschoss angeboten. Ein Besuch der Delegation in diesem bedrückenden Ort war meines Wissens ursprünglich nicht vorgesehen. Im Nachhinein habe ich nun erfahren, dass die Gruppe es irgendwie doch noch geschafft hat, sich das Haus und die Ausstellungen anzuschauen - mit bleibendem Eindruck, denn offensichtlich möchte sich die Delegation nun dafür einsetzen, dass das Gebäude in seiner jetzigen Funktion als Mahnmal bzw. Museum erhalten bleibt. Ob es dazu kommt, ist nämlich fraglich. Im Herbst diesen Jahres soll in Riga eine Konferenz dazu stattfinden, bei der Vertreter aus Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik darüber sprechen, was mit diesem Haus, in dem soviele Grausamkeiten begangen wurden, und um das die meisten Rigenser in den vergangenen Jahrzehnten einen großen Bogen machten, in Zukunft geschehen soll. Ich bin gespannt darauf, und finde es erfreulich, dass sich auch die Delegation weiterhin mit diesem Thema beschäftigen möchte.
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Dienstag, 26. August 2014

Herders Geburtstag

Am 25. August 2014 feierte Johann Gottfried Herder seinen 270. Geburtstag! Ich wüsste dies nicht, hätte es mir nicht Matthias Knoll erzählt, der Übersetzer, Dichter und für mich vor allem Kenner der lettischen Literatur und Kultur. Und ich wüsste auch nicht, dass in den 1950er Jahren der originale Sockel des Herder-Denkmals, das heute auf dem Herder-Platz in der Nähe des Haupteingangs des Doms steht, von den Sowjets "entwendet" wurde. Der Hass auf alles Deutsche spielte dabei sicherlich eine Rolle.

Ich weiß nun, dass der Platz vor 150 Jahren, im Jahr 1864, zu Ehren des deutschen Philosophen und Schriftstellers umbenannt wurde - genau 100 Jahre nach seiner Ankunft in Riga, um an der Domschule zu lehren und zu predigen. Seine damalige Form erhielt der Platz übrigens, nachdem die Bebauung auf der Westseite des Doms abgerissen worden war. Bis 1864 diente der Platz vor allem als Standort der kleinen Stadtwaage, weshalb er zuvor "Platz der kleinen Waage" genannt wurde.

Es ist durchaus bezeichnend, dass das Herder-Denkmal das erste Denkmal eines Kulturschaffenden in Riga war, heute aber kaum jemand Notiz von diesem Jubiläum genommen hat. Dabei war Herder derjenige, der sich in den Jahren seines Aufenthalts in Riga, zwischen 1764 und 1769, mit den lettischen Volksliedern, den sogenannten Dainas, beschäftigte und diese einem breiteren Publikum bekannt machte, indem er einige von ihnen in seinem zweibändigen Werk "Volkslieder" aufnahm (erschienen 1778/79). Eine zweite, bekanntere Fassung erschien 1807 unter dem Namen "Stimmen der Völker in Liedern". Damit stärkte er auch das langsam erwachende lettische Nationalbewusstsein.

Matthias Knoll hat, glaube ich, gestern Blumen vor dem Denkmal niedergelegt (ich war nicht dabei). Und er ist der Meinung, dass Herder einen neuen Sockel verdient hätte. Als Geburtstagsgeschenk sozusagen. Erstrebenswert wäre es ja, vielleicht zum 275. Geburtstag.




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Montag, 25. August 2014

The Baltic Way


Vorgestern, am 23. August, feierte ganz Riga den 25. Jahrestag der über 600 Kilometer langen Menschenkette von Vilnius nahe der polnischen Grenze bis nach Tallinn nahe der finnischen Grenze. Dieses Ereignis ebnete den Weg der baltischen Staaten, um nach fast 50 Jahren sowjetischer Besatzung endlich wieder unabhängig zu werden.

Die Menschen demonstrierten damals gegen das geheime Zusatzprotokoll des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts, das am 23. August 1939 unterzeichnet wurde und sich 1989 zum fünfzigsten Mal jährte. Mit diesem Abkommen wurde quasi das Ende der lettischen Unabhängigkeit besiegelt, denn die beiden Großmächte vereinbarten, dass Lettland von nun an zur sowjetischen Einflusssphäre gehören würde.

Nur eine Woche später begann der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall Deutschlands auf Polen, am 17. September überschritten auch die Sowjets die polnische Grenze, am fünften Oktober wurde die lettische Regierung gezwungen, ein Beistands- und Stützpunktabkommen zu unterzeichnen, am 31. Oktober wurde mit der Unterzeichnung des Umsiedelungsvertrages zwischen dem Deutschen Reich und Lettland die Geschichte der Deutschbalten in Lettland kurzerhand für beendet erklärt (die anschließend nach Deutschland oder in die eroberten Gebiete Polens umgesiedelt wurden), und am 17. Juni 1940 besetzten die sowjetischen Truppen Lettland.

Danach begannen die wohl schlimmsten Jahre der lettischen Geschichte, als die Sowjets im Juni 1941 ungefähr 15 000 Letten nach Sibirien deportierten und im März 1949 noch einmal 44 000 Letten (die Zahlen stammen vom Lettischen Institut). Vor diesem Hintergrund ist es durchaus nachvollziehbar, dass ein großer Teil der lettischen Bevölkerung froh war, als Nazi-Deutschland die Sowjetunion angriff und in Riga einmarschierte.

Die Geschichte ist brutal, und ich möchte an dieser Stelle gar nicht weiter ausführen, wie die Deutschen unter gütiger Mithilfe zahlloser lettischer Nazi-Kollaborateure über 90 Prozent der jüdischen Bevölkerung ausrotteten, und wie nach dem erneuten Einmarsch der Sowjettruppen bestimmt 120 000 Letten die ungewisse Reise ins Exil antraten, meistens Richtung Deutschland, Schweden, Nordamerika und Brasilien.

Und nun diese Feierlichkeiten für diese grandiose Menschenkette, die es in dieser Art noch nie in Europa gegeben hat. Den Anfang machte eine internationale Konferenz am 21. und 22. August in den Räumen der Universität und des ehemaligen KGB-Hauses mit dem Namen „The Baltic Way“, bei der renommierte Wissenschaftler, Journalisten und Politiker über die Lehren diskutierten, die man aus den Geschehnissen der letzten 25 Jahre ziehen sollte. Die Veranstaltung wurde nicht nur von der Stiftung Riga 2014, sondern auch von der Konrad-Adenauer-Stiftung in Riga mitorganisiert. Und so war es auch keine Überraschung, dass ein CDU-Politiker wie Norbert Lammert, der gegenwärtige Bundestagspräsident, die Eröffnungsrede hielt (neben weiteren Ansprachen). Zum Abschluss der zweitätigen Konferenz wurde im Innenhof des ehemaligen KGB-Gebäudes eine Gedenkveranstaltung an die Opfer des KGB Lettland abgehalten und einige Lichter vor der Gedenktafel an der Außenfassade des Gebäudes hingestellt.




Vorgestern, am 23. August, aber war ein Festtag, der Jubiläumstag, dessen Höhepunkt ein großes Konzert direkt am Freiheitsdenkmal war, mit dem Sinfonieorchester aus Libau (Liepāja) und Sängern aus allen baltischen Staaten. Und ich, ich war dabei, mittendrin, ein Teil des Ganzen – und fühlte mich irgendwie auch ein ganz kleines bisschen als Lette. Konnte zumindest nachempfinden, was diese Nation, die von so vielen Großmächten auf brutalste Weise ausgenutzt wurde, durchgemacht hat und immer noch durchmacht. Denn die Wunden sind noch lange nicht verheilt, die historischen Konflikte noch lange nicht Geschichte.

Natürlich wurden Reden gehalten, kurze Ansprachen, von Laimdota Straujuma, der lettischen Ministerpräsidentin, von Algirdas Butkevičius, dem litauischen Premierminister, und von Taavi Rõivas aus Estland. Viel mehr Applaus erhielt aber Dainis Īvāns, ein lettischer Journalist und Politiker, der im Jahr 1986 große Bekanntheit aufgrund seines energischen und letztendlich erfolgreichen Widerstandes gegen den Bau eines zweiten Staudamms auf der Düna (Daugava) bei Dünaburg (Daugavpils) erlangte. Er zählt zu den Gründern der Lettischen Volksfront (Latvijas Tautas fronte), die in Kooperation mit den Widerstandsbewegungen in Litauen und Estland gemeinsam die Menschenkette organisierte.

Emotionaler Höhepunkt der Feiern waren aber sicher die Lieder aus dem erfolgreichsten Musical der lettischen Musikgeschichte, der Rockoper „Lāčplēsis“ (von dem Komponisten Zigmars Liepiņš und der Dichterin Māra Zālīte), die Ende der 1980er Jahre ungeheuren Erfolg in Lettland hatte, sowie der Auftritt von dem legendären Igo mit der ebenso legendären Rockgruppe Remix, der damals die Hauptrolle des Bärentöters “Lāčplēsis“ gepielt und gesungen hatte. Das Publikum flippte aus, und wie 1989 gaben sich alle die Hand und bildeten auf engstem Raum eine lange, sehr lange Menschenkette. Gefühlt 600 Kilometer lang. Doch dann war die Show aus und alle gingen nach Haus, und aus der (russischsprachigen?) Diskothek gleich in der Nähe schlug wie schon die ganze Zeit der tiefe Bass einer Art „Musik“, deren Betreiber sich übrigens trotz einiger Bitten nicht dazu bringen ließen, diese etwas leiser abzuspielen.


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Mittwoch, 20. August 2014

Großer Friedhof

Friedhöfe sind nicht jedermanns Sache - verständlicherweise. Und dass es nicht leicht ist, sich dem Grab einer nahestehenden Person zu nähern, steht außer Frage. Nichtsdestotrotz sind es aber auch Orte, in denen Geschichte besonders intensiv erlebbar wird. So zum Beispiel auf dem Großen Friedhof (Lielie kapi) im Nordosten Rigas, der von 1773 bis 1944 die bevorzugte letzte Ruhestätte der Deutschbalten war. Etwa zwei Drittel der dort angelegten Grabstätten gehörten Deutschbalten.


Meine Wohnung befindet sich nur wenige Minuten von dort entfernt, und so ist es naheliegend, dass ich hin und wieder zwischen den alten Gruften, Kreuzen und gebrochenen Säulen spazieren gehe und, je nach Stimmung, meine Gedanken treiben lasse oder, und das kommt häufiger vor, sie zu ordnen versuche.

Seit Jahren wird dieses etwa 22 Hektar großes Gebiet, das der Evangelisch Lutherischen Gemeinde gehört, mehr oder weniger sich selbst überlassen. Umgekippte Grabsteine bleiben liegen und Familiengruften dienen als Unterschlupf für Obdachlose. Die Verwahrlosung begann schon in den Nachkriegsjahren, als viele Gräber geplündert oder zerstört wurden. Darüber hinaus entschied der Stadtrat in den 1960er Jahren, den Friedhof, der 1957 endgültig geschlossen worden war, in einen Park umzuwandeln. Daraufhin wurde ein großer Teil der Gräber entfernt.
 

Von einem gepflegten Park ist heute aber nicht viel zu erkennen, im Gegenteil, man muss nicht überrascht sein, wenn man zwischen den alten Ahorn-, Linden- und Eichenbäumen Relikte irgendwelcher Gräber entdeckt, und sei es nur ein abgebrochenes Teil eines Kreuzes oder eine Eisenstange eines alten Grabzaunes.

Meine Gedanken kreisen während meiner Spaziergänge oft um die Deutschbalten, die 1939 im Zuge des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes innerhalb kürzester Zeit ihre Heimat verlassen und nach Deutschland oder in die eroberten Gebiete Polens übersiedeln mussten. Einer von Ihnen war zum Beispiel Wilhelm Bockslaff (1858-1945), der einer Rigenser Kaufmannsfamilie entstammte und zu einem der bedeutendsten Architekten Rigas avancierte. Von ihm stammen unter anderem die Entwürfe zum Wohnhaus der Großen Gilde, zur Kunstakademie (ehemals Börsen-Kommerzschule) und zur Jugendstilkirche in Dubulti (Dubbeln), einem Ortsteil von Jūrmala (Rigaer Strand). Er starb 1945 in Posen während eines Bombardements. Seine Grabstätte, ein Familiengrab, gehört zu den gepflegtesten Gräbern des Großen Friedhofs. Seine Nachkommen haben es restaurieren und seinen Namen nachträglich eingravieren lassen.

 

Die meisten Gräber sind heute aber verschwunden. Dort, wo nun im Frühling die Krokusse knospen, im Herbst die Blätterhaufen liegen und im Winter Kinder auf Schlitten von ihren Eltern auf winzige Hügel gezogen werden, lagen sie einst, die Deutschbalten, die über 700 Jahre lang die Geschicke der Stadt Riga bestimmt haben, und deren Nachfahren nun in ganz Deutschland verteilt leben. Viele von ihnen sind in deutschbaltischen Organisationen aktiv, doch nur wenige kommen zurück, um hier ein neues Leben anzufangen.

So gesehen wirkt ein Gang über den Großen Friedhof auf mich wie ein Spiegelbild der deutschbaltischen Kultur. Wie ein Kapitel, dass zugeschlagen wurde und nicht weitergeschrieben werden kann. Die Letten und die Russen, die heute die Mehrheit in der Stadt ausmachen, haben nur wenig Interesse an diesem Aspekt ihrer Vergangenheit. Der Vergangenheit ihrer Stadt. Aber vielleicht ändert sich das ja nochmal.







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Mittwoch, 13. August 2014

Kultur ist...

Die meisten gehen vorbei, kaum einer beachtet sie: Die nette Aufkleberaktion der Stiftung Riga2014 mit der Frage, was für die Rigenser bzw. Riga-Besucher denn Kultur sei, ist passenderweise im Kulturpavillon im Esplanade-Park zu einer recht großen "Klebefläche" angewachsen. 

Wenn man die Antworten betrachtet, könnte man zu dem Ergebnis kommen, dass für jeden Kultur etwas anderes ist, oder Kultur alles, oder Kultur von allem etwas...

Und im Vergleich zum anspruchsvollen Kulturhauptstadtprogramm, das ja offiziell unter der großen Überschrift "Force Majeure" (höhere Gewalt) steht, sind die meisten Vorschläge auf den Aufklebern..., ach, wozu viel reden bzw. schreiben, manchmal stehen die Dinge besser für sich...


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Montag, 11. August 2014

ReReRiga?

Das ganze Wochenende über habe ich nachgedacht. Laut und leise. Über den Sinn des Wortes "ReReRiga". Was mag das wohl bedeuten, grübelte ich. Hat das vielleicht mit "Retro" zu tun?. Oder ist das einfach nur ein lettisches Wort? Nein. Der Google Übersetzer antwortete auf meine Antrage immer nur mit einem Echo. Egal.

Dass heißt, eigentlich nicht egal, überhaupt nicht. Es geht hier nämlich um ein "worldmusic" und "streetart festival" mit eben diesem phonetisch durchaus klangvollen und irgendwie magische Momente versprechenden Namen. Magisch. Das könnte hinhauen. Denn "streetart" und "worldmusic" kann ja durchaus schon mal extrem beeindruckend sein.

BRAM GRAAFLAND (Niederlande), Foto: Mārtiņš Otto, Rīga 2014
 Es ist wahrscheinlich der Überraschungseffekt, der eintritt, wenn man nichtsahnend durch die Straßen geht, mit einem wichtigen oder unwichtigen Ziel vor Augen (oder keines von beiden), und man urplötzlich hinter der nächsten Ecke von wilder Pantomime, riskanter Akrobatik oder heiseren Stimmen "heimgesucht" wird, die einen irgendwie nicht weitergehen lassen wollen, weil man wissen will, was als nächstes passiert.

Mir zumindest ging es schon oft so. Zum Beispiel kann ich mich an zwei Männer erinnern, die am Londoner Piccadilly Circus unfassbar gut auf zwei primitiven Plastikeimern trommelten, so dass ich alles darüber vergass, jeglichen Plan, sofern es einen gab, über den Haufen warf, und bis zum Ende stehen blieb, sogar dann noch, als die beiden Männer ihren Verdienst eingesammelt hatten und unvermittelt weggegangen waren.

COMPAGNIE MOBIL (Niederlande), Foto: Kaspars Garda, Rīga 2014
Doch zurück nach Riga. Da fand nämlich am vergangenen Wochenende zum zweiten Mal überhaupt eben jenes "streetart and worldmusic festival" statt. Es ist nach eigener Aussage das größte Festival seiner Art im Baltikum - und das schon im zweiten Jahr seines Bestehens - was irgendwie darauf hindeutet, dass es kein weiteres, oder, wenn überhaupt, nur ein kleines ähnliches Festival zwischen Tallinn und Vilnius gibt, was wiederum darauf hindeutet, dass Straßentheater und Weltmusik bislang noch keine besondere Bedeutung in den baltischen Ländern zu haben scheinen.

Mir persönlich ist diese "Kunstgattung" ja schon öfter mal begegnet - oder ich ihr - vor allem in Frankreich, in Avignon, während des Theaterfestivals, wo es ja neben dem offiziellen Programm ja auch noch ein Off-Programm und darüber hinaus auch noch ein inoffizielles Straßentheaterfestival gibt.

CIRKA TEATER/AUSEKLĪTIS  (Norwegen/Lettland), Foto: Kaspars Garda, Rīga 2014
"Streetart" und "Worldmusic" nun aber hier in Riga zu erleben, war für mich etwas Seltsames. Da stießen in meinen Augen die Straßenkünstler der westlichen Welt mit ihrem mehr oder weniger unausgesprochenen Protest gegen alles Großbürgerliche auf ein Publikum aus einer Stadt, in der es meiner Meinung nach noch keine besonders gut entwickelte "Bürgergesellschaft" gibt.Viele Menschen nehmen die Dinge einfach hin, wie sie sind. Nur wenige glauben daran, etwas verändern zu können. So nehme ich das zumindest derzeit wahr.

Aber vielleicht ist dieses Festival ja auch ein Zeichen dafür, dass sich da etwas entwickelt. Das könnte schon sein. Übrigens weiß ich nun auch, was ReReRiga bedeutet. Es ist der Name einer lettischen Baufirma. Na sowas.
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Samstag, 9. August 2014

Schnitzel "Sigulda"

Es gibt in Riga durchaus noch eine ganze Menge Relikte aus der sowjetischen Vergangenheit, als Lettland noch "Lettische Sozialistische Sowjetrepublik" hieß. Da ist nicht nur die Akademie der Wissenschaften, einem Hochhausbau im "Stalinistischen Zuckerbäckerstil" aus den 1950er Jahren oder die unzähligen Plattenbauten in den Vorstädten, nicht zu vergessen der "Schwarze Sarg", der ursprünglich als Museum für die Lettischen Schützen gebaut wurde und heute Heimat des Okkupationsmuseums ist, und natürlich das Denkmal für die Lettischen Schützen, das nach wie vor auf dem gleichnamigen Platz steht. 

Das ist natürlich noch lange nicht alles, was man in Riga an sowjetischem "Kulturerbe" entdecken kann. Und dass es zu diesem Thema mittlerweile auch Stadtführungen gibt, war mir bewusst. Mir war auch bekannt, dass in Liepāja (Libau) Exkursionen zum Thema "Sowjetische Gefängnisse" angeboten werden, während der man zwischendurch auch mal in eine Gefängnisszelle gesperrt wird und von einem als Gefängniswärter verkleideten Guide rüde angeschrien wird. Es lässt sich sicher darüber streiten, ob diese Art von "lebendiger Geschichtserfahrung" wirklich Sinn macht.

Was ich aber neulich in Sigulda entdeckte, kannte ich bisher in Lettland noch nicht. Direkt neben dem Museumspark Turaida lädt in einem völlig unrenovierten Sowjetbau eine Kantine zu Mahlzeiten wie zu Sowjetzeiten ein, inklusive Miniausstellung zum Thema Esskultur in der Sowjetunion. Das machte mich neugierig. Das war ja fast wie Ende der neunziger Jahre, als ich das erste Mal Lettland bereiste und moderne Restaurants noch nicht besonders oft aufzufinden waren. Die Preise waren damals demenstsprechend niedrig. Doch nun, welch Überraschung: Ein Essen, über dessen Geschmack ich lieber keine Worte verlieren möchte, und das für einen höheren Betrag als man für so ein Menü in anderen modernen Bistros zahlen würde. Eine Geschäftsidee also, mehr nicht, und ich bin auch noch drauf reingefallen.









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Freitag, 8. August 2014

In der Livländischen Schweiz

Rund 50 Kilometer nordöstlich von Riga erstreckt sich Lettlands größter, ältester und beliebtester Nationalpark, der Gauja-Nationalpark. Durch ihn fließt der Fluss, nach dem der Park benannt ist, die Gauja, die hier von hohen Felswänden aus rotem Sandstein aus dem Devon umgeben ist. Insgesamt knapp 500 Kilometer legt die Gauja auf lettischem Territorium zurück, bevor sie bei Carnikava in den Rigaischen Meerbusen mündet. 

Bereits kurz nach der Gründung von Riga im Jahre 1201 waren die deutschen Eroberer bestrebt, ihren Einfluss auf dem heutigen lettischen Gebiet zu erweitern. Eine wichtige Rolle spielte dabei natürlich auch die Gauja, und da ist es nicht verwunderlich, dass man bei einem Besuch in Sigulda (Segewold), neben Cēsis die größte Stadt auf dem Gebiet des Nationalparks, auf gleich drei Burgruinen stößt, und zwar den mehr oder weniger gut erhaltenen Überresten der Burgen Sigulda, Krimulda und Turaida.
Blick vom Burgturm
Eine dieser Burgen, die Burg Turaida (sie ist am besten erhalten), feierte vor wenigen Tagen ihren 800. Geburtstag. Natürlich wurde ein wenig gefeiert, wenn auch nicht überschwänglich, und da die Feierlichkeiten zeitgleich mit den alljährlichen Opernfestspielen von Sigulda stattfanden, machte ich mich (nicht zum ersten Mal) auf den Weg dorthin.

Von den Bewohnern dieser beschaulichen und im Vergleich zu anderen Städten dieser Größenordnung in Lettland recht wohlhabenden Kleinstadt kriegt man zwischen dem renovierten Hauptbahnhof und den zahlreichen Sehenswürdigkeiten nicht viel mit. Die Mehrzahl wohnt entweder zwischen Bahntrasse und der Schnellstraße, die Sigulda mit Riga verbindet, oder jenseits der Schnellstraße. Hier ist alles auf den Tourismus ausgerichtet, und das schon seit über hundert Jahren, als im Jahr 1889 die Bahnlinie zwischen Riga und Valka eröffnet wurde. Im Gegensatz zu Ķemeri (Kemmern) entwickelte sich Sigulda mit Beginn der lettischen Unabhängigkeit 1990 sehr gut, neben Ventspils (Windau) und Jūrmala (Rigastrand) zählt sie sicher zu den gepflegtesten Städten in Lettland.

Burg Turaida
Um zur Burg Turaida zu gelangen, muss man einen Bus nehmen, es sei denn, man ist mit mit einem Auto, Fahrrad, Motorrad oder dergleichen unterwegs. Zu Fuß dauert der „Anmarsch“ sicher eine gute halbe Stunde, schließlich muss man, an der Burgruine Sigulda vorbei, zuerst ins Tal der Gauja hinablaufen, dort eine Brücke überqueren, dann an der Gutmannshöhle vorbeilaufen, um dann nach einem längeren Anstieg endlich das Museumsreservat Turaida zu erreichen. Alternativ könnte die Seilbahn nehmen, die beide Ufer miteinander verbindet. Übrigens wird die Gegend um Sigulda aufgrund ihrer leicht hügeligen Landschaft auch als Lettische oder Livländische Schweiz bezeichnet.  
Warum eigentlich Museumsreservat? Die Burg Turaida war recht lange bewohnt, bis ins 17. Jahrhundert hinein, doch dann verlor die Burg an militärischer Bedeutung und das Gelände ging in Privatbesitz über, an Gotthard Wilhelm von Budberg. Von dieser Zeit zeugen unter anderem eine der ältesten lettischen Holzkirchen von 1750 und zwei Holzhäuser des Gutsverwalters. Darüber hinaus ist auf dem Gelände aber auch noch der sogenannte Volksliederberg angelegt, also ein Skulpturengarten, der dem Vater der lettischen Volkslieder (Dainas), Krišjānis Barons, gewidmet ist. Hier und auf den umliegenden Wiesen findet übrigens am 23. Juni jeden Jahres eine der größten und schönsten Ligo-Feste (Mitsommernacht) in Lettland statt.

Burg Sigulda
Die Burg Turaida ist zum Teil rekonstruiert worden, mehrere Ausstellungen informieren über die Geschichte der Burg. Früher stand an der gleichen Stelle eine Holzburg der Liven, deren Fürst, Kaupo, der angeblich erste Fürst eines livischen, kurischen oder anderen Stammes auf dem Gebiet des heutigen Lettland und Estland gewesen sein soll, der zum christlichen Glauben übergetreten ist. Nach der Rückkehr von einer Reise nach Rom, wo er von Albert von Buxthoeven, dem Bischof von Riga, Papst Innozenz III. vorgestellt worden war, erhob sich sein eigener Stamm gegen ihn, woraufhin er sich endgültig auf die Seite der christlichen Eroberer schlug, die die Holzburg 1212 zerstörten und zwei Jahre später die in ihren Grundzügen noch heute erhaltene Burganlage errichteten.

Warum etwas weiter südlich Mitte des 13. Jh. dann auch noch die Burg Krimulda errichtet wurde, ist mir bis heute nicht verständlich, auf jeden Fall gehörten beide zum Erzbistum Riga, während die Burg Sigulda (Segewold) auf der linken Seite der Gauja im Besitz des Schwertbrüderorden war (später Livländischer Orden). 

Neues Schloss in Sigulda
In den wenigen Überresten der Burg Sigulda treten nun schon seit über 20 Jahren Anfang August in- und ausländische Sänger im Rahmen von Galakonzerten oder Freilicht-Opernaufführungen auf. Am Abend meines Besuchs wurde „Carmen“ von Georges Bizet aufgeführt. Aber was spielt die Musik schon für eine Rolle bei so einem Event. Die Opernfestspiele in Sigulda sind ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis in Lettland...

Nicht ohne Grund ist Sigulda die Partnerstadt von Riga im Kulturhauptstadtjahr 2014. Und so fanden und finden im Laufe des Jahres zahlreiche zusätzliche Veranstaltungen statt, wie beispielsweise ein spektakuläres Naturkonzert vor der Gutmannshöhle. Morgen. Samstag. Ein guter Grund, erneut nach Sigulda zu fahren.
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Samstag, 2. August 2014

Spurensuche auf dem Lande

Die deutschbaltische Vergangenheit ist immer noch in Lettland präsent – aber nicht nur die, auch die Ereignisse während des ersten und zweiten Weltkrieges haben ihre Spuren hinterlassen. Vor allem in Kurland (Kurzeme), einer der vier historischen Provinzen Lettlands (neben Semgallen (Zemgale), Zentral-Livland (Vidzeme) und Lettgallen (Latgale)), waren die Kämpfe äußerst heftig, als Ende 1944 die deutsche Heeresgruppe Nord (später Heeresgruppe Kurland) sowie die Luftwaffen- und Marineeinheiten in Kurland eingeschlossen wurden. Und mittendrin Letten, auf beiden Seiten, die als sogenannte „Freiwillige“ eingezogen worden waren (in den meisten Fällen natürlich gegen den eigenen Willen).

Ein Tagesausflug mit einem Mietauto führte mich kürzlich zur deutschen Kriegsgräberstätte im südlichen Stadtgebiet von Jelgava (Mitau). Nach Angaben des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., der in den letzten 25 Jahren zahlreiche Kriegsgräberstätten in Lettland wiederherstellen oder neu errichten hat lassen, liegen hier 1215 deutsche Gefallene aus dem Ersten Weltkrieg und etwa 200 Gefallene aus dem Zweiten Weltkrieg. Insgesamt sollen auf dem Gebiet von Lettland etwa 100 000 Kriegstote des Zweiten Weltkrieges an etwa 6 600 Grablageorten liegen. Etwa 30 000 Soldaten sollen darüber hinaus zwischen 1914 und 1918 gefallen sein – wohlgemerkt, nur Soldaten der deutschen Armeen...

Im Stadtzentrum von Jelgava dann ein ganz anderes Bild: Breit und mächtig erstreckt sich das Schloss Jelgava (Schloss Mitau) auf einer Flussinsel der Lielupe (Kurländische Aa), dem zweigrößten Fluss Lettlands. Herzog Ernst Johann von Biron hatte es sich zwischen 1738-1772 von Bartolomeo Francesco Rastrelli erbauen lassen, dem berühmten Bauherr einiger Paläste in St. Petersburg. Dessen Dienste waren in der Zarenstadt irgendwann nicht mehr gefragt, worauf er sich intensiver im kurländischen Herzogtum betätigte. Das Schloss Jelgava ist übrigens das größte Schloss des Baltikums.


Dass Herzog Ernst Johann von Biron in seinen kurländischen Palästen kaum Zeit verbrachte – für ihn hatte die russische Zarin Anna Iwanowna vor dem Bau des Schlosses in Jelgava bereits das Schloss Rundāle (Schloss Ruhenthal) erbauen lassen - als seinen Sommersitz, spielte für Biron wohl kaum eine Rolle. Die längste Zeit des Jahre verbrachte er sowieso in St. Petersburg, als Günstling Anna Iwanownas und später mächtigster Mann im Russischen Reich, allerdings nur bis zu dem Moment, als Zarin Anna Iwanowna das Zeitliche segnete und er von seinen Feinden am Hof für 20 Jahre nach Sibirien, später nach Jaroslawl verbannt wurde. Seine Schlösser konnte er erst nach seiner Begnadigung und Wiedereinsetzung als Herzog von Kurland 1762 wiedersehen, allerdings immer noch nicht im fertigen Zustand. Und als die Bauarbeiten am Schloss Jelgava dann 1772 endlich für beendet erklärt worden waren, starb Ernst Johann von Biron einen Monat später. 


Zwischen Jelgava und Kandava (Kandau) stieß ich auf der Suche nach dem Kriegsgräberfriedhof in Džūkste auf ein interessantes Museum, das in einer ehemaligen Landschule beheimatet ist. Es widmet sich in seiner Ausstellung dem Lehrer Ansis Lerhis-Puškaitis (1859-1903), der in diesem Gebäude von 1883 bis 1903 seine Schüler unterichtete, aber auch als Schriftsteller und vor allem Sammler von lettischen Märchen und Sagen tätig war. Bis heute gilt er mit seiner umfangreichen Sammlung von ungefähr 6 000 Märchen als „Vater der lettischen Märchen“. 

Der Kriegsgräberfriedhof in Džūkste wurde am 14. Juni 1997 eingeweiht und erinnert ausschließlich an die Ereignisse im Zweiten Weltkrieg. Zwischen den Grabsteinen der 416 Kriegstoten am östlichen Rand des Zivilfriedhofes findet man übrigens auch zahlreiche Letten, die für die Deutsche Wehrmacht kämpfen mussten. Und auch die Kirchenruine in der Nähe bezeugt, wie brutal sich hier die verfeindeten Fronten bekämpft haben müssen. Sie wurde von den Deutschen zerbombt, weil die Sowjets von ihrem Turm aus sehen konnten, wo sich die Deutschen gerade aufhielten.


Das Herrenhaus Kukšas (Kukšu muižā) in der zwischen Kandava und Tukums (Tuckum) wirkte nach solchen Eindrücken geradezu wie aus der Zeit gefallen. Perfekt wieder aufgebaut steht es da, idyllisch an einem kleinen See gelegen, von einem hübschen Garten umgeben. Hier hat sich der neue Hausherr, Hotelier und Koch Daniel Jahn wohl einen Lebenstraum erfüllt, als er das damals ziemlich heruntergekommene Herrenhaus Ende der 1990er Jahre einer älteren Dame abkaufen konnte. Mit viel Mühe hat er das Haus wieder detailgetreu hergerichtet und ein Hotel eröffnet, vor allem auf die aufwändig restaurierten Wandmalereien vom Ende des 18. Jh. ist der Hausherr stolz . Heute residieren in dem Hotel wohlbetuchte Gäste aus aller Welt, auch zahlreiche lettische Prominente.


Die Geschichte des Hauses ist abwechslungsreich. Erstmals 1530 erwähnt, wurde es mehrfach verkauft, bis es letztlich in die Hände der Familie von Bötticher gelangte, die das Gut bis zur lettischen Landreform 1920-1922 besaß. Erwähnenswert ist, dass in diesem Haus auch die Mutter des deutschbaltischen Schriftstellers Werner von Bergengrün – Helene Anna Mathilde von Bötticher geboren worden. Sie heiratete 1889 Dr.med. Paul Emil von Bergengrün.

Der Rückweg nach Riga führte über den verfallenen Kurort Ķemeri (Kemmern). „Verfallen“ ist vielleicht übertrieben, doch angesichts der Kontraste und der Möglichkeiten, die dieses kleine Städtchen hätte, ist der Begriff in meinen Augen passend. Als in Ķemeri 1796 nämlich entdeckt wurde, dass das schwefelhaltige Quellwasser in der Gegend und auch der Schlamm heilende Wirkung hätten (zur Behandlung von Nervenerkrankungen, der Gelenke, Knochen und Muskeln), entwickelte sich die Ortschaft nach und nach zu einem Heilort. Doch so richtig wurde Ķemeri erst bekannt, als Nikolaus I. von Russland es zum Kurort ernannte und das erste Badehaus errichtet wurde. Als dann 1912 auch noch eine direkte Eisenbahnverbindung zwischen Moskau und Ķemeri eröffnet und der nahegelegene Strand von Jaunķemeri durch eine Straßenbahn leicht erreichbar wurde, stieg die Ortschaft endgültig zu einer der beliebtesten Adressen der nordosteuropäischen High Society auf. Nach Zerstörungen während des Ersten Weltkrieges wurde von der nun unabhängigen Republik Lettland viel Geld investiert und mehrere neue Gebäude erbaut, unter anderem das in den 1930er Jahren nach Entwürfen von Eižens Laube errichtete Hotel mit dem Spitznamen „Weißes Schiff“. 


Doch die Zeit war schneller und der Zweite Weltkrieg zermalmte das kleine Land zwischen den Großmächten. Danach blieb nichts mehr, als die neu errichteten Häuser mitsamt dem idyllischen Park mit seinen romantischen Brücken und einem Teepavillon dem sowjetischen Verfall preiszugeben. Als Lettland dann zum Zweiten Mal unabhängig wurde, dauerte es nicht lange und die West-Investoren standen vor der Tür, mit hoffnungsvollen Aussichten. Das Riesenhotel wurde angeblich von der Kempinsky-Gruppe gekauft und gründlich restauriert. Doch dann... die Entwicklung des Ortes, ja, des ganzen Landes, blieb stehen. Die reichen Russen stürzten und stürzen sich nach wie vor nur auf das mittlerweile ziemlich schicke Jūrmala (Rigaer Strand). Doch nach Ķemeri, eigentlich nicht weit von Jūrmala entfernt, will keiner mehr. 

Das „Weiße Schiff“, das große Badehaus, der Wasserturm, der Teepavillon und die schönen Brücken sind vermutlich noch jahrzentelang dem Verfall preisgegeben. Und die Kempinsky-Gruppe verbucht ihr Hotel vermutlich einfach nur als Fehlinvestition und setzt diese von den Steuern ab. Irgendwann wird schon jemand kommen, der es kaufen wird. Die Preise gehen in Lettland ja nicht mehr runter.

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Donnerstag, 31. Juli 2014

Im Schloss des Lichts

Vor ein paar Tagen habe ich das neue „Lichtschloss“ von Riga besucht. Ein gigantischer Bau, der alles übersteigt, was man jemals in Lettland errichtet hat. Noch in Jahrhunderten wird es vermutlich als bedeutendstes Bauwerk des Landes gelten, und seinem Architekten, Gunnar Birkerts (lett:Gunārs Birkerts), ein US-Amerikaner lettischer Abstammung, wird man irgendwann möglicherweise ein riesiges Denkmal errichten.
Foto: Kaspars Garda, Rīga 2014
Aber im Ernst, das Bauwerk gilt als DAS Architektur-Aushängeschild im Kulturhauptstadtjahr 2014. Dabei wurde es völlig unabhängig davon, noch bevor überhaupt bekannt war, das Riga jemals die Kulturhauptstadt Europas werden würde, geplant. Quasi mit Beginn der Unabhängigkeit Lettland begann Herr Birkerts bereits Anfang der 1990er Jahre Pläne zu schmieden, wie so eine neue Bibliothek, die alle Bücher der sechs bisherigen Filialen der Nationalbibliothek vereinigen sollte, aussehen könnte. Und, man mag es glauben oder nicht, das Gebäude hätte eigentlich noch viel größer ausfallen sollen. Um ein Drittel größer! Hat man mir zumindest so gesagt, als ich mir das „Kunstwerk“, muss man ja schon fast sagen, im Rahmen einer Führung von innen habe anschauen dürfen. Mit Tiefgarage sollte es gebaut werden, aber nun ist es eben kleiner geworden, und die armen Autofahrer müssen jetzt, oder besser gesagt, irgendwann einmal, wenn der Parkplatz endgültig fertig ist, ein paar Minuten laufen, bevor sie das neue Heiligtum Lettlands betreten.


Der Grund für diese beinahe schon maßlose Verkleinerung dürfte in den Kosten liegen. Nun muss der lettische Steuerzahler „nur“ rund 200 Millionen Euro für den Bau hinlegen. Und das in einem Land, das sich noch vor ein paar Jahren 4,4 Milliarden Euro vom IWF leihen musste. Aber diese Schulden sind längst getilgt, dank der Einsparungen, die die Politiker durchgesetzt haben. So wurden vor einigen Jahren vor allem im öffentlichen Sektor die Gehälter um durchschnittlich 25 Prozent gekürzt. Und für die Rentner, die mit ca. 300 Euro im Monat auskommen müssen, oder die unzähligen Menschen, die in den Müllcontainern der Vorstädte Lebensmittel suchen, oder die hervorragenden Straßenmusiker, die keine Stelle gefunden haben, ist so ein überdimensioniertes Bauwerk sowieso nicht mehr erklärbar. Da können einem dann auch schon mal die Worte fehlen.

Macht nichts. Geht mich ja nichts an. Könnte ich denken. Aber es regt mich auf. Und auch, wenn das „Lichtschloss“ einige schöne Seiten hat, und auch, wenn mir die Initiative während der Eröffnungsfeierlichkeiten zum Kulturhauptstadtjahr im Januar 2014, als Tausende Bürger bei über Minus zehn Grad eine Menschenkette zwischen alter und neuer Nationalbibliothek bildeten und von Bürgern gespendete Bücher von Hand zu Hand weiterreichten und so in Birkert's Bauwerk brachten, wo sie nun hinter einer riesigen Glasscheibe quasi solidarisch darauf hinweisen sollen, dass diese Bibliothek allen Letten gehört und hier, hinter diesem gigantischen Bücherregal, auf mehreren Stockwerken, ideal klimatisiert und meistens im Dunkeln, das nationale lettische Vermächtnis liegt, kann ich persönlich mich nicht mit diesem Haus anfreunden.


Den meisten Letten scheint es aber zu gefallen, so zumindest ist mein Eindruck. Aber mal abwarten, wie sich die Sache entwickelt. Und im übrigen geht es ja um viel mehr. Es geht um Nationalbewusstsein. Um ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Darum, dass dieses Land nun endlich dauerhaft unabhängig sein möchte, seine eigene Sprache sprechen und seine eigene Kultur bewahren möchte. Und deswegen ja auch die auffällige Form: Nach einer lettischen Sage gab es nämlich einmal ein Schloss des Lichts, dass vor langer Zeit versunken ist und erst dann wieder aufsteigen würde, wenn das lettische Volk frei und unabhängig ist. Darüber hinaus spielt der Architekt auch auf ein Drama „Das goldene Ross“ des lettischen Nationaldichters Rainis (eigentlich Jānis Pliekšāns (1865–1929)) an, in dem eine Prinzessin auf dem Gipfel eines Glasberges zum ewigen Schlaf verdammt ist, bis jemand den steilen Berg bezwingt und sie damit erlöst.

Foto: Kaspars Garda, Rīga 2014
Alles schön und gut. Ich verstehe ja auch die Notwendigkeit einer neuen Nationalbibliothek, denn die alten Gebäude waren und sind nach wie vor baufällig und hätten einer dringenden Renovierung bedürft. Tja. Nun hat Riga eben einen zentralistischen Bau, in dem alle wichtigen Bücher des Landes zusammengeführt, in dem überdies aber auch noch eine Universitätsbibliothek, ja, und auch noch eine öffentliche Bibliothek untergebracht sein werden (noch ist es ja nicht so weit - die vollständige Eröffnung findet erst Ende August statt). Alles unter einem Dach. Nett. Hätte man auch anders machen können. Ich bin mir nicht sicher, ob das mit dem Lichtschloss so wichtig war. Aber mich fragt ja keiner...

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