tag:blogger.com,1999:blog-43052727070160424012024-03-21T06:00:59.028+02:00Stadtschreiber Riga/Rīga 2014Blog von Jochen Könnecke, von Juni bis August Stadtschreiber der Europäischen Kulturhauptstadt Riga/Rīga 2014 mit einem Stipendium des Deutschen Kulturforums östliches EuropaDeutsches Kulturforumhttp://www.blogger.com/profile/08400942810741244277noreply@blogger.comBlogger35125tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-16937477212426208132024-01-31T17:36:00.002+02:002024-01-31T17:59:19.527+02:00Russische Schule<style type="text/css">P { margin-bottom: 0.21cm; }</style>
<br />
<div style="font-style: normal; font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
Dass die Russen anders feiern als die Deutschen, dürfte ja weithin
bekannt sein. Ja, sie sind ausgelassener, und dass vermutlich jeder
zweite Mann nicht nur recht gut Gitarre spielen, sondern dazu auch
noch Lieder von Vladimir Vysocki, dem legendären Moskauer Schauspieler
und Liedermacher, singen kann, ist kein Klischee. Auch, was die
Ausdauer beim Feiern betrifft, dürfte es keine zwei Meinungen geben. </div>
<div style="font-style: normal; font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">Was
die Organisation von Veranstaltungen angeht, haben die Russen jedoch
noch Lernbedarf. Aber vielleicht möchten sie es auch gar nicht so
perfekt haben. So wie auf der Schuleröffnungsfeier der 'J.G.Herdera
Rīgas Grīziņkalna vidusskola' am vergangenen Montag, als am ersten
September die Kinder aus ihren dreimonatigen Ferien zurückkamen,
übrigens den längsten in ganz Europa. </span></span>Da versammelten
sich die Kinder, Lehrer und Eltern bei strahlendem Sonnenschein auf
dem Hof vorm Haupteingang, während eine Rede nach der anderen
gehalten wurde, unter anderem auch von <b><span style="font-weight: normal;">Nils
Ušakovs, dem amtierenden Bürgermeister von Riga. Es wurde nämlich
nicht nur der erste Schultag, sondern auch die Eröffnung der
neugegründeten Schule </span></b><b><span style="font-weight: normal;">gefeiert. Da die Schülerzahlen in den letzten Jahren an vielen
Schulen stark gesunken sind, hat man nun aus zwei Schulen eine
gemacht. Eine davon ist die nun ehemalige 'Rīgas Herdera
vidusskola', eine russischsprachige Schule mit Deutsch als
Schwerpunkt. Sie musste aus ihrem langjährigen Haus in der Skolas
iela ausziehen und wurde nun mit der ehemaligen 'Rīgas </span></b><b><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">Grīziņkalna
vidusskola' zusammengelegt. </span></span></b><br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh4E3eKXDqoAwVSz-Srg7Npwiw0XjzGlZLWY2xRoJJU_oVzUKPBzsRyI4-26QhnomP7BuhIhA0X7XpRzZArHheS9rC3iQd4ylzz_e8eAJKbbu7zFjSgicUlDc7PK81NGeG-cKgGeSDfSLI/s1600/SAM_2793.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh4E3eKXDqoAwVSz-Srg7Npwiw0XjzGlZLWY2xRoJJU_oVzUKPBzsRyI4-26QhnomP7BuhIhA0X7XpRzZArHheS9rC3iQd4ylzz_e8eAJKbbu7zFjSgicUlDc7PK81NGeG-cKgGeSDfSLI/s1600/SAM_2793.JPG" height="225" width="400" /></a></div>
<b><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;"> </span></span></b>
<b><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;"></span></span></b></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<b><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">Insgesamt
gibt es 56 lettischsprachige Schulen, 45 russischsprachige, elf
lettisch-russischsprachige und fünf anderssprachige Schulen
(Weißrussisch, Estnisch, Polnisch, Litauisch und Ukrainisch)
(Quelle: http://dati.e-skola.lv). Das entspricht auch ungefähr der
Bevölkerungszusammensetzung von Riga, wo laut dem Statistischen Amt
Lettlands 45,7% Letten, 38,3 Russen, 4% Weißrussen, 3,5 Ukrainer,
1,5% Polen, 0,8% Litauer leben (Quelle: http://data.csb.gov.lv). Eine
Quote, die es in Deutschland nicht gibt, aber ich frage mich auch, ob
das im Sinne der Integration ist. Denn die russischen Kinder lernen
in der Schule zwar Lettisch (und auch die Schulbücher sind
größtenteils in lettischer Sprache), doch direkten Kontakt zu Letten
haben sie in der Zeit, die sie in der Schule verbringen, nicht.
Andersherum ist es genauso. Kein Wunder also, dass ich nach wie vor
den Eindruck habe, dass die Letten mit den Russen und die Russen mit
den Letten nur wenig zu tun haben. Die Kinder lernen es schon von
klein auf. </span></span></b>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
<b>„<span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">Ich
kann das verstehen – jeder möchte doch in seiner Muttersprache
lernen.“ sagte mir neulich eine Lettin, die nichts dagegen zu haben
schien, dass russische Kinder in russische Schulen gehen. „Wenn
jemand Russisch sprechen möchte – bitte, dann spreche ich auf
Russisch, kein Problem.“ Und die russischen Kinder lernen dies auch
so: „Hier kann man überall auf Russisch sprechen“ hörte ich
bereits mehrmals, nachdem ich erzählt hatte, dass ich endlich meine
Lettischkenntnisse verbessern wolle. Also ob es sich nicht lohnen
würde, Lettisch zu lernen. Natürlich gibt es auch die andere Seite.
Manche Letten antworten ganz bewusst nicht, wenn Sie auf Russisch
angesprochen werden – obwohl sie die Sprache beherrschen.</span></span></b><br />
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgUfdKqFhn22u92STTOTHjhwGtpyN2Ocqvx_WWxWLR97Yy443W_0Ck9vR9qC0xM460joAN7Ojny_I-bs_T4BBzEztNv8x3j5NyDLgeKC6y2HCYnutg1natu8JavDxNT39FpLNav08OYqlE/s1600/SAM_2825.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgUfdKqFhn22u92STTOTHjhwGtpyN2Ocqvx_WWxWLR97Yy443W_0Ck9vR9qC0xM460joAN7Ojny_I-bs_T4BBzEztNv8x3j5NyDLgeKC6y2HCYnutg1natu8JavDxNT39FpLNav08OYqlE/s1600/SAM_2825.JPG" height="240" width="320" /></a></div>
<br />
<b><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">Fakt
ist aber, dass es nun mal russischsprachige Schulen in Riga gibt, und
überdies noch einige mit Schwerpunkt Deutsch (der Deutschunterricht
findet übrigens in enger Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut
statt). Und nun also die feierliche Eröffnung der Schule mit
Bürgermeister Nils Ušakovs, einem in Lettland geborenen Russen, der
vor allem wohl deshalb an die Macht gekommen ist, weil es nur eine
russische Partei im Stadtrat von Riga gibt (bzw. das Parteienbündnis
Saskaņas Centrs, auf deutsch: Zentrum der Harmonie), während die
lettischen Parteien nicht nur untereinander zerstritten sind, sondern
auch noch um die Wählerstimmen konkurrieren. So hat Riga nun seit
einiger Zeit einen russischstämmigen, aber perfekt Lettisch
sprechenden Bürgermeister, der keinen Hehl daraus macht, dass er
gute Kontakte zur russischen Politik und Wirtschaft pflegt. Man
könnte fast meinen, der noch nicht vierzigjährige Journalist sei
ein Anhänger Putins. Zumindest ist sein offensiver Umgang mit den
Medien sehr geschickt. Dass die Bevölkerung aber dennoch relativ
ruhig ist, und die wenigsten Menschen Angst davor haben, dass ein
ähnlicher Konflikt wie in der Ostukraine ausbrechen könnte, liegt
auch an Ušakovs, denn de</span></span></b><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">r tritt unter anderem entschieden dafür ein,
dass alle Russen Lettisch beherrschen müssen.</span></span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<b><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">Die
Eröffnung der Schule ist wieder mal eine geeignete Bühne für den
smarten Politiker, der hier wunderbare Eigenwerbung machen kann. Das
Chaos um ihn herum scheint ihn nicht zu stören, denn während die
Lautsprecher dem prominenten Besucher vermutlich beinahe die Ohren</span></span></b><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;"> platzen la</span></span><b><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">ssen, hört die Mehrheit der Kinder und Eltern auf der
anderen Seite kein Wort von dem, was gesprochen wird. Stattdessen
quasseln alle munter miteinander, ohne sich für das offizielle
Geschehen überhaupt zu interessieren. Und die kleinen Kinder
bekomm</span></span></b><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">en in keinster Weise mit, w</span></span><b><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">elche Gedichte oder Lieder die
größeren Kinder – auf Russisch, auf Lettisch und auch auf Deutsch
- vortragen. Schade eigentlich. </span></span></b>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0Riga, Lettland56.9676941 24.105622128.657460263821157 -11.050627899999999 85.277927936178855 59.261872100000005tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-78123466934049849682015-01-12T13:21:00.002+02:002024-01-31T17:44:46.844+02:00Vladimir Dimitrievich<style type="text/css">P { margin-bottom: 0.21cm; }</style><span style="font-family: inherit; font-size: small;">Aus der <span style="font-family: inherit;">L</span>esung im Rahmen der Abschlussveranstaltung als Stadts<span style="font-family: inherit;">ch<span style="font-family: inherit;">r<span style="font-family: inherit;">eiber</span></span></span> am 23. September 2014 im Goethe-Institut Riga</span><br />
<div style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: inherit; font-size: small;"><b><br /></b></span></div>
<div style="font-weight: normal; line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: small;">Hinter einem überfüllten
und unaufgeräumten Schreibtisch aus den sechziger Jahren sitzt, auf
einem schmalen Hocker, ein alter, etwas beleibter, aber kräftiger
Mann. In der einen Hand hält er eine Lupe, in der anderen eine
Klarsichthülle mit Diapositiven. Konzentriert begutachtet er seine
Fotos, hält sie gegen das Licht, seufzt ein wenig und legt sie dann
beiseite. Dann widmet er sich seinem Manuskript, welches er vor über
zwanzig Jahren verfasst hat. Immer wieder schreibt er
handschriftliche Kommentare in den mit einer alten deutschen
Schreibmaschine geschriebenen Text. Es handelt sich dabei um seine
Eindrücke, die er während einer Kuba-Reise mit einer sowjetischen
Delegation gesammelt hat. Seitdem sucht er für sein Schreibprojekt
einen deutschsprachigen Verlag. Dass sein Text bereits bei einem
renommierten Moskauer Verlag auf Russisch erschienen ist, befriedigt
ihn nicht. Er will, das auch die Menschen in Deutschland, Österreich
und in der Schweiz von seinen Erlebnissen auf Kuba erfahren. Für
viel Geld hat er vor einigen Jahren eine deutsche Übersetzung
anfertigen lassen. Doch niemand äußert Interesse, und das lässt
ihm keine Ruhe. </span></span>
</div>
<div style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span></div>
<div style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: small;">Vladimir
Dimitrievich steht auf. Seinen Bademantel bindet er notdürftig zu,
in seinen zertretenen Badelatschen schlurft er in die Küche und
öffnet in gebückter Haltung den auf dem Boden stehenden
Kühlschrank. Fliegen surren rund um die Küchenlampe. Während er
nach einem Stück Fleisch aus dem Kühlschrank greift und es in eine
Pfanne wirft, hört man unten auf dem Hof ganz leise das Miauen
einiger verwahrloster Katzen, die bereits auf ihre tägliche
Fütterung warten. Da öffnet Vladimir Dimitrievich eine Plastikdose
und schmeißt den hungernden Katzen die Reste seiner gestrigen
Mahlzeit herunter. </span></span>
</div>
<div style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span></div>
<div style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: small;">Vladimir
Dimitrievich ist pensionierter Journalist. Dass er mittlerweile über
achtzig Jahre alt ist, sieht man ihm nicht an. Mit seinem weißen
Vollbart und seinen grauen, beinahe schulterlangen Haaren, könnte er
auf den ersten Blick ohne Weiteres auch als russisch-orthodoxer
Priester durchgehen. Doch mit Religion hat Vladislav Dimitrievich
herzlich wenig zu tun. Im Gegenteil. Sein kräftiger Körperbau
verweist auf seine Jugend, als er, wie seine beiden Brüder,
begeistert Eishockey gespielt hat. </span></span>
</div>
<div style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span></div>
<div style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: small;">Wie
viele andere Russen kam er nach dem</span><span style="color: black; font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">
Zweiten Weltkrieg mit seiner Familie nach Riga. Seinem Vater wurde
damals eine Stelle als Flugzeugingenieur angeboten. Die Entscheidung,
die Heimatstadt </span></span><span style="color: black; font-size: small;"><u><span style="font-weight: normal;">Perm</span></u></span><span style="color: black; font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">,
in der die Familie schon seit Generationen lebte, von einen Tag auf
den anderen zu verlassen, fiel sicher nicht leicht. Andererseits
waren die Jahre seit der russischen Revolution schwer gewesen. Denn
dem Großvater hatten die Rotarmisten das neugebaute Mehrfamilienhaus
entrissen. In die Partei ist der Vater deshalb auch nie eingetreten,
und so hielt es auch Vladimir Dimitrievich zeit seines Lebens. </span></span></span>
</div>
<div style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span></div>
<div style="font-weight: normal; line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: inherit;"><span style="color: black; font-size: small;">In
den ersten Jahren in der neuen Stadt lebten sie zu fünft in einem
kleinen Zimmer, mit unangenehmen Nachbarn, einer überfüllten
Gemeinschaftsküche und einer trostlosen Toilette im Treppenhaus. Im
Hof, daran kann er sich gut erinnern, spielten fast nur russische
Kinder. Und einzige lettische Junge im Hof war gezwungen, Russisch zu
sprechen, wenn er mit seinen neuen Freunden spielen wollte. Natürlich
lernten die russischen Kinder in der Schule Lettisch, aber der
Unterricht fiel oft aus, und das Fach wurde von den Schülern nicht
besonders ernst genommen.</span></span></div>
<div style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span></div>
<div style="font-weight: normal; line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: inherit;"><span style="color: black; font-size: small;">Eine
große journalistische Karriere blieb Vladimir Dimitrievich zwar
verwehrt, aber immerhin war er durchgehend bei verschiedenen
Zeitungen beschäftigt. Doch als die Sowjetunion dann 1990/91
plötzlich zerbrach und Lettland unabhängig wurde, dauerte es nicht
lange, bis er entlassen wurde. Eine neue Anstellung war aufgrund
seiner russischen Herkunft und seines gehobenen Alters aussichtslos.
Die niedrige Rente, auf die er dann Anspruch hatte, reichte bei
weitem nicht aus zum Leben. Hätte er nicht Verwandte im westlichen
Ausland gehabt, die ihn unterstützten, wäre es unmöglich gewesen,
mit seiner Frau in der Vierzimmerwohnung zu bleiben, die sie früher
mit ihren beiden nun erwachsenen Kindern bewohnt hatten. Dass diese
seit Beginn der 1990er Jahre im westlichen Ausland lebten und dort
lange Zeit nicht einmal genug Geld für den eigenen Bedarf verdienen
konnten, machte die Sache nicht gerade einfacher.</span></span></div>
<div style="font-weight: normal; line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span></div>
<div style="font-weight: normal; line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: inherit;"><span style="color: black; font-size: small;">Obwohl
er bereits in den vierziger Jahren in Riga lebte, bekam er nach der
Unabhängigkeit Lettlands nicht automatisch die lettische
Staatsbürgerschaft. Stattdessen wurde er, wie viele andere Russen
auch, zum sogenannten Nichtbürger Lettlands erklärt, mit
Aufenthalts-, aber ohne Wahlrecht. Die lettische Staatsbürgerschaft
zu erwerben, blieb Anfang der 1990er Jahre nur wenigen Russen
vorbehalten. Erst aufgrund von internationalem Druck lockerte die
lettische Regierung die Bedingungen. Doch viele Russen empfanden es
schon als Beleidigung, überhaupt einen Antrag auf Einbürgerung
stellen zu müssen, um ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft in
dem Lande zu werden, in dem sie geboren worden waren oder zumindest
seit ihrer frühen Kindheit lebten. Vladimir Dimitrievich sah dies
pragmatischer und entschied sich dafür, mit beinahe siebzig Jahren
die lettische Sprache zu erlernen und die Staatsbürgerschafts-Prüfung
abzulegen. </span></span>
</div>
<div style="font-weight: normal; line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: small;"><br /></span></span></div>
<div style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: inherit;"><span style="color: black; font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">Vladimir
Dimitrievich erhebt sich, stellt den leeren Teller beiseite und geht
ins Wohnzimmer. Er schließt die Tür zum angrenzenden Schlafzimmer,
in dem seine schwer kranke Frau liegt und um die er sich fast ganz
alleine kümmert. Dann schaltet er, sehr laut, den Fernseher an</span></span><span style="color: black; font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">.
Als erstes schaut er sich die Wetternachrichten an, dann den Bericht
über die Geschehnisse in der Ukraine, eines der wenigen Themen, die
ihn überhaupt noch interessieren. Doch schon bald</span></span><span style="color: black; font-size: small;"><span style="font-weight: normal;"> macht er den Fernseher wied</span></span><span style="color: black; font-size: small;"><span style="font-weight: normal;">er aus und legt sich hin, um seinen Mittagsschlaf zu machen. Ukraine? Putin?
Lettland? Über diese Fragen nachdenkend schläft er langsam ein.
Einigermaßen beruhigt. Dass Putin einen gewaltsamen Aufstand der
Russen ihn Lettland militärisch unterstützen, ja, provozieren
würde, kann er sich einfach nicht vorstellen. Und er hätte auch
etwas dagegen. Denn dann könnte er nicht mehr ohne Visum zu seinen
Verwandten nach</span></span><span style="color: black; font-size: small;"><span style="font-weight: normal;"> Deutschland reisen. </span></span></span>
</div>
<div style="font-weight: normal; line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0Riga, Lettland56.9676941 24.105622128.657460263821157 -11.050627899999999 85.277927936178855 59.261872100000005tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-63695467058821443822015-01-12T13:07:00.000+02:002015-01-12T13:24:40.758+02:00IvetaAus der Lesung im Rahmen der Abschlussveranstaltung als Stadtschreiber am 23. September 2014 im Goethe-Institut Riga<br />
<br />
„Das muss ich ihnen jetzt aber doch erzählen!“ Iveta beugt sich mir entgegen, während ich schnell noch die Tasse mit dem Früchtetee beiseite stelle, und ihre sonst so melodiöse, beinahe theatralische Stimme bekommt einen mir ganz unbekannten Klang. „Ich habe neun Kredite aufgenommen! Und keine Bank wusste vom Kredit der anderen.“ Sofort schießen mir, dem abgesicherten Deutschen, naive Fragen durch den Kopf, wie „Kann das sein?“, „Hätte ich das auch gemacht?“ oder „Wird sie ihre Schulden je wieder zurückzahlen können?“<br />
<br />
Da lehnt sich Iveta auch schon wieder zurück und ergänzt scheinbar ruhig: „Jetzt haben sie mein Haus genommen, dass ich damals mit meinem Mann aufgebaut habe.“ Nach und nach erfahre ich Dinge, die ich nie erwartet hätte, obwohl ich Ähnliches vermutet habe. Denn wie kann es sonst sein, dass diese energische, intelligente und auch feinfühlige Dame Ende fünfzig gleich drei Jobs gleichzeitig ausübt und trotzdem in einer Art Wohngemeinschaft wohnt? Einer Zweck-WG, in der diejenige Person, die fast nie da ist, das Sagen hat, nämlich die Tochter des über achtzigjährigen, pflegebedürftigen Wohnungsbesitzers. Da die restlichen zwei Zimmer an ausländische Studentinnen vergeben sind, bleibt die Pflegearbeit inklusive tägliches Kochen fast immer an Iveta hängen. Für eine reduzierte Miete selbstverständlich.<br />
<br />
Das Zimmer in dem alten, teilrenovieren Jugendstilhaus in der Ģertrūdes iela bewohnt sie gerade mal ein halbes Jahr. Es ist ihre erste Bleibe in Riga, seit sie Aizkraukle, eine kleine Stadt im Südosten Lettlands, verlassen hat. Alles wirkt sehr provisorisch, und die Möbel, die nicht ihre eigenen sind, scheinen allesamt Relikte aus vergangenen Sowjetzeiten zu sein. „Wenn ich etwas Eigenes finde, ziehe ich hier sofort wieder aus,“ erklärt mir Iveta mit entschlossener Miene. Optimismus und Fröhlichkeit waren möglicherweise Eigenschaften, die schon immer einen Teil ihres Charakters ausmachten. Doch nun wirkt diese positive Ausstrahlung ein wenig aufgesetzt, scheint jederzeit in sich zusammenfallen zu können, wie eine dünne, äußerst empfindliche Maske.<br />
<br />
Iveta hat zahlreiche Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Vor allem den Unfalltod ihrer beiden drei- und fünfjährigen Kinder Ende der 1980er Jahre hat sie bis heute nicht überwunden, sie tut sich schwer, darüber zu sprechen. Ebenso geht es ihr, als ich sie nach ihrem Mann frage, der nur wenige Jahre später an Krebs verstarb. Nun ist sie mehr oder weniger allein, irgendeinen Kontakt zu Verwandten hat sie nicht. Vielleicht war der Verlust ihrer Familie auch einer der Gründe, warum sie ihre Stelle als Deutschlehrerin an einer Schule in Aizkraukle aufgab, um etwas völlig Neues zu beginnen. Ein Schönheitssalon sollte es sein, das war ihr großer Traum, und damit verbunden war natürlich die Hoffnung, mehr Geld zu verdienen als sie es bis dahin getan hatte.<br />
<br />
Die Banken gaben ihr die benötigten Kredite, allerdings zu äußerst ungünstigen Konditionen. Geld zu bekommen war vor der lettischen Wirtschaftskrise, die 2008 einsetzte, ein Kinderspiel. Die Wachstumsraten waren enorm, und Immobilienbesitzer waren felsenfest davon überzeugt, dass der Wert ihrer Wohnung beständig steigen würde. Das ganze Land befand sich in einer Art Konsumrausch. Der Erfolg der anderen Existenzgründer beflügelte auch Iveta. Doch dann lief das Geschäft schlechter als erwartet, und es kam, wie es kommen musste: Die Kredite konnten nicht zurückgezahlt werden und das Haus in Aizkraukle wurde gepfändet. Und wie so oft folgt einem Fehler der nächste Fehler: In ihrer Verzweiflung versuchte Iveta das fehlende Geld im Internet bei Online-Quizshows zu gewinnen – und verlor abermals.<br />
<br />
Beinahe eine viertel Million Euro müsse sie nun an die Banken zurückzahlen, erzählt sie mir. Ihre Tätigkeit als Museumswärterin hilft da nicht viel. Auch nicht ihre Jobs als Deutschlehrerin bei einer lettischen Arbeitsvermittlungsagentur und als Mitarbeiterin eines Marktforschungsinstituts. Letztendlich könne sie arbeiten so viel sie wolle, ihre Schulden würden für immer bestehen bleiben, und ihr Leben am Existenzminimum ebenfalls.<br />
<br />
„Reden wir doch über etwas anderes!“ sagt Iveta mit fröhlicher Stimme und bietet mir noch einen Keks an. Da öffnet sich die Zimmertür und der alte Wohnungsbesitzer schaut herein. „Ach so, Entschuldigung, das wusste ich nicht.“ grummelt er auf Lettisch und schließt die Tür wieder. Scheinbar wollte er Iveta wieder um einen Gefallen bitten. „Heute morgen habe ich für ihn eingekauft und gekocht. Aber seine Tochter war mal wieder nicht zufrieden mit mir, die Kartoffeln waren zu hart, angeblich.“ Iveta schaut auf die Uhr. „Ich muss jetzt losgehen, ins Museum. Danach mache ich noch ein paar Umfragen.“ Sie steht auf und will den Tisch abräumen. Als sie mich ganz betroffen im Sessel sitzen sieht, hellt sich ihr Gesicht auf, und mit ironisch-pathetischer Stimme ruft sie aus, als wolle sie mich aufmuntern: „Beigas labas, viss labs! Ende gut, alles gut!“ Den Humor hat Iveta wahrlich nicht verloren, und das ist wohl auch gut so.
Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-41571255464678585542014-09-29T23:23:00.007+03:002024-01-31T16:38:04.321+02:00Baiba Giptere und das Hinterhof-Projekt in der Moskauer VorstadtAus der Lesung im Rahmen der Abschlussveranstaltung als Stadtschreiber am 23. September 2014 im Goethe-Institut Riga<br />
<div style="line-height: 150%; margin-bottom: 0cm;">
<br />
Auf einer Bank sitzen ein paar Rentner und plaudern angeregt. Nebenan turnen Kinder ausgelassen an den neuen Spielgeräten. Vögel zwitschern, ein Auto parkt, von weitem hört man eine Straßenbahn vorbeifahren. Eine ältere Dame mit Plastiktüte in der Hand betrachtet geradezu fürsorglich einige Kürbisse, die bereits so groß wie Basketbälle sind. Das Geräusch eines Rasenmähers vermittelt den Eindruck von ländlicher Betriebsamkeit. Doch der Ort, an dem sich diese scheinbar alltägliche Szene abspielt, ist ein ungewöhnlicher Hinterhof in Riga, genauer gesagt in der Moskauer Vorstadt, einem Stadtviertel, das überwiegend aus ziemlich heruntergekommenen Holzhäusern und sowjetischen Plattenbauten besteht, und in dem fast nur Russen wohnen. <br />
<br />
„Baiba!“ ruft die Frau mit Plastiktüte auf Russisch. „Willst Du noch eine Tüte mit Äpfeln haben?“ „Ja, gerne, danke! Ich komme gleich!“ ruft eine Stimme aus dem Hausflur zurück. Kurze Zeit später erscheint eine Frau um die fünfzig, akkurat gekleidet, blondiertes schulterlanges Haar. Hinter ihr ein Mann mit Fotoapparat und Aufnahmegerät, ein Journalist aus Deutschland, dem sie gerade den Projektraum gezeigt hat. Er verabschiedet sich höflich, dann geht Baiba zu der Frau bei den Kürbissen und nimmt die Plastiktüte mit den Äpfeln entgegen.<br />
<br />
Medienvertreter aus aller Welt wurden in diesem Hinterhof schon oft gesehen, seitdem die Nachbarn nicht mehr den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzen, jeder für sich allein, und vor allem, seitdem der verwahrloste Bereich zwischen den fünfstöckigen Mehrfamilienhäusern aus weißem Backstein nicht mehr Treffpunkt von Alkoholikern, Drogenabhängigen und Müllsammlern ist. Baiba war zwar nicht die Erste, die sich über den schlechten Zustand des Hofs aufregte, dafür war sie aber bereit, sich dafür einzusetzen, ihn umzugestalten. Sie wollte einfach nicht mehr zulassen, dass ihre jüngster Sohn in einem mit leeren Flaschen und Zigarettenkippen verschmutzten Sandkasten spielen musste.<br />
<br />
So gründete sie mit einigen Nachbarn den Verein für die Entwicklung der Latgaler Vorstadt (Asociācija Latgales priekšpilsētas attīstībai), zu der auch die Moskauer Vorstadt gehört. Und als bekannt wurde, dass sowohl die Stadt Riga als auch die Stiftung Riga 2014 Gelder für die besten Konzepte für die Verschönerung der Hinterhöfe bereitstellen würden, erarbeitete die kleine Gruppe um Baiba ein erfolgreiches Konzept, mit dem sie jeweils den Zuschlag erhielt. Spätestens von dem Moment an, als Gärtner und Architekten kamen und konkrete Pläne für die Umgestaltung vorlegten, waren auch die meisten bisher eher skeptischen Nachbarn bereit mitzumachen. In gemeinsamen Aktionen wurde der Innenhof nun in gemeinschaftlicher Arbeit umgebaut. Und nicht nur das. In der Folge organisierte der Verein Hoffeste, Sommer-Sport, Ausflüge, Kochkurse und Bastelwerkstätten, die zum Teil draußen im Hof und teilweise in dem oberflächlich renovierten Projektraum im Kellergeschoss veranstaltet wurden, den der Verein angemietet hatte.<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhzbHvFBC_Q5AxTzbjUcQ5TYAx60__WBq1_eWBhs8pCOFhTB5755CMj7B5eBJ78zt_4fPnTb2jMJYthgdfClgYDK6gd3APwrTGQMnT2NLWCd_qlnOyhVHYtfknKIz8dCmSaA6H5Uim0gTw/s1600/SAM_2852.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhzbHvFBC_Q5AxTzbjUcQ5TYAx60__WBq1_eWBhs8pCOFhTB5755CMj7B5eBJ78zt_4fPnTb2jMJYthgdfClgYDK6gd3APwrTGQMnT2NLWCd_qlnOyhVHYtfknKIz8dCmSaA6H5Uim0gTw/s1600/SAM_2852.JPG" height="225" width="400" /></a></div>
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Was nun folgte, war im positiven Sinne absehbar: Die Nachbarn aus der Umgebung kamen und interessierten sich, und so dauerte es nicht lange, bis Baiba den nächsten Antrag schrieb. Mittlerweile sind es drei Hinterhöfe, die umgestaltet wurden, und ein Ende ist noch nicht in Sicht. „Die Menschen hier haben verstanden, dass sie Dinge verändern können, wenn Sie gemeinsam handeln. Und dass es wichtig ist, wenn einer den Anfang macht.“ erzählt Baiba immer wieder den Besuchern, die sich ein eigenes Bild machen möchten. Dabei ist ihr aber auch klar, dass die Umgestaltung niemals ohne öffentliche Fördermittel und private Spenden funktioniert hätte. Auf die immer wiederkehrende Frage, warum sie hier als Lettin zwischen so vielen Russen wohne, antwortet sie gelassen, dass Sie schon seit zwanzig Jahren hier lebe, und dass sehr gerne. „Ich denke beinahe schon auf Russisch“ fügt sie lachend hinzu. „Die Russen sind offener als die Letten, mit ihnen ist es einfacher, etwas zu unternehmen. Die Letten sitzen lieber zu Hause“.<br />
<br />
Illusionen über das Leben in Riga macht sich die gelernte Schneiderin trotz aller Bemühungen aber nicht. Dass ihre älteste Tochter beabsichtigt, nach New York zu fliegen, um sich dort um einen Studienplatz zu bewerben, unterstützt sie ohne Wenn und Aber. „Welche Perspektive hat sie schon hier in Riga?“ Dass es keine Kontinuität gäbe, bemängelt sie. So ginge es auch ihren Nachbarn, von denen meisten nur an heute und morgen denken würden. Was danach käme, sei ohnehin nicht planbar, zumindest nicht in diesem Land.<br />
<br />
Angst vor Putin und seiner aggressiven Außenpolitik habe sie aber nicht. Und dass es unter den Russen einige Befürworter Putins gäbe, stört sie nicht. Niemals würde er es wagen, Lettland oder auch nur Teile Lettlands zu okkupieren, da sei sie felsenfest von überzeugt. Und die lettischen Russen würden es auch gar nicht wollen, gibt sie zu bedenken. Die wüssten genau, dass es ihnen hier besser geht als den meisten Menschen in Russland.<br />
<br />
Baiba Giptere macht es wohl richtig. Ohne sich allzu große Illusionen zu machen, setzt sie sich für die Verbesserung des Zusammenlebens der Menschen ein. Es ist erstaunlich, dass die Verschönerung eines Hinterhofs die Aufmerksamkeit der internationalen Presse erregt. Eigeninitiative und nachbarschaftliche Projekte scheinen in Lettland immer noch etwas Besonderes zu sein. </div>
Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com2Riga, Lettland56.9676941 24.105622128.657460263821157 -11.050627899999999 85.277927936178855 59.261872100000005tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-79540509328920902222014-09-28T13:45:00.016+03:002024-01-31T18:28:59.827+02:00Stadtschreiber im Ostseemagazin auf Radio NDR 1 Welle Nord<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://www.ndr.de/wellenord/Ostseemagazin,audio217578.html" rel="nofollow" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;" target="_blank"><img alt="Stadtschreiber im Ostseemagazin auf Radio NDR 1 Welle Nord" border="0" data-original-height="460" data-original-width="950" height="194" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgsu6h_OHauXjfaMSFGbvQh7oVMP4Wzl2Opl8qOblNodXpvxY8LdUNz1E2L0VDm0MqOF3YZLqbmBPkXo-WeGlc-HqnkYYvYD4QWteaeKK62Z8B5e2L7QXPT-SUPbu1RTcXF3KrVRCFyYGnMD1uVpBFPI53jTR8HOVHBvIYsR_eYU3mJmizqiK-nz16tQ98/w400-h194/20140925_NDR1-Welle-Nord_Ostseewelle_Stadtschreiber-Riga_950x460.jpg" title="Stadtschreiber im Ostseemagazin auf Radio NDR 1 Welle Nord" width="400" /></a></div><br />Am 25. September veröffentlichte der Radiosender NDR 1 Welle Nord im Ostseemagazin einen Beitrag der Journalistin Birgit Johannsmeier über mich als Stadtschreiber. <br /><br /><a href="https://www.ndr.de/wellenord/Ostseemagazin,audio217578.html " rel="nofollow" target="_blank"><b><span style="color: #0b5394;">Hier kann man mal reinhören</span></b><br /></a><span style="color: #666666;"></span><span style="color: #999999;">ab Min. 13:50, mit freundlicher Genehmigung von "NDR 1 Welle Nord Ostseemagazin"</span><br />Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0Riga, Lettland56.9676941 24.105622128.657460263821157 -11.050627899999999 85.277927936178855 59.261872100000005tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-59394789804080482592014-09-27T16:34:00.001+03:002014-09-29T18:37:58.947+03:00Abschied und RückkehrMeine Zeit als Stadtschreiber von Riga geht dem Ende entgegen. In ein paar Tagen werde ich meine Sachen zusammenpacken und zurück nach Deutschland fliegen. Aber ich komme wieder, sogar sehr bald, denn im Oktober und November habe ich als Autor von Reiseführern in Riga, Lettland, dem Baltikum und auch in St. Petersburg zu tun.<br />
<br />
Die Abschlussveranstaltung im Goethe-Institut am vergangenen Dienstag mit Lesung und anschließendem Gespräch mit Anna Muhka von der Stiftung Riga 2014 und Jonas Büchel vom Urban Institute Riga war aus meiner Sicht erstaunlich gut besucht. Für mich war es eine ganz neue Erfahrung, eigene Texte vor einem Publikum zu lesen. Besonders gespannt war ich auf die Reaktion der Zuhörer auf die Kurzportraits von Menschen, die in Riga leben. Es hat mich gefreut, einige positive Rückmeldungen erhalten zu haben. Ich würde das "Projekt" nämlich gerne fortsetzen, und vielleicht habe ich ja bis zum kommenden Sommer genug Texte beisammen, dass man daraus eine kleine Publikation machen kann. Vor allem Riga-Besuchern könnten die Portraits einen tieferen Einblick in das Alltagsleben in Riga vermitteln.<br />
<br />
Ein kleines Missverständnis möchte ich an dieser Stelle kommentieren. Eine Zuhörerin verstand mich während des Podiumsgesprächs wohl falsch. Sie warf mir hinterher vor, dass ich angefangen hätte, Russisch zu lernen, als ich in diesem Sommer nach Riga kam. Wäre es tatsächlich so gewesen, hätte ich ihre Reaktion verstanden. Doch in Wahrheit lernte ich bereits während meines ersten Riga-Aufenthalts 1999 Russisch, und zwar aus familiären Gründen. Später begann ich dann damit, Lettisch zu lernen, was zugegebenermaßen nur sehr langsam vonstatten ging. Während meines Aufenthalts in diesem Sommer nahm ich Lettisch- und nicht Russisch-Unterricht.<br />
<br />
Riga, diese schöne Stadt an der Mündung der Daugava in die Ostsee, ist mir wieder einmal ein großes Stück näher gekommen, oder ich ihr. Mit dem sicheren Gefühl, die Stadt eigentlich schon recht gut zu kennen, kam ich Ende Mai an, und musste bereits im Juni feststellen, dass ich eigentlich immer noch ein Fremder, ein Außenstehender bin. Doch durch die Vielzahl an interessanten Menschen, die ich in dieser Zeit kennenlernen durfte, aber auch durch neue Orte, die ich in diesem Sommer erstmals besuchte, fühle ich mich in Riga so wohl wie niemals zuvor. Es fiele mir sehr schwer, von dieser Stadt Abschied zu nehmen, wüsste ich nicht, dass ich auch in Zukunft häufig da sein werde.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiRHHuOo6Fjev1xf_i44B09Nd_BTyCsu_WcAxxCYZUE0my6yjni_HVjD-abtzYfGHj0YYLGaRSkk5mDHrCCVP5fgfYjph77R2qdXJKajAeKM57YrtydjSA8_ab8rkK-0Lmx2WbhA2mIWHI/s1600/Andromeda_(13).jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiRHHuOo6Fjev1xf_i44B09Nd_BTyCsu_WcAxxCYZUE0my6yjni_HVjD-abtzYfGHj0YYLGaRSkk5mDHrCCVP5fgfYjph77R2qdXJKajAeKM57YrtydjSA8_ab8rkK-0Lmx2WbhA2mIWHI/s1600/Andromeda_(13).jpg" height="195" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span class="contributor">Foto: Mārtiņš Otto, Rīga 2014</span></td></tr>
</tbody></table>
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Ein würdiger Abschluss war da das <b>Gemeinschaftskonzert des Kammerorchesters Sinfonietta Riga und des Berliner Andromeda Mega Express Orchestra</b> im Konzertsaal "Riga" der Akademie der Wissenschaften unter der Leitung von Jānis Liepiņš am vergangenen Freitag (26. September). Die Veranstaltung wurde übrigens vom <a href="http://www.goethe.de/ins/lv/rig/ver/de13114707v.htm" target="_blank">Goethe-Institut Riga</a> initiiert und gefördert, das speziell für dieses "Großorchester" einen Komponistenauftrag an den Komponisten Daniel Glatzel vergeben hatte. Das Ergebnis war eine spektakuläre Mischung aus Klassik-, Jazz-, BigBand-, Filmmusik-, Freejazz, Elektronikmusik- und Avantgardemusikelementen. Eine spannendes Ereigniss, dass nach Wiederholung ruft.<br />
<br />
Nicht wiederholt wird aller Voraussicht nach die Position des Stadtschreibers in Riga. Schade. Aber ganz sicher wird es in Zukunft andere Möglichkeiten geben, den kulturellen Austausch zwischen Lettland und Deutschland zu fördern. Der ist nämlich wichtig für beide Seiten, gerade jetzt, in Zeiten der Ukraine-Krise. <br />
<br />Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-14615569265965159032014-09-16T23:03:00.001+03:002014-09-17T09:17:03.575+03:00Abschlussveranstaltung als StadtschreiberAm 23. September findet meine Abschlussveranstaltung als Stadtschreiber im Goethe-Institut Riga statt. Ich hoffe natürlich, dass möglichst viele Zuschauer erscheinen, denn es wird nach der Lesung auch noch eine Diskussionsrunde mit Anna Muhka von der Stiftung Riga 2014 und Jonas Büchel vom Urban Institute Riga geben. Weitere Infos dazu gibt es auf der Webseite des <a href="http://www.goethe.de/ins/lv/rig/ver/de13302006v.htm" target="_blank">Goethe-Instituts</a>.Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-33943382946371510452014-09-16T00:00:00.000+03:002014-09-22T15:19:08.649+03:00Lyrik im herbstlichen Riga<style type="text/css">P { margin-bottom: 0.21cm; }</style>
<br />
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Der Herbst setzt langsam ein in Riga,
die Blätter der Birken werden gelb, die Luft wird feuchter. Jacken
werden aus den Schränken geholt, die ersten Nebelschwaden ziehen
morgens auf. Nachmittags übernimmt dann die Sonne wieder die
Führung, sendet zärtliche Lichtstrahlen, bevor die Nacht bereits um
Acht hereinbricht...</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<a href="https://www.blogger.com/null" name="firstHeading"></a>Die fünfte
Jahreszeit ist auch eine Zeit der Poesie (wobei ich nicht behaupten
will, dass die Zeilen weiter oben Poesie sind), zumindest hier in
Riga, wo im September wie in den vergangenen Jahren die Poesietage
stattfinden, in Gedenken an Lettlands Nationaldichter Raini<span style="font-style: normal;">s
(offfiziell: Jānis Pliekšāns), der Go</span>ethes Faust ins
Lettische übersetzt und die Lettische Sprache (nicht nur dadurch,
aber auch) um einen großen Sprung nach vorne gebracht hat. Und weil
dieses Jahr Riga eine der beiden europäischen Kulturhauptstädte ist
(neben <span lang="de-DE">Umeå in Schweden), dauert das Festival
dieses Mal länger als sonst, nämlich fast drei Wochen. Darüber
hinaus finden die Lesungen, Konzerte, Buchvorstellungen teilweise an
neuen Orten statt, zum Beispiel in der kürzlich erst eröffneten
Nationalbibliothek. Es kamen und kommen auch ausländische Autoren zu
Wort, auch aus Deutschland, z. B. </span>Eberhard Häfner, Alexander
Filyuta und Tom Schultz. Nicht zuletzt kommen auch russische Autoren,
die in Riga bzw. Lettland leben, zu Wort.
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Spannend war das Projekt „Poetry Map
of Riga“, das im Rahmen des Kulturhauptstadtprogramms präsentiert
wurde. Es ging darum, auf künstlerische Art und Weise (also in Form
von allen möglichen <span lang="de-DE">Genres – sei es Musik,
Videos, Installationen und Performances, oder aber auch interaktive
Software oder Computer-Grafiken) </span>eine ungewöhnliche Karte von
Riga anzufertigen, auf der die Vielfalt der „urbanen Phänomene“
in der Stadt dargestellt werden sollten: in den Straßen, den
Nachbarschaften, Häusern, Cafés, auf Kreuzungen, in Hinterhöfen,
und so weiter. Die Ergebnisse wurden in mehreren Ausstellungen
gezeigt, zuletzt in der ehemaligen Tabakfabrik, wo im Sommer auch
die Selbstportraits des „RIGA SELF/PORTRAITS“-Projekts gezeigt
wurden.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Ich muss gestehen: Es ist gerade so
viel los in Riga, dass ich an noch nicht einmal der Hälfte der
Veranstaltungen, die ich gerne besuchen würde, teilnehmen kann. Das
geht eigentlich schon die ganze Zeit so. Nebenbei gibt es ja auch
noch andere Aufgaben, zum Beispiel die Arbeit an meinem Buch, meinem
Projekt, etwa 25 bis 40 (Kurz-) Portraits über Menschen in Riga zu
schreiben, vor allem Menschen, die etwas Bestimmtes erreichen
möchten, Menschen, die engagiert sind. Eine Aufgabe, die größer
ist, als ich es erwartet habe, viel schwieriger, da man so viel
falsch machen kann, wenn man über Schicksale schreibt, über
Menschen, die so vieles Persönliches von sich preisgeben, wenn man
mit ihnen spricht...</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Meine Zeit als Stadtschreiber geht in
zwei Wochen zuende. Schade eigentlich, sehr schade, denn es gäbe
noch so viel zu erzählen. Die Stadt, von der ich meinte, sie bereits
sehr gut zu kennen, hat mich überrascht. Sie hat mir mehrere
„Geheimnisse“ verraten, aber nur so viele, dass sie mich
neugierig gemacht hat, neugieriger als je zuvor. Zum Glück wird mich mein
„Projekt“ noch oft nach Riga bringen, mindestens bis
zum nächsten Sommer, das habe ich mir fest vorgenommen. Ich bin
sehr gespannt auf die Entwicklung der Menschen, auf deren Hoffnungen, vielleicht aber auch Enttäuschungen. Auf ihr Schicksal und wie sie damit umgehen, auf
ihren Mut und auf ihre Ängste.</div>
Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-75826494728960105642014-09-12T19:47:00.002+03:002024-01-31T17:42:43.526+02:00Anleitung zum Busfahren für Deutsche in RigaIst es Toleranz? Ist es Ignoranz? Gleichgültigkeit? Furcht? Ein junger Mann im Jogginganzug steht in einem Trolleybus (Oberleitungsbus) und spielt auf seinem Smartphone ein Online-Automatenspiel. Den dazugehörigen Sound hat er nicht abgeschaltet, im Gegenteil, die nervtötende "Begleitmusik" erschallt im gesamten hinteren Busabteil. Denke ich an Deutschland (am Tag), würde ich darauf tippen, dass es nicht lange dauern würde, bis sich jemand lautstark darüber beschwert. Obwohl ich mich eigentlich als eher tolerant und geduldig einschätze, bin ich versucht, den Mann zu bitten, das Gerät ein bisschen leiser zu stellen. Doch als Ausländer mit deutlich hörbarem Akzent beziehungsweise eingeschränkten Sprachkenntnissen halte ich mich dann doch lieber zurück. Zumal der Mann nicht unbedingt kooperativ aussieht.<br />
<br />
Schon einen Tag zuvor hatte ich mich über drei Russen aufgeregt, die auf dem Hof einer Grundschule nicht nur an den Turngeräten Kraftübungen machten (das geht ja noch), sondern ihren Flüssigkeitshaushalt am nächstbesten Gebüsch regelten - während der Unterrichtszeit. Da ertappte ich in mir eine sehr deutsche Seite. Meine emotional leicht aufgeladene Belehrung gegenüber diesen drei glattrasierten Sportskanonen, dass dies ein Schulhof und keine öffentliche Toilette sei, hätte ich wahrscheinlich mit ein paar Veilchen bezahlt, wäre ich nicht in Begleitung einiger russischer Einheimischer gewesen. Doch zurück zum spielfreudigen Handybesitzer im Jogginganzug: Da ich mich zurückhielt, hoffte ich auf eine Reaktion der anderen Mitfahrer. Doch nichts dergleichen. Außer einigen irritierten oder auch leicht verwunderten Blicken konnte ich keinen Impuls ausmachen, der zu einer Beschwerde geführt hätte. Letztendlich sagte keiner was, obwohl es alle störte.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh_gpA9jacMIf0BFc-BnmXzbILjBMcbHwo0K6BvLpx8QeYa4GuuhfD7Q_5kgyv9GFjl8J6dEq3SgSVLjBoN-ayuBeMw5cvKO5F6MisYvGdAFx_BOQ2OKo8os4W7IdLjxZhLH8grBuDVuHk/s1600/SAM_2839.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh_gpA9jacMIf0BFc-BnmXzbILjBMcbHwo0K6BvLpx8QeYa4GuuhfD7Q_5kgyv9GFjl8J6dEq3SgSVLjBoN-ayuBeMw5cvKO5F6MisYvGdAFx_BOQ2OKo8os4W7IdLjxZhLH8grBuDVuHk/s400/SAM_2839.JPG" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Bus beim Hauptbahnhof</td></tr>
</tbody></table>
Busfahren ist überhaupt sehr aufschlussreich in Lettland, in jeder Hinsicht. Fährt man beispielsweise die Strecke des Busses Nr. 3 ab, lernt man nicht nur Pļavnieki kennen, eine überwiegend von Russen bewohnte Plattenbauvorstadt, sondern auch den ehemaligen Arbeiter-Stadtteil Grīziņkalns mit seinen meist unrenovierten Holzhäusern aus dem 19. Jahrhundert. Dann durchquert man das geschäftige Zentrum auf der Brīvības iela (Freiheitsstraße), umfährt die touristische Altstadt, überquert die Daugava (Düna), fährt durch Āgenskalns (Hagensberg), dem größtenteils eher ruhigen und grünen Stadtteil am anderen Flussufer, in dem einst zahlreiche Deutschbalten ihre Sommerhäuser hatten und wo nun vor allem Letten leben, bis man nach gut einer Stunde Fahrtzeit in Bolderāja ankommt, einer aus sowjetischen Wohnblöcken bestehenden Vorstadt, in der - wie in Pļavnieki - vor allem Russen leben, und wo übrigens 1837 Richard Wagner erstmals lettischen Boden betrat, als er mit 24 Jahren auf einem Handelsschiff aus Königsberg kommend Bekanntschaft mit russischen Grenzbeamten machte. Dass er die Stadt bereits nach zwei Jahren wieder fluchtartig verlassen würde (natürlich hochverschuldet), ahnte er damals wohl noch nicht.<br />
<br />
In Riga wurden übrigens in den letzten 10 Jahren aufgrund der Erneuerung der Busflotte enorm viele Arbeitskräfte gestrichen. Während es früher noch in jedem einzelnen Bus eine Fahrkartenverkäuferin gab, geht es heute moderner zu als beispielsweise in Berlin. Nun muss man seine vorher erworbene Fahrkarte mit Chip an eine elektronischen Ticketkontrolle halten. Nur ab und zu finden Fahrkartenkontrolleure den Weg in den Bus, aber dann nicht selten zu viert oder zu sechst. Schwarzfahren kostet in Riga übrigens 5 Euro - für viele Letten/Russen ist das bereits eine schmerzhafte Geldstrafe.
Auffallend ist ein Video, das diesbezüglich in vielen Bussen hinter der Fahrerkabine zu sehen ist. Dort wird nämlich vorgeführt, wie sich ein guter lettischer Bürger verhalten soll. Erkennt er einen Störer (z. B. das Spielen von zu lauter Musik) oder jemanden, der sein Ticket nicht entwertet hat, soll er direkt die Nummer der Polizei wählen. Die kümmert sich dann um die verdächtigte Person, die ohne weitere Befragung von Polizisten mit schusssicherer Weste aus dem Bus geführt wird. Schon wieder kommen mir beim Betrachten dieses kurzen Films Gefühle hoch, die die hiesigen Bürger scheinbar nicht teilen: "Das ist doch eine Aufforderung zur Denunziation", denkt da die politisch korrekte Seele.
Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0Riga, Lettland56.9676941 24.105622128.657460263821157 -11.050627899999999 85.277927936178855 59.261872100000005tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-69805190914363484132014-09-10T19:26:00.000+03:002014-09-10T23:11:35.072+03:00Stender und die LettenEnde vergangener Woche fand in Riga und Mitau (Jelgava) eine wissenschaftliche Tagung mit dem Titel „ Gotthard Friedrich Stender (1714-1796) und die Aufklärung im Baltikum im europäischen Kontext“ statt. Anlass war der dreihundertste Geburtstag des kurländischen lutherischen Pastors, der sich vor allem einen Namen als Begründer der lettischen säkularen Literatur gemacht hat. Bereits das umfangreiche Programm der Tagung, die unter anderem im Hauptgebäude der Lettischen Universität abgehalten wurde, aber auch die zahlreichen Zuhörer, die zu den Vorträgen erschienen, machten deutlich, welche Bedeutung Stender nach wie vor in Lettland hat.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgXiiO0yKP1aBwfFdJVt1pW7hQDvoU1vk2ifJeTvipk6Qg3HxUEa82JOAYTlFSqMgsIzD4P9BDe7lUX0c31mOY6a7cmoZ1P0nWjiyUVEisUNwPGTQjPHdimxEfMjf8m9-mHuOgYKog4f6A/s1600/Gotthard_Friedrich_Stender.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgXiiO0yKP1aBwfFdJVt1pW7hQDvoU1vk2ifJeTvipk6Qg3HxUEa82JOAYTlFSqMgsIzD4P9BDe7lUX0c31mOY6a7cmoZ1P0nWjiyUVEisUNwPGTQjPHdimxEfMjf8m9-mHuOgYKog4f6A/s1600/Gotthard_Friedrich_Stender.jpg" height="320" width="238" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Friedrich Gotthard Stender, von Unbekannt, via Wikimedia Commons</td></tr>
</tbody></table>
Wie zahlreiche andere evangelische Pfarrer setzte er sich sehr für die Bildung der lettischen Landbevölkerung ein. Doch „der alte Stender“, wie er früher auch genannt wurde, ging weiter und verfasste nicht nur die erste umfassende Lettische Grammatik sowie ein Lexikon der lettischen Sprache, sondern widmete, vor allem in seinen letzten 30 Lebensjahren, einen Großteil seiner Zeit der Aufklärung des Lettischen Volks, in dem er, als Erster überhaupt, säkulare Literatur ins Lettische übersetzte. Bedeutung erlangten unter anderem die Übersetzung des Fabelbuchs von Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769), wobei er allerdings die Prosaform wählte und darüber hinaus jeder Fabel eine Moral hinzufügte. Dass er jene Fabeln ausließ, in denen es um soziale Unterschiede oder um die antike Mythologie geht, weist daraufhin, dass Stender mit seiner Übersetzung höchstwahrscheinlich didaktische Ziele verfolgte.<br />
<br />
Dies erläuterte Ruth Florack von der Universität Göttingen in ihrem gut zwanzigminütigen Vortrag über „Gellerts moralische Lehren – ein deutsch-lettischer Kulturimport“, einer von über vierzig Vorträgen, die in dem dreitägigen Programms stattfanden. Ein Teil der Tagung wurde im knapp eine Stunde von Riga entfernten Mitau (Jelgava) abgehalten, dem Ort, an dem Stender zwischen 1742 und 1744 als Konrektor an der Stadtschule arbeitete, bevor er für acht Jahre Pastor in Birsgallen (Birzgales pagasts) in der Nähe von Riga wurde. Stender war ein umtriebiger Mensch, der nicht nur häufig den Wohnort und die Stelle wechselte - er lebte unter anderem auch in Jena, Halle, Helmstedt, Braunschweig, Hamburg und auch Kopenhagen, wo er Professor der Geografie wurde, um nach nur zwei Jahren nach Kurland zurückzukehren.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgXjmzRoQlrFHCKRP_uj8AZ8LBUmeZjROHWUWjQkEEMZpbiKtTgvKMk_gTw5LIGS1RwXcx_LBoa43j_IVmlQ6sK6qY7QcvorMYdZXKO9DuI_DyaoPR-MWnKt8Zv1N6dfIpcGyNktxorWFg/s1600/Eglaine,_Stendera_piemineklis_2000-07-23.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgXjmzRoQlrFHCKRP_uj8AZ8LBUmeZjROHWUWjQkEEMZpbiKtTgvKMk_gTw5LIGS1RwXcx_LBoa43j_IVmlQ6sK6qY7QcvorMYdZXKO9DuI_DyaoPR-MWnKt8Zv1N6dfIpcGyNktxorWFg/s1600/Eglaine,_Stendera_piemineklis_2000-07-23.jpg" height="240" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Denkmal von Friedrich Gotthard Stender in Eglaine, von anakes, via Wikimedia Commons</td></tr>
</tbody></table>
Recht unbekannt ist die Tatsache, dass Stender auch mehrere Globusse angefertigt hat (für den Herzog von Braunschweig und König Friedrich V. von Dänemark und Norwegen). Über die aufwendige Restaurierung berichtete Henrik Dupont aus Kopenhagen. Scheinbar war Stender so etwas wie ein „Leonardo da Vinci des Nordens“, denn er gilt auch als Erfinder einer der ersten Waschmaschinen und interessierte sich überaus für Astronomie. Quasi ein Allroundgenie, dass seine letzten Jahre als Pastor abgeschieden in der lettischen Provinz Sonnaxt (Sunākste) verlebte, wo er eines seiner bedeutendsten Werke verfasste, das “Buch der hohen Weisheiten über Welt und Natur“, das ebenfalls auf Lettisch erschienen ist.<br />
<br />
Stender hat den Letten enorm viel weitergeholfen auf dem Weg zu ihrem eigenen Nationalgefühl, zu ihrer eigenen Kultur. Auch Krišjānis Valdemārs (1825-1891), der lettische Journalist und Förderer der Seefahrt, der sich als einer der ersten Bürger öffentlich als Lette bezeichnete (was damals, vor allem als gebildeter Mensch, undenkbar war), und sich als Mitbegründer der Bewegung der Jungletten einen Namen machte, bezog sich in seinen didaktischen Schriften auf Gotthard Friedrich Stender. Und der war sich seiner Bedeutung vermutlich bewusst, als er veranlasste, dass auf seinem Grabstein „Hier ruht G. F. Stender der Lette“ eingraviert wurde. Ein ermutigendes Statement, das ihm die Letten bis heute nicht vergessen haben. Kaum verwunderlich ist da, dass zeitgleich zur wissenschaftlichen Tagung in der neuen Lettischen Nationalbibliothek eine Ausstellung über den „Letten“ und seine Zeit mit dem Titel ”Lette. Zeugnisse des Lebens, der Gedanken und des Werks” eröffnet wurde.Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-37901706989892920462014-08-31T12:53:00.000+03:002014-08-31T23:18:02.284+03:00A Short PresenceUnvermutet und überraschend: Mehr oder weniger durch Zufall erfahre ich von einer Ausstellungseröffnung in der <a href="http://www.makslasbanka.lv/" target="_blank">Galerie „Mākslas Banka”</a>. Dort zeigen seit dem 29. August die lettische Malerin Marta Veinberga und der Schweizer Fotograf <a href="http://www.michael-buehler.com/" target="_blank">Michael Buehler</a> ihre Werke, die auf den ersten Blick unterschiedlicher kaum sein können, bei näherem Hinsehen aber viele Gemeinsamkeiten aufweisen.<br />
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<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiME_lDe_fea3oeQ2UaaPcEWc8AiISSwvnBB24IjVGMpHgEAJOMelhToUELz1wjwGaeQCFEh8LabQlRM19iVJcYqws4tlCgufIhS2GyTDn-DR6AQyQInsUgTWL3hmdQJ4UMyAjHOoHCyKY/s1600/The+Wave_M.Veinberga@.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiME_lDe_fea3oeQ2UaaPcEWc8AiISSwvnBB24IjVGMpHgEAJOMelhToUELz1wjwGaeQCFEh8LabQlRM19iVJcYqws4tlCgufIhS2GyTDn-DR6AQyQInsUgTWL3hmdQJ4UMyAjHOoHCyKY/s1600/The+Wave_M.Veinberga@.jpg" height="320" width="293" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Marta Veinberga: The Wave / Vilnis. Öl auf Leinwand, 65 x 60 cm, 2014</td></tr>
</tbody></table>
<br />
Während auf den Ölbildern von Marta Veinberga ausschließlich scheinbar leerstehende Gebäude aus der Sowjetzeit zu sehen sind, gilt das Interesse Michael Buehlers ganz dem Meer und den Bergen. Und während es seine Bilder bewusst oftmals offen lassen, was denn eigentlich genau zu sehen ist, versucht Marta Veinberga dem Betrachter das Gefühl zu geben, als sähe er angeblich ein beinahe perfektes Abbild des Originals. Dabei erinnern ihre Bilder an die Werke von Edward Hopper, dem Maler des Amerikanischen Realismus, dessen Bild "Nighthawks" unzählige Male kopiert wurde (z. B. "Boulevard of Broken Dreams" von Gottfried Helnwein).<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhtJJpYkSKnqh7TozBwSXSGQzniFanlEXxW_a1yaJo7PN9IjMWSS8uf8SoRz-fAhO7cjezvvGuFEyWVCKzJuJFYa9WLhaypGfCIuFpQ3DnwOXOYKNJNXlFjnzX430zR19BLclgD6h2cL6U/s1600/Ice+Figure_M.Buehler@.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhtJJpYkSKnqh7TozBwSXSGQzniFanlEXxW_a1yaJo7PN9IjMWSS8uf8SoRz-fAhO7cjezvvGuFEyWVCKzJuJFYa9WLhaypGfCIuFpQ3DnwOXOYKNJNXlFjnzX430zR19BLclgD6h2cL6U/s1600/Ice+Figure_M.Buehler@.jpg" height="319" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Michael Buehler: Ice Figure / Ledus stāvs. Foto aus Albula, 32 x 31 cm</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
Gemeinsam ist beiden die Einsamkeit, die in ihren Werken zu spüren ist. Einsame Häuser, die irgendwie zu schön sind, zu neu. Es wirkt beinahe so, als würde die Künstlerin die offensichtlich verlorenen Gebäude mit ihren ruhigen, genauen Pinselstrichen beschützen, beruhigen wollen. Dagegen fordert Michael Buehler das Schicksal, oder wohl besser gesagt, den Zufall heraus. Denn er bevorzugt, wie er mir erklärt, besonders alte Filme für seine analoge Leica-Kamera. Besonders bei Kälte würden die Aufnahmen dann Fehler aufweisen. Diese Fehler, irritierende Streifen oder eine seltsame Farbgebung, machen seine Bilder geheimnisvoll. Und ohne es vielleicht zu bemerken versetzt man sich in die Position des Fotografen, als wolle man den Moment nacherleben, in dem das betrachtete Bild entstanden ist.<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgRjwYokFWkFC-RKvhsF75kyANbIMi1lh77C3MN838oHaa_Swc4Uvgd-i_ygBhF4a6_GaTHz-LAP1b91tlWUIF6S9RDrXlB_0wJvtC71C9KpVYp7081GqhieBTfd6nGvlur1T4B3T1D2Q0/s1600/SAM_2780.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgRjwYokFWkFC-RKvhsF75kyANbIMi1lh77C3MN838oHaa_Swc4Uvgd-i_ygBhF4a6_GaTHz-LAP1b91tlWUIF6S9RDrXlB_0wJvtC71C9KpVYp7081GqhieBTfd6nGvlur1T4B3T1D2Q0/s1600/SAM_2780.JPG" height="225" width="400" /></a></div>
<br />
Und in diesem Sinne ist der Titel der Ausstellung "A Short Presence" natürlich absolut zutreffend. Ganz im Gegenteil dazu kennen sich der erfahrene Fotograf Michael Buehler und Marte Veinberga, die erst kürzlich ihr Studium an der lettischen Kunstakademie abgeschlossen hat, schon seit einigen Jahren. Und nicht nur das: Nach Lettland kommt Michael Buehler bereits seit 1994. Seitdem kehrt er regelmäßig zurück, nicht nur, um das Meer zu fotografieren, sondern auch, um Fotokurse zu geben.<br />
<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<br />
<br />
<!-- Blogger automated replacement: "https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgRjwYokFWkFC-RKvhsF75kyANbIMi1lh77C3MN838oHaa_Swc4Uvgd-i_ygBhF4a6_GaTHz-LAP1b91tlWUIF6S9RDrXlB_0wJvtC71C9KpVYp7081GqhieBTfd6nGvlur1T4B3T1D2Q0/s1600/SAM_2780.JPG" with "https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgRjwYokFWkFC-RKvhsF75kyANbIMi1lh77C3MN838oHaa_Swc4Uvgd-i_ygBhF4a6_GaTHz-LAP1b91tlWUIF6S9RDrXlB_0wJvtC71C9KpVYp7081GqhieBTfd6nGvlur1T4B3T1D2Q0/s1600/SAM_2780.JPG" --><!-- Blogger automated replacement: "https://images-blogger-opensocial.googleusercontent.com/gadgets/proxy?url=http%3A%2F%2F3.bp.blogspot.com%2F-N5J_TVYnOhw%2FVALxtvR_P7I%2FAAAAAAAAAw4%2FNC02CjEz2Ag%2Fs1600%2FSAM_2780.JPG&container=blogger&gadget=a&rewriteMime=image%2F*" with "https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgRjwYokFWkFC-RKvhsF75kyANbIMi1lh77C3MN838oHaa_Swc4Uvgd-i_ygBhF4a6_GaTHz-LAP1b91tlWUIF6S9RDrXlB_0wJvtC71C9KpVYp7081GqhieBTfd6nGvlur1T4B3T1D2Q0/s1600/SAM_2780.JPG" -->Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-48708539862996783662014-08-29T20:07:00.001+03:002014-08-31T00:17:21.541+03:00Deutsche Delegation in Riga<style type="text/css">P { margin-bottom: 0.21cm</style>Im Augenblick scheint Riga ein relativ beliebtes Reiseziel für die deutsche Politik zu sein. Nachdem kürzlich die CSU Landesgruppe im Deutschen Bundestag einen umstrittenen Ausflug in die diesjährige Kulturhauptstadt Europas unternahm (siehe Spiegel-Bericht vom 06.04.2014), und kurz danach Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Kurztrip nach Riga unternahm, um sich mit der lettischen Ministerpräsidentin Laimdota Straujuma zu besprechen, kam nun eine Delegation des Ausschusses für Kultur und Medien des deutschen Bundestages nach Riga. Natürlich schaute die Delegation, zu der übrigens die Abgeordneten Ursula Groden Kranich
(CDU/CSU), Dr. Herlind Gundelach (CDU/CSU), Dr. Philipp Lengsfeld
(CDU/CSU), Burkhard Blienert (SPD), Sigrid Hupach (DIE LINKE.),
Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und Siegmund Ehrmann (SPD/Ausschussvorsitzender) gehörten, auch in Umeå in Schweden vorbei, das ja neben Riga ebenfalls Kulturhauptstadt Europas 2014 ist. Insgesamt dauerte die Reise fünf Tage (vom 25. bis 29. August 2014).<br />
<br />
Nachdem die Bundestagsabgeordneten unter anderem das Okkupationsmuseum und die Holocaust-Gedenkstätten in Rumbula und Biķernieki besucht hatten, kamen sie auch im Goethe-Institut vorbei, wo Sie über die Tätigkeiten des Instituts informiert wurden. Freundlicherweise durfte ich bei diesem Gespräch dabei sein. Es war interessant zu sehen, wie unterschiedlich interessiert die einzelnen Delegationsmitglieder waren. Während die einen aufmerksam zuhörten und engagiert Fragen stellten, spielten die anderen lieber mit ihren Mobiltelefonen. Das eine oder andere Mal konnte man das Versenden oder die Ankunft einer Mail oder SMS live erleben. Das soll aber nicht heißen, dass die Delegationmitglieder grundsätzlich uninteressiert waren. Ich kann verstehen, dass jeder Politiker seine eigenen Themen hat, für die er sich engagieren möchte, und schließlich hatte die Gruppe bereits ein straffes Programm hinter sich.<br />
<br />
Am Ende des Gesprächs kam das Thema auf das ehemalige KGB-Haus, in dem seit Anfang der 1940er Jahre bis zur Unabhängigkeit Lettlands unzählige unschuldige Menschen auf brutalste Weise inhaftiert waren. Es stand seit Beginn der 1990er Jahre leer, bis es im Mai im Rahmen des Kulturhauptstadtprogramms für Besucher zugänglich gemacht wurde. Seitdem sind hier gleich sechs Ausstellungen zu sehen, außerdem werden Führungen durch den Gefängnistrakt im Untergeschoss angeboten. Ein Besuch der Delegation in diesem bedrückenden Ort war meines Wissens ursprünglich nicht vorgesehen. Im Nachhinein habe ich nun erfahren, dass die Gruppe es irgendwie doch noch geschafft hat, sich das Haus und die Ausstellungen anzuschauen - mit bleibendem Eindruck, denn offensichtlich möchte sich die Delegation nun dafür einsetzen, dass das Gebäude in seiner jetzigen Funktion als Mahnmal bzw. Museum erhalten bleibt. Ob es dazu kommt, ist nämlich fraglich. Im Herbst diesen Jahres soll in Riga eine Konferenz dazu stattfinden, b<span class="notranslate">ei der Vertreter aus Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik </span>darüber sprechen, was mit diesem Haus, in dem soviele Grausamkeiten begangen wurden, und um das die meisten Rigenser in den vergangenen Jahrzehnten einen großen Bogen machten, in Zukunft geschehen soll. Ich bin gespannt darauf, und finde es erfreulich, dass sich auch die Delegation weiterhin mit diesem Thema beschäftigen möchte.Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-14876795398279065862014-08-26T00:23:00.001+03:002014-08-29T20:33:58.582+03:00Herders GeburtstagAm 25. August 2014 feierte Johann Gottfried Herder seinen 270. Geburtstag! Ich wüsste dies nicht, hätte es mir nicht Matthias Knoll erzählt, der Übersetzer, Dichter und für mich vor allem Kenner der lettischen Literatur und Kultur. Und ich wüsste auch nicht, dass in den 1950er Jahren der originale Sockel des Herder-Denkmals, das heute auf dem Herder-Platz in der Nähe des Haupteingangs des Doms steht, von den Sowjets "entwendet" wurde. Der Hass auf alles Deutsche spielte dabei sicherlich eine Rolle.<br />
<br />
Ich weiß nun, dass der Platz vor 150 Jahren, im Jahr 1864, zu Ehren des deutschen Philosophen und Schriftstellers umbenannt wurde - genau 100 Jahre nach seiner Ankunft in Riga, um an der Domschule zu lehren und zu predigen. Seine damalige Form erhielt der Platz übrigens, nachdem die Bebauung auf der Westseite des Doms abgerissen worden war. Bis 1864 diente der Platz vor allem als Standort der kleinen Stadtwaage, weshalb er zuvor "Platz der kleinen Waage" genannt wurde.<br />
<br />
Es ist durchaus bezeichnend, dass das Herder-Denkmal das erste Denkmal eines Kulturschaffenden in Riga war, heute aber kaum jemand Notiz von diesem Jubiläum genommen hat. Dabei war Herder derjenige, der sich in den Jahren seines Aufenthalts in Riga, zwischen 1764 und 1769, mit den lettischen Volksliedern, den sogenannten Dainas, beschäftigte und diese einem breiteren Publikum bekannt machte, indem er einige von ihnen in seinem zweibändigen Werk "Volkslieder" aufnahm (erschienen 1778/79). Eine zweite, bekanntere Fassung erschien 1807 unter dem Namen "Stimmen der Völker in Liedern". Damit stärkte er auch das langsam erwachende lettische Nationalbewusstsein.<br />
<br />
Matthias Knoll hat, glaube ich, gestern Blumen vor dem Denkmal niedergelegt (ich war nicht dabei). Und er ist der Meinung, dass Herder einen neuen Sockel verdient hätte. Als Geburtstagsgeschenk sozusagen. Erstrebenswert wäre es ja, vielleicht zum 275. Geburtstag.<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<br /></div>
<br />
<br />Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-57922333766491508372014-08-25T00:36:00.000+03:002014-08-25T04:11:43.549+03:00The Baltic Way<style type="text/css">P { margin-bottom: 0.21cm; }</style>
<br />
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
Vorgestern, am 23. August, feierte ganz Riga den 25. Jahrestag der über
600 Kilometer langen Menschenkette von Vilnius nahe der polnischen
Grenze bis nach Tallinn nahe der finnischen Grenze. Dieses Ereignis
ebnete den Weg der baltischen Staaten, um nach fast 50 Jahren
sowjetischer Besatzung endlich wieder unabhängig zu werden.
</div>
<div style="font-style: normal; font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="font-style: normal; font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
Die Menschen demonstrierten damals gegen das geheime Zusatzprotokoll
des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts, das am 23. August 1939
unterzeichnet wurde und sich 1989 zum fünfzigsten Mal jährte. Mit
diesem Abkommen wurde quasi das Ende der lettischen Unabhängigkeit
besiegelt, denn die beiden Großmächte vereinbarten, dass Lettland
von nun an zur sowjetischen Einflusssphäre gehören würde.
</div>
<div style="font-style: normal; font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="font-style: normal; font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
Nur eine Woche später begann der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall
Deutschlands auf Polen, am 17. September überschritten auch die
Sowjets die polnische Grenze, am fünften Oktober wurde die lettische
Regierung gezwungen, ein Beistands- und Stützpunktabkommen zu
unterzeichnen, am 31. Oktober wurde mit der Unterzeichnung des
Umsiedelungsvertrages zwischen dem Deutschen Reich und Lettland die
Geschichte der Deutschbalten in Lettland kurzerhand für beendet
erklärt (die anschließend nach Deutschland oder in die eroberten
Gebiete Polens umgesiedelt wurden), und am 17. Juni 1940 besetzten
die sowjetischen Truppen Lettland.</div>
<div style="font-style: normal; font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">Danach
begannen die wohl schlimmsten Jahre der lettischen Geschichte, als
die Sowjets im Juni 1941 ungefähr 15 000 Letten nach Sibirien
deportierten und im März 1949 noch einmal 44 000 Letten (die Zahlen
stammen vom Lettischen Institut). Vor diesem Hintergrund ist es
durchaus nachvollziehbar, dass ein großer Teil der lettischen
Bevölkerung froh war, als Nazi-Deutschland die Sowjetunion angriff
und in Riga einmarschierte. </span></span>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">Die
Geschichte ist brutal, und ich möchte an dieser Stelle gar nicht
weiter ausführen, wie die Deutschen unter gütiger Mithilfe
zahlloser lettischer Nazi-Kollaborateure über 90 Prozent der
jüdischen Bevölkerung ausrotteten, und wie nach dem erneuten
Einmarsch der Sowjettruppen bestimmt 120 000 Letten die ungewisse
Reise ins Exil antraten, meistens Richtung Deutschland, Schweden,
Nordamerika und Brasilien.</span></span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">Und
nun diese Feierlichkeiten für diese grandiose Menschenkette, die es
in dieser Art noch nie in Europa gegeben hat. Den Anfang machte eine
internationale Konferenz am 21. und 22. August in den Räumen der
Universität und des ehemaligen KGB-Hauses mit dem Namen „The
Baltic Way“, bei der renommierte Wissenschaftler, Journalisten und
Politiker über die Lehren diskutierten, die man aus den
Geschehnissen der letzten 25 Jahre ziehen sollte. Die Veranstaltung
wurde nicht nur von der Stiftung Riga 2014, sondern auch von der
Konrad-Adenauer-Stiftung in Riga mitorganisiert. Und so war es auch
keine Überraschung, dass ein CDU-Politiker wie Norbert Lammert, der
gegenwärtige Bundestagspräsident, die Eröffnungsrede hielt (neben
weiteren Ansprachen). Zum Abschluss der zweitätigen Konferenz wurde
im Innenhof des ehemaligen KGB-Gebäudes eine Gedenkveranstaltung an
die Opfer des KGB Lettland abgehalten und einige Lichter vor der
Gedenktafel an der Außenfassade des Gebäudes hingestellt. </span></span>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjLvZwSX7zfXh4JwCydzc6bxhHd0Uv0-wY7ZGKuJg1QbvzVIWeRDm_I4wN6bx7ettUkMmog9ahEhIkjitrJodZurA-yAoHVIoWGcm9s_cpekebsmNnd1qLVCtUv0HuY1VK1QvXsqGNotCQ/s1600/SAM_2728.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjLvZwSX7zfXh4JwCydzc6bxhHd0Uv0-wY7ZGKuJg1QbvzVIWeRDm_I4wN6bx7ettUkMmog9ahEhIkjitrJodZurA-yAoHVIoWGcm9s_cpekebsmNnd1qLVCtUv0HuY1VK1QvXsqGNotCQ/s1600/SAM_2728.JPG" height="300" width="400" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjvC6ba8CFQnK0RhQE3r_QBTMGoxLnANEgj2i1yOtkG9tvEIDG8gKf2dhaS327o5ORHHmbzdBYraPWffBtlSjp2S_4bgQwP0khFSX_12Nz9zLLAT5YNzB77QZjlmSIXr4djefl9fgEBTGw/s1600/SAM_2731.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjvC6ba8CFQnK0RhQE3r_QBTMGoxLnANEgj2i1yOtkG9tvEIDG8gKf2dhaS327o5ORHHmbzdBYraPWffBtlSjp2S_4bgQwP0khFSX_12Nz9zLLAT5YNzB77QZjlmSIXr4djefl9fgEBTGw/s1600/SAM_2731.JPG" height="225" width="400" /></a></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<a href="https://www.blogger.com/null" name="firstHeading2"></a><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">Vorgestern,
am 23. August, aber war ein Festtag, der Jubiläumstag, dessen
Höhepunkt ein großes Konzert direkt am Freiheitsdenkmal war, mit
dem Sinfonieorchester aus Libau (</span></span><span lang="de-DE"><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">Liepāja)
und Sängern aus allen baltischen Staaten. </span></span></span><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">Und
ich, ich war dabei, mittendrin, ein Teil des Ganzen – und fühlte
mich irgendwie auch ein ganz kleines bisschen als Lette. Konnte
zumindest nachempfinden, was diese Nation, die von so vielen
Großmächten auf brutalste Weise ausgenutzt wurde, durchgemacht hat
und immer noch durchmacht. Denn die Wunden sind noch lange nicht
verheilt, die historischen Konflikte noch lange nicht Geschichte. </span></span>
</div>
<div style="font-style: normal; font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<a href="https://www.blogger.com/null" name="firstHeading"></a><a href="https://www.blogger.com/null" name="firstHeading1"></a><a href="https://www.blogger.com/null" name="firstHeading3"></a>
<span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">Natürlich
wurden Reden gehalten, kurze Ansprachen, von </span></span><span lang="de-DE">Laimdota
Straujuma, der lettischen Ministerpräsidentin, von Algirdas
Butkevičius, dem litauischen Premierminister, und von Taavi Rõivas
aus Estland. Viel mehr Applaus erhielt aber Dainis Īvāns, ein
lettischer Journalist und Politiker, der im Jahr 1986 große
Bekanntheit aufgrund seines energischen und letztendlich
erfolgreichen Widerstandes gegen den Bau eines zweiten Staudamms auf
der Düna (Daugava) bei Dünaburg (Daugavpils) erlangte. Er zählt zu
den Gründern der Lettischen Volksfront (Latvijas Tautas fronte), die
in Kooperation mit den Widerstandsbewegungen in Litauen und Estland
gemeinsam die Menschenkette organisierte. </span>
</div>
<div style="font-style: normal; font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<a href="https://www.blogger.com/null" name="firstHeading4"></a><a href="https://www.blogger.com/null" name="firstHeading51"></a>
<span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">Emotionaler
Höhepunkt der Feiern waren aber sicher die Lieder aus dem
erfolgreichsten Musical der lettischen Musikgeschichte, der Rockoper
„</span></span><span lang="de-DE">Lāčplēsis“ (von dem
Komponisten Zigmars Liepiņš und der Dichterin Māra Zālīte), die
Ende der 1980er Jahre ungeheuren Erfolg in Lettland hatte, sowie </span><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">der
Auftritt von dem legendären Igo mit der ebenso legendären
Rockgruppe Remix, der damals die Hauptrolle des Bärentöters
“</span></span><span lang="de-DE"><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">Lāčplēsis“
gepielt und gesungen hatte. Das Publikum flippte aus, und wie 1989
gaben sich alle die Hand und bildeten auf engstem Raum eine lange,
sehr lange Menschenkette. Gefühlt 600 Kilometer lang. Doch dann war
die Show aus und alle gingen nach Haus, und aus der
(russischsprachigen?) Diskothek gleich in der Nähe schlug wie schon
die ganze Zeit der tiefe Bass einer Art „Musik“, deren Betreiber
sich übrigens trotz einiger Bitten nicht dazu bringen ließen, diese
etwas leiser abzuspielen.</span></span></span></div>
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<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-27592088403533580252014-08-20T18:52:00.004+03:002024-01-31T16:34:55.130+02:00Großer FriedhofFriedhöfe sind nicht jedermanns Sache - verständlicherweise. Und dass es nicht leicht ist, sich dem Grab einer nahestehenden Person zu nähern, steht außer Frage. Nichtsdestotrotz sind es aber auch Orte, in denen Geschichte besonders intensiv erlebbar wird. So zum Beispiel auf dem Großen Friedhof (Lielie kapi) im Nordosten Rigas, der von 1773 bis 1944 die bevorzugte letzte Ruhestätte der Deutschbalten war. Etwa zwei Drittel der dort angelegten Grabstätten gehörten Deutschbalten.<br />
<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgAI4VLeRDcF20mZ8VwYCFCQfeDWuQI5uSVXBYTBvuUJZGbjB9eLu66Q0_yDBob4ZcFF5_kfuteqyOSTYoGF7jIPXV7H6cRhdBE0_VA5ec7C2UcRW0iGr5ex07m4tQJMe6iLn2P1sHUvBA/s1600/SAM_2678.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgAI4VLeRDcF20mZ8VwYCFCQfeDWuQI5uSVXBYTBvuUJZGbjB9eLu66Q0_yDBob4ZcFF5_kfuteqyOSTYoGF7jIPXV7H6cRhdBE0_VA5ec7C2UcRW0iGr5ex07m4tQJMe6iLn2P1sHUvBA/s1600/SAM_2678.JPG" height="225" width="400" /></a></div>
<br />
Meine Wohnung befindet sich nur wenige Minuten von dort entfernt, und so ist es naheliegend, dass ich hin und wieder zwischen den alten Gruften, Kreuzen und gebrochenen Säulen spazieren gehe und, je nach Stimmung, meine Gedanken treiben lasse oder, und das kommt häufiger vor, sie zu ordnen versuche.<br />
<br />
Seit Jahren wird dieses etwa 22 Hektar großes Gebiet, das der Evangelisch Lutherischen Gemeinde gehört, mehr oder weniger sich selbst überlassen. Umgekippte Grabsteine bleiben liegen und Familiengruften dienen als Unterschlupf für Obdachlose. Die Verwahrlosung begann schon in den Nachkriegsjahren, als viele Gräber geplündert oder zerstört wurden. Darüber hinaus entschied der Stadtrat in den 1960er Jahren, den Friedhof, der 1957 endgültig geschlossen worden war, in einen Park umzuwandeln. Daraufhin wurde ein großer Teil der Gräber entfernt.<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhb9Af0FpsJ27rmxtzP8P5c0nIsIogsIgH-yPQiZlTRLwISYpPMQ-dFBySk3wFYLYWsDQV_wOvhD-hBzWP8cmR8YvjQFetTM5JcVBwsew86eSNsM5_JscUDfALdERd5I7reMxnM4Z6u2Xs/s1600/SAM_2670.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhb9Af0FpsJ27rmxtzP8P5c0nIsIogsIgH-yPQiZlTRLwISYpPMQ-dFBySk3wFYLYWsDQV_wOvhD-hBzWP8cmR8YvjQFetTM5JcVBwsew86eSNsM5_JscUDfALdERd5I7reMxnM4Z6u2Xs/s1600/SAM_2670.JPG" height="225" width="400" /></a></div>
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<br /></div>
Von einem gepflegten Park ist heute aber nicht viel zu erkennen, im Gegenteil, man muss nicht überrascht sein, wenn man zwischen den alten Ahorn-, Linden- und Eichenbäumen Relikte irgendwelcher Gräber entdeckt, und sei es nur ein abgebrochenes Teil eines Kreuzes oder eine Eisenstange eines alten Grabzaunes.<br />
<br />
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</div>
Meine Gedanken kreisen während meiner Spaziergänge oft um die Deutschbalten, die 1939 im Zuge des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes innerhalb kürzester Zeit ihre Heimat verlassen und nach Deutschland oder in die eroberten Gebiete Polens übersiedeln mussten. Einer von Ihnen war zum Beispiel Wilhelm Bockslaff (1858-1945), der einer Rigenser Kaufmannsfamilie entstammte und zu einem der bedeutendsten Architekten Rigas avancierte. Von ihm stammen unter anderem die Entwürfe zum Wohnhaus der Großen Gilde, zur Kunstakademie (ehemals Börsen-Kommerzschule) und zur Jugendstilkirche in Dubulti (Dubbeln), einem Ortsteil von Jūrmala (Rigaer Strand). Er starb 1945 in Posen während eines Bombardements. Seine Grabstätte, ein Familiengrab, gehört zu den gepflegtesten Gräbern des Großen Friedhofs. Seine Nachkommen haben es restaurieren und seinen Namen nachträglich eingravieren lassen.<br />
<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzrZTqpp4PMkTrUroCmJR1-9VyPviE5cfmoMYokmSTFdXeF1lPKIA143_GWN0vVCnohPdce8LmrGH2dwnhVNJDmTeW1Ol0jdsRS0QEkPu15sAbY3mUo_BQAIRM0lzP12HLLC0TNqBHabU/s1600/SAM_2668.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzrZTqpp4PMkTrUroCmJR1-9VyPviE5cfmoMYokmSTFdXeF1lPKIA143_GWN0vVCnohPdce8LmrGH2dwnhVNJDmTeW1Ol0jdsRS0QEkPu15sAbY3mUo_BQAIRM0lzP12HLLC0TNqBHabU/s1600/SAM_2668.JPG" height="300" width="400" /></a></div>
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<br /></div>
Die meisten Gräber sind heute aber verschwunden. Dort, wo nun im Frühling die Krokusse knospen, im Herbst die Blätterhaufen liegen und im Winter Kinder auf Schlitten von ihren Eltern auf winzige Hügel gezogen werden, lagen sie einst, die Deutschbalten, die über 700 Jahre lang die Geschicke der Stadt Riga bestimmt haben, und deren Nachfahren nun in ganz Deutschland verteilt leben. Viele von ihnen sind in deutschbaltischen Organisationen aktiv, doch nur wenige kommen zurück, um hier ein neues Leben anzufangen.<br />
<br />
So gesehen wirkt ein Gang über den Großen Friedhof auf mich wie ein Spiegelbild der deutschbaltischen Kultur. Wie ein Kapitel, dass zugeschlagen wurde und nicht weitergeschrieben werden kann. Die Letten und die Russen, die heute die Mehrheit in der Stadt ausmachen, haben nur wenig Interesse an diesem Aspekt ihrer Vergangenheit. Der Vergangenheit ihrer Stadt. Aber vielleicht ändert sich das ja nochmal. <br />
<br />
<br />
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<br />
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<br />Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-30218612328692898502014-08-13T01:15:00.000+03:002014-08-13T21:06:17.581+03:00Kultur ist...Die meisten gehen vorbei, kaum einer beachtet sie: Die nette Aufkleberaktion der Stiftung Riga2014 mit der Frage, was für die Rigenser bzw. Riga-Besucher denn Kultur sei, ist passenderweise im Kulturpavillon im Esplanade-Park zu einer recht großen "Klebefläche" angewachsen. <br />
<br />
Wenn man die Antworten betrachtet, könnte man zu dem Ergebnis kommen, dass für jeden Kultur etwas anderes ist, oder Kultur alles, oder Kultur von allem etwas...<br />
<br />
Und im Vergleich zum anspruchsvollen Kulturhauptstadtprogramm, das ja offiziell unter der großen Überschrift "Force Majeure" (höhere Gewalt) steht, sind die meisten Vorschläge auf den Aufklebern..., ach, wozu viel reden bzw. schreiben, manchmal stehen die Dinge besser für sich...<br />
<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgO5WufyaL7piIOtpSVuEkNuqGOa5Djygyo2oY9zhyphenhyphenrAv5gyzz-HYoNwnmpLRQm7L9hOsRtuG6jAoBMlhW9VakYxP6wgyJFw9KJNBTHOlRxd8Npszl_Uhk28PWdz5DfXmZe2sQqKiqxyas/s1600/Picture+390.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgO5WufyaL7piIOtpSVuEkNuqGOa5Djygyo2oY9zhyphenhyphenrAv5gyzz-HYoNwnmpLRQm7L9hOsRtuG6jAoBMlhW9VakYxP6wgyJFw9KJNBTHOlRxd8Npszl_Uhk28PWdz5DfXmZe2sQqKiqxyas/s1600/Picture+390.jpg" height="225" width="400" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiF3wcE-V3JELXTsfHk7aIm-5N6fQPtLZHURzR0eMuRkBolQL-JkYpojoi3IhOiku3X6Ap8nhaypcTj-nLCwQWZIurY1LkV4PnpjrGWGJivz76NEQ1MyRODPaW8mkXvWrr4cE2PuNo10fA/s1600/Picture+393.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiF3wcE-V3JELXTsfHk7aIm-5N6fQPtLZHURzR0eMuRkBolQL-JkYpojoi3IhOiku3X6Ap8nhaypcTj-nLCwQWZIurY1LkV4PnpjrGWGJivz76NEQ1MyRODPaW8mkXvWrr4cE2PuNo10fA/s1600/Picture+393.jpg" height="225" width="400" /></a></div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhQMZKbiD98yvzSo8hmjbRJFrysxWw2oYnpe3Q7oAVEQrbkXDwMMFRXNTp8T-Fe1SX4jPLIIxqU6vri_t8_9VT-q5TgyGO9k7sh8O46RJtQhForJMNSSslNSdAcmok6YEwGMQKrogfGadQ/s1600/Picture+394.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhQMZKbiD98yvzSo8hmjbRJFrysxWw2oYnpe3Q7oAVEQrbkXDwMMFRXNTp8T-Fe1SX4jPLIIxqU6vri_t8_9VT-q5TgyGO9k7sh8O46RJtQhForJMNSSslNSdAcmok6YEwGMQKrogfGadQ/s1600/Picture+394.jpg" height="225" width="400" /></a></div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEifdtZIrMVYfUDBL7bPzr77mLJ4-vYKF5QVGBoy5B7mOybqh199pxHFKWsfbHj9wasIoKUeUTBg8xaVFFVtioBXaGWPO7Nk07AWmztg3phnYTsmGVT7SZ_ABGuiZptgbNU1OQerIbgT7bg/s1600/Picture+396.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEifdtZIrMVYfUDBL7bPzr77mLJ4-vYKF5QVGBoy5B7mOybqh199pxHFKWsfbHj9wasIoKUeUTBg8xaVFFVtioBXaGWPO7Nk07AWmztg3phnYTsmGVT7SZ_ABGuiZptgbNU1OQerIbgT7bg/s1600/Picture+396.jpg" height="225" width="400" /></a></div>
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<br />Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-72732112770657107442014-08-11T23:59:00.002+03:002014-08-12T00:24:07.593+03:00ReReRiga?Das ganze Wochenende über habe ich nachgedacht. Laut und leise. Über den Sinn des Wortes "ReReRiga". Was mag das wohl bedeuten, grübelte ich. Hat das vielleicht mit "Retro" zu tun?. Oder ist das einfach nur ein lettisches Wort? Nein. Der Google Übersetzer antwortete auf meine Antrage immer nur mit einem Echo. Egal.<br />
<br />
Dass heißt, eigentlich nicht egal, überhaupt nicht. Es geht hier nämlich um ein "worldmusic" und "streetart festival" mit eben diesem phonetisch durchaus klangvollen und irgendwie magische Momente versprechenden Namen. Magisch. Das könnte hinhauen. Denn "streetart" und "worldmusic" kann ja durchaus schon mal extrem beeindruckend sein.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhsWGOv4k2nXHZL9qFjzlgZazaAALtUxIRxrZR_HabSDNSun_6wAoLLIbjCgAVJyzJqS1S1UGdhe5KhDOabnzA9phRxxUISpv-Sz3d9lQfh9ba8TU_pO0oPwtwkwU00dnenyrQLQT_wwCo/s1600/Re_re_atklasana_1_Diena_Martins_otto-(47).jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhsWGOv4k2nXHZL9qFjzlgZazaAALtUxIRxrZR_HabSDNSun_6wAoLLIbjCgAVJyzJqS1S1UGdhe5KhDOabnzA9phRxxUISpv-Sz3d9lQfh9ba8TU_pO0oPwtwkwU00dnenyrQLQT_wwCo/s1600/Re_re_atklasana_1_Diena_Martins_otto-(47).jpg" height="194" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">BRAM GRAAFLAND (Niederlande), <span class="contributor">Foto: Mārtiņš Otto, Rīga 2014</span></td></tr>
</tbody></table>
Es ist wahrscheinlich der Überraschungseffekt, der eintritt, wenn man nichtsahnend durch die Straßen geht, mit einem wichtigen oder unwichtigen Ziel vor Augen (oder keines von beiden), und man urplötzlich hinter der nächsten Ecke von wilder Pantomime, riskanter Akrobatik oder heiseren Stimmen "heimgesucht" wird, die einen irgendwie nicht weitergehen lassen wollen, weil man wissen will, was als nächstes passiert.<br />
<br />
Mir zumindest ging es schon oft so. Zum Beispiel kann ich mich an zwei Männer erinnern, die am Londoner Piccadilly Circus unfassbar gut auf zwei primitiven Plastikeimern trommelten, so dass ich alles darüber vergass, jeglichen Plan, sofern es einen gab, über den Haufen warf, und bis zum Ende stehen blieb, sogar dann noch, als die beiden Männer ihren Verdienst eingesammelt hatten und unvermittelt weggegangen waren.<br />
<br />
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg7GOo24rZJGiP4KRSI1iN354mlN3q7bMjZsTcdeERETQViLez1NOCKDRt_k2CFFCodrcNK0RMDXejrFg2oShu7RKKhkM4yPwBWDxb8p4ANSfn0kM_ojz-b-rPq1sJz9ew-7Zl5yg8CA30/s1600/Re_Re_Riga_0808_foto_Kaaspars_Garda_05.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg7GOo24rZJGiP4KRSI1iN354mlN3q7bMjZsTcdeERETQViLez1NOCKDRt_k2CFFCodrcNK0RMDXejrFg2oShu7RKKhkM4yPwBWDxb8p4ANSfn0kM_ojz-b-rPq1sJz9ew-7Zl5yg8CA30/s1600/Re_Re_Riga_0808_foto_Kaaspars_Garda_05.jpg" height="195" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">COMPAGNIE MOBIL (Niederlande), <span class="contributor">Foto: Kaspars Garda, Rīga 2014</span></td></tr>
</tbody></table>
Doch zurück nach Riga. Da fand nämlich am vergangenen Wochenende zum zweiten Mal überhaupt eben jenes "streetart and worldmusic festival" statt. Es ist nach eigener Aussage das größte Festival seiner Art im Baltikum - und das schon im zweiten Jahr seines Bestehens - was irgendwie darauf hindeutet, dass es kein weiteres, oder, wenn überhaupt, nur ein kleines ähnliches Festival zwischen Tallinn und Vilnius gibt, was wiederum darauf hindeutet, dass Straßentheater und Weltmusik bislang noch keine besondere Bedeutung in den baltischen Ländern zu haben scheinen.<br />
<br />
Mir persönlich ist diese "Kunstgattung" ja schon öfter mal begegnet - oder ich ihr - vor allem in Frankreich, in Avignon, während des Theaterfestivals, wo es ja neben dem offiziellen Programm ja auch noch ein Off-Programm und darüber hinaus auch noch ein inoffizielles Straßentheaterfestival gibt.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><b><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjAtmtwN7A4qDb-_oADf6jpJeSsJP8lWYOMsOtkc6aLfMcD48j09LzOSe1r_fXHJFigWHyD2GSmGHj2ZoOrs-QJPXB15-7lu6DymPHskAt_mcd-QorvBVf4XrNihT7qBkiq9YHS8eIu9lw/s1600/Re_Re_Riga_0808_foto_Kaaspars_Garda_121.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjAtmtwN7A4qDb-_oADf6jpJeSsJP8lWYOMsOtkc6aLfMcD48j09LzOSe1r_fXHJFigWHyD2GSmGHj2ZoOrs-QJPXB15-7lu6DymPHskAt_mcd-QorvBVf4XrNihT7qBkiq9YHS8eIu9lw/s1600/Re_Re_Riga_0808_foto_Kaaspars_Garda_121.jpg" height="156" width="320" /></a></b></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">CIRKA TEATER/AUSEKLĪTIS (Norwegen/Lettland)<span class="contributor">, Foto: Kaspars Garda, Rīga 2014</span></td></tr>
</tbody></table>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
"Streetart" und "Worldmusic" nun aber hier in Riga zu erleben, war für mich etwas Seltsames. Da stießen in meinen Augen die Straßenkünstler der westlichen Welt mit ihrem mehr oder weniger unausgesprochenen Protest gegen alles Großbürgerliche auf ein Publikum aus einer Stadt, in der es meiner Meinung nach noch keine besonders gut entwickelte "Bürgergesellschaft" gibt.Viele Menschen nehmen die Dinge einfach hin, wie sie sind. Nur wenige glauben daran, etwas verändern zu können. So nehme ich das zumindest derzeit wahr.<br />
<br />
Aber vielleicht ist dieses Festival ja auch ein Zeichen dafür, dass sich da etwas entwickelt. Das könnte schon sein. Übrigens weiß ich nun auch, was ReReRiga bedeutet. Es ist der Name einer lettischen Baufirma. Na sowas.<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-51002393068428067722014-08-09T16:12:00.001+03:002014-08-09T16:29:10.387+03:00Schnitzel "Sigulda"<div class="firstHeading" id="firstHeading" lang="de">
Es gibt in Riga durchaus noch eine ganze Menge Relikte aus der sowjetischen Vergangenheit, als Lettland noch <span dir="auto">"Lettische Sozialistische Sowjetrepublik" hieß. Da ist nicht nur die Akademie der Wissenschaften, einem Hochhausbau im "Stalinistischen Zuckerbäckerstil" aus den 1950er Jahren oder die unzähligen Plattenbauten in den Vorstädten, nicht zu vergessen der "Schwarze Sarg", der ursprünglich als Museum für die Lettischen Schützen gebaut wurde und heute Heimat des Okkupationsmuseums ist, und natürlich das Denkmal für die Lettischen Schützen, das nach wie vor auf dem gleichnamigen Platz steht. </span></div>
<div class="firstHeading" id="firstHeading" lang="de">
<br /></div>
<div class="firstHeading" id="firstHeading" lang="de">
<span dir="auto">Das ist natürlich noch lange nicht alles, was man in Riga an sowjetischem "Kulturerbe" entdecken kann. Und dass es zu diesem Thema mittlerweile auch Stadtführungen gibt, war mir bewusst. Mir war auch bekannt, dass in Liepāja (Libau) Exkursionen zum Thema "Sowjetische Gefängnisse" angeboten werden, während der man zwischendurch auch mal in eine Gefängnisszelle gesperrt wird und von einem als Gefängniswärter verkleideten Guide rüde angeschrien wird. Es lässt sich sicher darüber streiten, ob diese Art von "lebendiger Geschichtserfahrung" wirklich Sinn macht.</span></div>
<div class="firstHeading" id="firstHeading" lang="de">
<span dir="auto"><br /></span></div>
<div class="firstHeading" id="firstHeading" lang="de">
<span dir="auto">Was ich aber neulich in Sigulda entdeckte, kannte ich bisher in Lettland noch nicht. Direkt neben dem Museumspark Turaida lädt in einem völlig unrenovierten Sowjetbau eine Kantine zu Mahlzeiten wie zu Sowjetzeiten ein, inklusive Miniausstellung zum Thema Esskultur in der Sowjetunion. Das machte mich neugierig. Das war ja fast wie Ende der neunziger Jahre, als ich das erste Mal Lettland bereiste und moderne Restaurants noch nicht besonders oft aufzufinden waren. Die Preise waren damals demenstsprechend niedrig. Doch nun, welch Überraschung: Ein Essen, über dessen Geschmack ich lieber keine Worte verlieren möchte, und das für einen höheren Betrag als man für so ein Menü in anderen modernen Bistros zahlen würde. Eine Geschäftsidee also, mehr nicht, und ich bin auch noch drauf reingefallen. </span><br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi2YFE6QkFWw9jLpzQMvsmavBUmX-oUj8eycFaiBNcYLGSfFFKcf73uOzH7BwExVf2p-4wAePvV-iLgmZ9ohz_XY7_a8LJHWH2cpkqjpnXucuProvT7bJKD0L5qH-VASqrbPuy8ywBqc2U/s1600/Picture+281.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi2YFE6QkFWw9jLpzQMvsmavBUmX-oUj8eycFaiBNcYLGSfFFKcf73uOzH7BwExVf2p-4wAePvV-iLgmZ9ohz_XY7_a8LJHWH2cpkqjpnXucuProvT7bJKD0L5qH-VASqrbPuy8ywBqc2U/s1600/Picture+281.jpg" height="225" width="400" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhxNOexMC66eQH9wEcrsOI59ZhJL9Y5T-olhGAws4QG2wUI817Y6GiG90yUqvRp753R5T4Ng4baFrXOP3ZmxXubvhN-P3law8yFkGQHNGt5ece1j-8OqaAYbNbSh_DNXkBCGV_0UXiQQFc/s1600/Picture+277.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhxNOexMC66eQH9wEcrsOI59ZhJL9Y5T-olhGAws4QG2wUI817Y6GiG90yUqvRp753R5T4Ng4baFrXOP3ZmxXubvhN-P3law8yFkGQHNGt5ece1j-8OqaAYbNbSh_DNXkBCGV_0UXiQQFc/s1600/Picture+277.jpg" height="225" width="400" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh_Mr2oBrmKGQHk33hrEZ6ehQNhXq-wd3h2iXBEjIg67zAvPUvxGlEJKqpk8OFfLnllQLEkIZjUPE4nDtBvL9kpCd8a8yNjKpTnFhFWnKG9kJ5BMxMPGmPsPrYhAp-yxLxbt90lb8eF5KA/s1600/Picture+283.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh_Mr2oBrmKGQHk33hrEZ6ehQNhXq-wd3h2iXBEjIg67zAvPUvxGlEJKqpk8OFfLnllQLEkIZjUPE4nDtBvL9kpCd8a8yNjKpTnFhFWnKG9kJ5BMxMPGmPsPrYhAp-yxLxbt90lb8eF5KA/s1600/Picture+283.jpg" height="225" width="400" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<span dir="auto"></span><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<span dir="auto"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgPvCIslsIP0ZrPGctAO5Wqtir_CT7m11OJ2_JuDsRaA3-mPwWOpKsjYg1KQs7arU5D1YWpb4aM6bV5B-qzdXuoYVy-Vp11AeVr3Bvc9w37QZ8i6qW8PX8J6oxaUQzHmBjxiS4T5_D7Pvc/s1600/Picture+284.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgPvCIslsIP0ZrPGctAO5Wqtir_CT7m11OJ2_JuDsRaA3-mPwWOpKsjYg1KQs7arU5D1YWpb4aM6bV5B-qzdXuoYVy-Vp11AeVr3Bvc9w37QZ8i6qW8PX8J6oxaUQzHmBjxiS4T5_D7Pvc/s1600/Picture+284.jpg" height="225" width="400" /></a></span></div>
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgpFISDpqpvZ2UUou6rjrusuDRkp1-2DNuaCBphLmjcdE4jUsoaMM4poBzYzRKMG9xRuejd404IcMULkqPBSEiavDXx_SaU1yE8eQ8L6OYgc2lvBLUOAb6PEhCAb1Fm8-dC9XlzKQXRvZE/s1600/Picture+287.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgpFISDpqpvZ2UUou6rjrusuDRkp1-2DNuaCBphLmjcdE4jUsoaMM4poBzYzRKMG9xRuejd404IcMULkqPBSEiavDXx_SaU1yE8eQ8L6OYgc2lvBLUOAb6PEhCAb1Fm8-dC9XlzKQXRvZE/s1600/Picture+287.jpg" height="225" width="400" /></a></div>
<div class="firstHeading" id="firstHeading" lang="de">
<span dir="auto"><br /></span></div>
<div class="firstHeading" id="firstHeading" lang="de">
<span dir="auto"><br /></span></div>
Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-20422364812834773402014-08-08T17:05:00.003+03:002014-08-09T12:33:11.523+03:00In der Livländischen Schweiz<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="background: transparent;">Rund
50 Kilometer nordöstlich von Riga erstreckt sich Lettlands größter,
ältester und beliebtester Nationalpark, der Gauja-Nationalpark.
Durch ihn fließt der Fluss, nach dem der Park benannt ist, die
Gauja, die hier von hohen Felswänden aus rotem Sandstein aus dem
Devon umgeben ist. Insgesamt knapp 500 Kilometer legt die Gauja auf
lettischem Territorium zurück, bevor sie bei Carnikava in den
Rigaischen Meerbusen mündet. </span>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="background: transparent;">Bereits
kurz nach der Gründung von Riga im Jahre 1201 waren die deutschen
Eroberer bestrebt, ihren Einfluss auf dem heutigen lettischen Gebiet
zu erweitern. Eine wichtige Rolle spielte dabei natürlich auch die
Gauja, und da ist es nicht verwunderlich, dass man bei einem Besuch
in Sigulda (Segewold), neben </span>Cēsis die größte Stadt auf dem
Gebiet des Nationalparks,<span style="background: transparent;"> auf
gleich drei Burgruinen stößt, und zwar den mehr oder weniger gut
erhaltenen Überresten der Burgen Sigulda, Krimulda und Turaida.</span><span style="background: transparent;"> </span></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi0cSCHOvXXeegHpP5gkGNVdleYlQpQUeKapiE8SYVeCkdGnNQVIjj1RB4183x97T79GjJ8vluAi_8Bi0OSHZGefCOb1Pky2GlmalB9Xo5nJCXhJBgigOlYBpSG7KG8Fgwk47agfEp-Kyo/s1600/Picture+299.jpg" height="300" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="400" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Blick vom Burgturm</td></tr>
</tbody></table>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="background: transparent;">Eine
dieser Burgen, die Burg Turaida (sie ist am besten erhalten), feierte
vor wenigen Tagen ihren 800. Geburtstag. Natürlich wurde ein wenig
gefeiert, wenn auch nicht überschwänglich, und da die
Feierlichkeiten zeitgleich mit den alljährlichen Opernfestspielen
von Sigulda stattfanden, machte ich mich (nicht zum ersten Mal) auf
den Weg dorthin.</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<a href="https://www.blogger.com/null" name="firstHeading"></a><span style="background: transparent;">Von
den Bewohnern dieser beschaulichen und im Vergleich zu anderen
Städten dieser Größenordnung in Lettland recht wohlhabenden
Kleinstadt kriegt man zwischen dem renovierten Hauptbahnhof und den
zahlreichen Sehenswürdigkeiten nicht viel mit. Die Mehrzahl wohnt
entweder zwischen Bahntrasse und der Schnellstraße, die Sigulda mit
Riga verbindet, oder jenseits der Schnellstraße. Hier ist alles auf
den Tourismus ausgerichtet, und das schon seit über hundert Jahren, als </span><span style="background: transparent;">im Jahr 1889 die Bahnlinie zwischen Riga und Valka eröffnet wurde.
Im Gegensatz zu </span>Ķemeri (Kemmern) entwickelte sich Sigulda mit
Beginn der lettischen Unabhängigkeit 1990 sehr gut, neben Ventspils
(Windau) und Jūrmala (Rigastrand) zählt sie sicher zu den
gepflegtesten Städten in Lettland.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjGqXPTkEk9Ce3evse7VnDAvgcPm0tuX_kjibdtNsFTmOfcuZHwf0XIRjG3VyEarxUJYN2b9-wes0iDXfrAIOHKDxyDCC6s6QQbpsTC5LxZXF17UqfWy3cjNaiBi6FVf6uBaIWhvOs0Cf8/s1600/Picture+293.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjGqXPTkEk9Ce3evse7VnDAvgcPm0tuX_kjibdtNsFTmOfcuZHwf0XIRjG3VyEarxUJYN2b9-wes0iDXfrAIOHKDxyDCC6s6QQbpsTC5LxZXF17UqfWy3cjNaiBi6FVf6uBaIWhvOs0Cf8/s1600/Picture+293.jpg" height="225" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Burg Turaida</td></tr>
</tbody></table>
</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Um zur Burg Turaida zu gelangen, muss
man einen Bus nehmen, es sei denn, man ist mit mit einem Auto,
Fahrrad, Motorrad oder dergleichen unterwegs. Zu Fuß dauert der
„Anmarsch“ sicher eine gute halbe Stunde, schließlich muss man,
an der Burgruine Sigulda vorbei, zuerst ins Tal der Gauja
hinablaufen, dort eine Brücke überqueren, dann an der Gutmannshöhle
vorbeilaufen, um dann nach einem längeren Anstieg endlich das
Museumsreservat Turaida zu erreichen. Alternativ könnte die Seilbahn nehmen, die beide Ufer miteinander
verbindet.<span style="background: transparent;"> Übrigens wird die Gegend um Sigulda aufgrund ihrer leicht hügeligen Landschaft auch als Lettische oder Livländische Schweiz bezeichnet. </span><br />
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Warum eigentlich Museumsreservat? Die
Burg Turaida war recht lange bewohnt, bis ins 17.
Jahrhundert hinein, doch dann verlor die Burg an militärischer Bedeutung
und das Gelände ging in Privatbesitz über, an Gotthard
Wilhelm von Budberg. Von dieser Zeit zeugen unter anderem eine der
ältesten lettischen Holzkirchen von 1750 und zwei Holzhäuser des Gutsverwalters. Darüber hinaus ist auf dem Gelände aber auch
noch der sogenannte Volksliederberg angelegt, also ein
Skulpturengarten, der dem Vater der lettischen Volkslieder (Dainas),
Krišjānis Barons, gewidmet ist. Hier und auf den umliegenden Wiesen
findet übrigens am 23. Juni jeden Jahres eine der größten
und schönsten Ligo-Feste (Mitsommernacht) in Lettland statt.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEicU23-ynZXPwFNp-_fRtR7jwGF6CvQXd_z99JuUbmsh-qU4CgRiEg3fjLZLUlFgMXORBykyZvQmxeuSFrKjnwoBXTr_19BY1oP0rNrQd8J7461HganulR5Lgfyojjqe_iGG-aLfRtKbxQ/s1600/Picture+318.jpg" height="225" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="400" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Burg Sigulda</td></tr>
</tbody></table>
Die Burg Turaida ist zum Teil rekonstruiert worden, mehrere
Ausstellungen informieren über die Geschichte der Burg. Früher
stand an der gleichen Stelle eine Holzburg der Liven, deren Fürst,
Kaupo, der angeblich erste Fürst eines livischen, kurischen oder
anderen Stammes auf dem Gebiet des heutigen Lettland und Estland
gewesen sein soll, der zum christlichen Glauben übergetreten ist. Nach der Rückkehr von einer
Reise nach Rom, wo er von <span lang="de-DE">Albert von Buxthoeven,
dem Bischof von Riga, Papst Innozenz III. vorgestellt worden war,
erhob sich sein eigener Stamm gegen ihn, woraufhin er sich endgültig auf die Seite der christlichen Eroberer schlug, die die Holzburg 1212
zerstörten und zwei Jahre später die in ihren
Grundzügen noch heute erhaltene Burganlage errichteten.</span><br />
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="de-DE">Warum etwas weiter
südlich Mitte des 13. Jh. dann auch noch die Burg Krimulda errichtet
wurde, ist mir bis heute nicht verständlich, auf jeden Fall
gehörten beide zum Erzbistum Riga, während die Burg Sigulda
(Segewold) auf der linken Seite der Gauja im Besitz des Schwertbrüderorden war (später Livländischer Orden). </span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
</div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh_acd58JVHBkiR_b24rrx9XDbKXIJzcgc8ejZd6lUo1gQ9zwQK7k1b0fNMbV9teARBQjm0AJQPdYFCSiWHKGOu1Z6SKBuJ3ynGhMWenmEtfGkW0jYnrolyKTO8oQG2Sjv4sfvlku5lckE/s1600/Picture+314.jpg" height="225" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" width="400" /></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Neues Schloss in Sigulda</td></tr>
</tbody></table>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="de-DE">In den wenigen
Überresten der Burg Sigulda treten nun schon seit über 20 Jahren
Anfang August in- und ausländische Sänger im Rahmen von
Galakonzerten oder Freilicht-Opernaufführungen auf. Am Abend meines
Besuchs wurde „Carmen“ von Georges Bizet aufgeführt. Aber was
spielt die Musik schon für eine Rolle bei so einem Event. Die
Opernfestspiele in Sigulda sind ein wichtiges gesellschaftliches
Ereignis in Lettland... </span>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="de-DE">Nicht ohne Grund ist
Sigulda die Partnerstadt von Riga im Kulturhauptstadtjahr 2014. Und
so fanden und finden im Laufe des Jahres zahlreiche zusätzliche
Veranstaltungen statt, wie beispielsweise ein spektakuläres
Naturkonzert vor der Gutmannshöhle. Morgen. Samstag. Ein guter
Grund, erneut nach Sigulda zu fahren. </span>
</div>
Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-20187734096870177012014-08-02T01:33:00.003+03:002024-01-31T17:40:35.764+02:00Spurensuche auf dem Lande<div style="margin-bottom: 0cm;">
Die deutschbaltische Vergangenheit ist
immer noch in Lettland präsent – aber nicht nur die, auch die
Ereignisse während des ersten und zweiten Weltkrieges haben ihre
Spuren hinterlassen. Vor allem in Kurland (Kurzeme), einer der vier
historischen Provinzen Lettlands (neben Semgallen (Zemgale),
Zentral-Livland (Vidzeme) und Lettgallen (Latgale)), waren die Kämpfe
äußerst heftig, als Ende 1944 die deutsche Heeresgruppe Nord
(später Heeresgruppe Kurland) sowie die Luftwaffen- und
Marineeinheiten in Kurland eingeschlossen wurden. Und mittendrin
Letten, auf beiden Seiten, die als sogenannte „Freiwillige“
eingezogen worden waren (in den meisten Fällen natürlich gegen den
eigenen Willen).</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Ein Tagesausflug mit einem Mietauto
führte mich kürzlich zur deutschen Kriegsgräberstätte im
südlichen Stadtgebiet von Jelgava (Mitau). Nach Angab<span style="background: transparent;">en
des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., der in den
letzten 25 Jahren zahlreiche Kriegsgräberstätten in Lettland
wiederherstellen oder neu errichten hat lassen, liegen hier 1215
deutsche Gefallene aus dem Ersten Weltkrieg und etwa 200 Gefallene
aus dem Zweiten Weltkrieg. Insgesamt sollen auf dem Gebiet von
Lettlan</span>d etwa 100 000 Kriegstote des Zweiten Weltkrieges an
etwa 6 600 Grablageorten liegen. Etwa 30 000 Soldaten sollen darüber
hinaus zwischen 1914 und 1918 gefallen sein – wohlgemerkt, nur
Soldaten der deutschen Armeen...<br />
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjYVbLvHSIiBbSnk27oIT6_nvlW9CRiTyk4-ZF4k0fzvhB9ZinJEP5fTTQY6Si7A9_nM0FWb_aueEhORDd1KOSKhkf_rpcprLuWUEtwAGyhDD4plYHeSDextq8VYmmjj2IR_UNQ9s_SBKg/s1600/Picture+219.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjYVbLvHSIiBbSnk27oIT6_nvlW9CRiTyk4-ZF4k0fzvhB9ZinJEP5fTTQY6Si7A9_nM0FWb_aueEhORDd1KOSKhkf_rpcprLuWUEtwAGyhDD4plYHeSDextq8VYmmjj2IR_UNQ9s_SBKg/s1600/Picture+219.jpg" height="225" width="400" /></a></div>
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Im Stadtzentrum von Jelgava dann ein
ganz anderes Bild: Breit und mächtig erstreckt sich das Schloss
Jelgava (Schloss Mitau) auf einer Flussinsel der Lielupe
(Kurländische Aa), dem zweigrößten Fluss Lettlands. Herzog Ernst
Johann von Biron hatte es sich zwischen 1738-1772 von Bartolomeo
Francesco Rastrelli erbauen lassen, dem berühmten Bauherr einiger
Paläste in St. Petersburg. Dessen Dienste waren in der Zarenstadt
irgendwann nicht mehr gefragt, worauf er sich intensiver im
kurländischen Herzogtum betätigte. Das Schloss Jelgava ist übrigens
das größte Schloss des Baltikums.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgIdWf2jRC8lACsg8Ac01LJFx5XEpc_L0Im1yGWR6-Ex8sZ54m3jMXdpO1JJdsUHgu0z6lxbOM39ZlcRwTro28ebJvEenpFMeyKKazkereNV27mlC94rKKAvXI667FwuoxLayroxpCgaMc/s1600/Picture+222.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgIdWf2jRC8lACsg8Ac01LJFx5XEpc_L0Im1yGWR6-Ex8sZ54m3jMXdpO1JJdsUHgu0z6lxbOM39ZlcRwTro28ebJvEenpFMeyKKazkereNV27mlC94rKKAvXI667FwuoxLayroxpCgaMc/s1600/Picture+222.jpg" height="225" width="400" /></a></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<a href="https://www.blogger.com/null" name="firstHeading"></a>Dass Herzog
Ernst Johann von Biron in seinen kurländischen Palästen kaum Zeit
verbrachte – für ihn hatte die russische Zarin Anna Iwanowna vor
dem Bau des Schlosses in Jelgava bereits das <span lang="de-DE">Schloss
Rundāle </span>(Schloss Ruhenthal) erbauen lassen - als seinen
Sommersitz, spielte für Biron wohl kaum eine Rolle. Die längste
Zeit des Jahre verbrachte er sowieso in St. Petersburg, als Günstling
Anna Iwanownas und später mächtigster Mann im Russischen Reich,
allerdings nur bis zu dem Moment, als Zarin Anna Iwanowna das
Zeitliche segnete und er von seinen Feinden am Hof für 20 Jahre nach
Sibirien, später nach Jaroslawl verbannt wurde. Seine Schlösser
konnte er erst nach seiner Begnadigung und Wiedereinsetzung als
Herzog von Kurland 1762 wiedersehen, allerdings immer noch nicht im
fertigen Zustand. Und als die Bauarbeiten am Schloss Jelgava dann
1772 endlich für beendet erklärt worden waren, starb Ernst Johann
von Biron einen Monat später. </div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjl26S-qN_5wXPV7zN8dwKnMvwM5wkejHb0PBfH-fcI1bgD2yfpZO_V0HY8kkARTz-pS-xMFkG-x15D9Qayewx8hKpSMX0r23H8LuBLWH0M1MlawymmbWrrMTN34cIIlncVeql9G3_EGiE/s1600/Picture+224.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjl26S-qN_5wXPV7zN8dwKnMvwM5wkejHb0PBfH-fcI1bgD2yfpZO_V0HY8kkARTz-pS-xMFkG-x15D9Qayewx8hKpSMX0r23H8LuBLWH0M1MlawymmbWrrMTN34cIIlncVeql9G3_EGiE/s1600/Picture+224.jpg" height="225" width="400" /></a></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Zwischen Jelgava und Kandava (Kandau)
stieß ich auf der Suche nach dem Kriegsgräberfriedhof in Džūkste
auf ein interessantes Museum, das in einer ehemaligen Landschule
beheimatet ist. Es widmet sich in seiner Ausstellung dem Lehrer Ansis
<span lang="de-DE">Lerhis-Puškaitis (1859-1903), der in diesem
Gebäude von 1883 bis 1903 seine Schüler unterichtete, aber auch als
Schriftsteller und vor allem Sammler von lettischen Märchen und
Sagen tätig war. Bis heute gilt er mit seiner umfangreichen Sammlung
von ungefähr 6 000 Märchen als „Vater der lettischen Märchen“. </span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="de-DE">Der
Kriegsgräberfriedhof in Džūkste wurde am 14. Juni 1997 eingeweiht
und erinnert ausschließlich an die Ereignisse im Zweiten Weltkrieg.
Zwischen den Grabsteinen der 416 Kriegstoten am östlichen Rand des
Zivilfriedhofes findet man übrigens auch zahlreiche Letten, die für
die Deutsche Wehrmacht kämpfen mussten. Und auch die Kirchenruine in
der Nähe bezeugt, wie brutal sich hier die verfeindeten Fronten
bekämpft haben müssen. Sie wurde von den Deutschen zerbombt, weil
die Sowjets von ihrem Turm aus sehen konnten, wo sich die Deutschen
gerade aufhielten. </span>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjvYJhroR6LOOaZ8Vsaxu4asZ_gF34QMPmPBo07hGB_uOvixmbIWZKwSc37Gqqz82pTZG6C5r1_yE8aEBmxOToM8uCnrYcGyWX0QehP7wlyF-BGBwHD3BkTsv3KFYRG9ij1zkztp9GwFPY/s1600/Picture+234.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjvYJhroR6LOOaZ8Vsaxu4asZ_gF34QMPmPBo07hGB_uOvixmbIWZKwSc37Gqqz82pTZG6C5r1_yE8aEBmxOToM8uCnrYcGyWX0QehP7wlyF-BGBwHD3BkTsv3KFYRG9ij1zkztp9GwFPY/s1600/Picture+234.jpg" height="225" width="400" /></a></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
<span lang="de-DE">Das Herrenhaus
Kukšas (Kukšu muižā) in der zwischen Kandava und Tukums (Tuckum)
wirkte nach solchen Eindrücken geradezu wie aus der Zeit gefallen.
Perfekt wieder aufgebaut steht es da, idyllisch an einem kleinen See
gelegen, von einem hübschen Garten umgeben. Hier hat sich der neue
Hausherr, Hotelier und Koch Daniel Jahn wohl einen Lebenstraum
erfüllt, als er das damals ziemlich heruntergekommene Herrenhaus
Ende der 1990er Jahre einer älteren Dame abkaufen konnte. Mit viel
Mühe hat er das Haus wieder detailgetreu hergerichtet und ein Hotel
eröffnet, vor allem auf die aufwändig restaurierten Wandmalereien
vom Ende des 18. Jh. ist der Hausherr stolz . Heute residieren in dem
Hotel wohlbetuchte Gäste aus aller Welt, auch zahlreiche lettische
Prominente. </span>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiYhHR4BL1YZ8wqg-2x4SPU_5d1TX5oZIY8I57VGX8phdIbkL6K8NV7U0E8MOhtxNwlnSrHAtMMD6wScrAznpE3DVWtAWQaoxCCIXP3pk4WE6EIXiD_Znxvg-I_6GdF2DTtjXKGyINgw0w/s1600/Picture+240.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiYhHR4BL1YZ8wqg-2x4SPU_5d1TX5oZIY8I57VGX8phdIbkL6K8NV7U0E8MOhtxNwlnSrHAtMMD6wScrAznpE3DVWtAWQaoxCCIXP3pk4WE6EIXiD_Znxvg-I_6GdF2DTtjXKGyINgw0w/s1600/Picture+240.jpg" height="225" width="400" /></a></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="de-DE">Die Geschichte des
Hauses ist abwechslungsreich. Erstmals 1530 erwähnt, wurde es
mehrfach verkauft, bis es letztlich in die Hände der Familie von
Bötticher gelangte, die das Gut bis zur lettischen Landreform
1920-1922 besaß. Erwähnenswert ist, dass in diesem Haus auch die
Mutter des deutschbaltischen Schriftstellers Werner von Bergengrün –
Helene Anna Mathilde von Bötticher geboren worden. Sie heiratete
1889 Dr.med. Paul Emil von Bergengrün.</span></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="de-DE">Der Rückweg nach
Riga führte über den verfallenen Kurort Ķemeri (Kemmern).
„Verfallen“ ist vielleicht übertrieben, doch angesichts der
Kontraste und der Möglichkeiten, die dieses kleine Städtchen hätte,
ist der Begriff in meinen Augen passend. Als in Ķemeri 1796
nämlich entdeckt wurde, dass das schwefelhaltige Quellwasser in der
Gegend und auch der Schlamm heilende Wirkung hätten (zur Behandlung
von Nervenerkrankungen, der Gelenke, Knochen und Muskeln),
entwickelte sich die Ortschaft nach und nach zu einem Heilort. Doch
so richtig wurde Ķemeri erst bekannt, als Nikolaus I. von Russland
es zum Kurort ernannte und das erste Badehaus errichtet wurde. Als
dann 1912 auch noch eine direkte Eisenbahnverbindung zwischen Moskau
und Ķemeri eröffnet und der nahegelegene Strand von Jaunķemeri
durch eine Straßenbahn leicht erreichbar wurde, stieg die Ortschaft
endgültig zu einer der beliebtesten Adressen der nordosteuropäischen
High Society auf. Nach Zerstörungen während des Ersten Weltkrieges
wurde von der nun unabhängigen Republik Lettland viel Geld
investiert und mehrere neue Gebäude erbaut, unter anderem das in
den 1930er Jahren nach Entwürfen von Eižens Laube errichtete Hotel mit
dem Spitznamen „Weißes Schiff“. </span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="de-DE"></span></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj3j48zxxvc8c0B-BDwkyuNoVZiOXOA2sSThX_92XK_-v6BMAmZ9G9DDFMnt__DFDNwW39LBk4AxqxtWDoRg9_lcsYQt0Sf3RWDWryuYkORUO5CiHQ9fMHYCIuBZqb7KjF0A9h8tQXCP24/s1600/Picture+249.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj3j48zxxvc8c0B-BDwkyuNoVZiOXOA2sSThX_92XK_-v6BMAmZ9G9DDFMnt__DFDNwW39LBk4AxqxtWDoRg9_lcsYQt0Sf3RWDWryuYkORUO5CiHQ9fMHYCIuBZqb7KjF0A9h8tQXCP24/s1600/Picture+249.jpg" height="225" width="400" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<br />
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="de-DE">Doch die Zeit war
schneller und der Zweite Weltkrieg zermalmte das kleine Land zwischen
den Großmächten. Danach blieb nichts mehr, als die neu errichteten
Häuser mitsamt dem idyllischen Park mit seinen romantischen Brücken
und einem Teepavillon dem sowjetischen Verfall preiszugeben. Als
Lettland dann zum Zweiten Mal unabhängig wurde, dauerte es nicht
lange und die West-Investoren standen vor der Tür, mit
hoffnungsvollen Aussichten. Das Riesenhotel wurde angeblich von der
Kempinsky-Gruppe gekauft und gründlich restauriert. Doch dann... die
Entwicklung des Ortes, ja, des ganzen Landes, blieb stehen. Die
reichen Russen stürzten und stürzen sich nach wie vor nur auf das
mittlerweile ziemlich schicke Jūrmala (Rigaer Strand). Doch nach
Ķemeri, eigentlich nicht weit von Jūrmala entfernt, will keiner
mehr. </span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="de-DE">Das „Weiße
Schiff“, das große Badehaus, der Wasserturm, der Teepavillon und
die schönen Brücken sind vermutlich noch jahrzentelang dem Verfall
preisgegeben. Und die Kempinsky-Gruppe verbucht ihr Hotel vermutlich
einfach nur als Fehlinvestition und setzt diese von den Steuern ab.
Irgendwann wird schon jemand kommen, der es kaufen wird. Die Preise
gehen in Lettland ja nicht mehr runter. </span>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0Jelgava, Lettland56.6511478 23.719641128.340913963821151 -11.4366089 84.961381636178842 58.875891100000004tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-56180561484991201702014-07-31T22:53:00.001+03:002014-09-23T00:17:54.614+03:00Im Schloss des Lichts<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-weight: normal;">Vor ein paar Tagen habe ich das neue „Lichtschloss“ von Riga besucht. Ein
gigantischer Bau, der alles übersteigt, was man jemals in Lettland
errichtet hat. Noch in Jahrhunderten wird es vermutlich als
bedeutendstes Bauwerk des Landes gelten, und seinem Architekten,
</span>Gunnar Birkerts<span style="font-weight: normal;"> (</span><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">lett:</span></span><span lang="lv-LV"><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">Gunārs
Birkerts)</span></span></span><span style="font-style: normal;"><span style="font-weight: normal;">,
e</span></span><span style="font-weight: normal;">in US-Amerikaner
lettischer Abstammung, wird man irgendwann möglicherweise ein riesiges Denkmal
errichten.</span></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiPAzGxUbsXE_BhT5za41ytYURf5Ji37sdqF7u9pj8Y7un5MQpnTMkhZ7IHftOibQFovUxcu7wFOqKY-yDMoL4RQQIdXgEjSFRBY3Zv4D_OMCR5sIoDGr6cJPxS60VOh6JlVZVHsyOHPak/s1600/Gaismas_Pils_foto_KGarda_09.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiPAzGxUbsXE_BhT5za41ytYURf5Ji37sdqF7u9pj8Y7un5MQpnTMkhZ7IHftOibQFovUxcu7wFOqKY-yDMoL4RQQIdXgEjSFRBY3Zv4D_OMCR5sIoDGr6cJPxS60VOh6JlVZVHsyOHPak/s1600/Gaismas_Pils_foto_KGarda_09.JPG" height="266" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span class="contributor">Foto: Kaspars Garda, Rīga 2014</span></td></tr>
</tbody></table>
Aber im Ernst, das
Bauwerk gilt als DAS Architektur-Aushängeschild im
Kulturhauptstadtjahr 2014. Dabei wurde es völlig unabhängig davon,
noch bevor überhaupt bekannt war, das Riga jemals die Kulturhauptstadt Europas werden würde, geplant. Quasi mit Beginn der
Unabhängigkeit Lettland begann Herr Birkerts bereits Anfang der
1990er Jahre Pläne zu schmieden, wie so eine neue Bibliothek, die
alle Bücher der sechs bisherigen Filialen der Nationalbibliothek
vereinigen sollte, aussehen könnte. Und, man mag es glauben oder
nicht, das Gebäude hätte eigentlich noch viel größer ausfallen
sollen. Um ein Drittel größer! Hat man mir zumindest so gesagt, als
ich mir das „Kunstwerk“, muss man ja schon fast sagen, im Rahmen
einer Führung von innen habe anschauen dürfen. Mit Tiefgarage
sollte es gebaut werden, aber nun ist es eben kleiner geworden, und
die armen Autofahrer müssen jetzt, oder besser gesagt, irgendwann
einmal, wenn der Parkplatz endgültig fertig ist, ein paar Minuten
laufen, bevor sie das neue Heiligtum Lettlands betreten.</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiFbt25cOoDZGMEomcsUiNUMCnjXdGQ3-wOcNZ4NYoWtx7rGTSdSPZYqTdrFydo90dAvuRaG-4smplruws2aNc4jekk72F-tAW95MAY2qjG8rQWm_GWdUYrqODr9NfatLaEaMQvXcZr-CI/s1600/Picture+183.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiFbt25cOoDZGMEomcsUiNUMCnjXdGQ3-wOcNZ4NYoWtx7rGTSdSPZYqTdrFydo90dAvuRaG-4smplruws2aNc4jekk72F-tAW95MAY2qjG8rQWm_GWdUYrqODr9NfatLaEaMQvXcZr-CI/s1600/Picture+183.jpg" height="225" width="400" /></a></div>
<br />
<span style="font-weight: normal;">Der
Grund für diese beinahe schon maßlose Verkleinerung dürfte in den
Kosten liegen. Nun muss der lettische Steuerzahler „nur“ rund 200
Millionen Euro für den Bau hinlegen. Und das in einem Land, das sich
noch vor ein paar Jahren 4,4 Milliarden Euro vom IWF leihen musste.
Aber diese Schulden sind längst getilgt, dank der Einsparungen, die
die Politiker durchgesetzt haben. So wurden vor einigen Jahren vor
allem im öffentlichen Sektor die Gehälter um durchschnittlich 25
Prozent gekürzt. Und für die Rentner, die mit ca. 300 Euro im Monat
auskommen müssen, oder die unzähligen Menschen, die in den
Müllcontainern der Vorstädte Lebensmittel suchen, oder die
hervorragenden Straßenmusiker, die keine Stelle gefunden haben, ist
so ein überdimensioniertes Bauwerk sowieso nicht mehr erklärbar. Da
können einem dann auch schon mal die Worte fehlen.</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh3aGqwUtNOQo7UM3hWKx1kC4KHiEB3EEanyvNpvtk9rBRQcCbqlLbViaq5yZDmWIPLWXo6hdDycliM6LDutVsM5HAg4D_qoiAYt1_qWuPp_Zuq7sdMLdj5DCuk2N2jHGLjYzgyVg4_STE/s1600/Picture+186.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh3aGqwUtNOQo7UM3hWKx1kC4KHiEB3EEanyvNpvtk9rBRQcCbqlLbViaq5yZDmWIPLWXo6hdDycliM6LDutVsM5HAg4D_qoiAYt1_qWuPp_Zuq7sdMLdj5DCuk2N2jHGLjYzgyVg4_STE/s1600/Picture+186.jpg" height="225" width="400" /></a></div>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
<span style="font-weight: normal;">Macht
nichts. Geht mich ja nichts an. Könnte ich denken. Aber es regt mich
auf. Und auch, wenn das „Lichtschloss“ einige schöne Seiten hat,
und auch, wenn mir die Initiative während der Eröffnungsfeierlichkeiten zum Kulturhauptstadtjahr im Januar 2014,
als Tausende Bürger bei über Minus zehn Grad eine Menschenkette
zwischen alter und neuer Nationalbibliothek bildeten und von Bürgern
gespendete Bücher von Hand zu Hand weiterreichten und so in
Birkert's Bauwerk brachten, wo sie nun hinter einer riesigen
Glasscheibe quasi solidarisch darauf hinweisen sollen, dass diese
Bibliothek allen Letten gehört und hier, hinter diesem gigantischen
Bücherregal, auf mehreren Stockwerken, ideal klimatisiert und
meistens im Dunkeln, das nationale lettische Vermächtnis liegt, kann
ich persönlich mich nicht mit diesem Haus anfreunden.</span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgbeCOER9DZCUTD1Dji-9OfRU06_mxX2-ImaGp8lmgXmsKxx8SIBTUvtOr271IWgpRIllP7-bWaDBUQ1AjVu9D2N6mOnPOZimDTJDlCe81AIuaANXNL-gUwL4mzfQ4y-ejAfzzpBs58quA/s1600/Picture+203.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgbeCOER9DZCUTD1Dji-9OfRU06_mxX2-ImaGp8lmgXmsKxx8SIBTUvtOr271IWgpRIllP7-bWaDBUQ1AjVu9D2N6mOnPOZimDTJDlCe81AIuaANXNL-gUwL4mzfQ4y-ejAfzzpBs58quA/s1600/Picture+203.jpg" height="225" width="400" /></a></div>
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-weight: normal;">Den
meisten Letten scheint es aber zu gefallen, so zumindest ist mein
Eindruck. Aber mal abwarten, wie sich die Sache entwickelt. Und im
übrigen geht es ja um viel mehr. Es geht um Nationalbewusstsein. Um
ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Darum, dass dieses Land nun endlich
dauerhaft unabhängig sein möchte, seine eigene Sprache sprechen und
seine eigene Kultur bewahren möchte. Und deswegen ja auch die
auffällige Form: Nach einer lettischen Sage gab es nämlich einmal
ein Schloss des Lichts, dass vor langer Zeit versunken ist und erst
dann wieder aufsteigen würde, wenn das lettische Volk frei und
unabhängig ist. Darüber hinaus spielt der </span>Architekt auch auf
ein Drama „Das goldene Ross“ des lettischen Nationaldichters
Rainis (eigentlich Jānis Pliekšāns (1865–1929)) an, in dem eine
Prinzessin auf dem Gipfel eines Glasberges zum ewigen Schlaf verdammt
ist, bis jemand den steilen Berg bezwingt und sie damit erlöst.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg76egSvH4hhMMH1WWqdujYK3-y_uEKL_SFLjJs_arJjRIbev_fTLT5jCzwQTN-5AwuIhrHA5TTGZubq0B3N-Lqf_R4HZLfeCOuHE_bFgesjauirkYij-YlukfJLhacHh4cphrCCdlvEaQ/s1600/RE+RE+Noslegums+foto+KGarda+28.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg76egSvH4hhMMH1WWqdujYK3-y_uEKL_SFLjJs_arJjRIbev_fTLT5jCzwQTN-5AwuIhrHA5TTGZubq0B3N-Lqf_R4HZLfeCOuHE_bFgesjauirkYij-YlukfJLhacHh4cphrCCdlvEaQ/s1600/RE+RE+Noslegums+foto+KGarda+28.JPG" height="266" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-weight: normal;"><span class="contributor">Foto: Kaspars Garda, Rīga 2014</span></span></td></tr>
</tbody></table>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Alles schön und gut. Ich verstehe ja
auch die Notwendigkeit einer neuen Nationalbibliothek, denn die alten
Gebäude waren und sind nach wie vor baufällig und hätten einer
dringenden Renovierung bedürft. Tja. Nun hat Riga eben einen
zentralistischen Bau, in dem alle wichtigen Bücher des Landes
zusammengeführt, in dem überdies aber auch noch eine
Universitätsbibliothek, ja, und auch noch eine öffentliche
Bibliothek untergebracht sein werden (noch ist es ja nicht so weit - die vollständige Eröffnung findet erst Ende August statt). Alles unter einem Dach. Nett. Hätte man auch anders
machen können. Ich bin mir nicht sicher, ob das mit dem Lichtschloss
so wichtig war. Aber mich fragt ja keiner...
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-45839426085801387082014-07-29T19:20:00.001+03:002024-01-31T17:57:48.673+02:00Nachbarschaftliche Selbstportraits<div style="margin-bottom: 0cm;">
Was sehen die
meisten Touristen, wenn sie Riga besuchen? Natürlich die Altstadt,
vielleicht auch die sogenannte Neustadt mit den Jugendstilhäusern,
auf jeden Fall auch noch den Weg zum Flughafen. Welcher Eindruck
bleibt? Möglicherweise der, dass Riga eine schöne Stadt ist, eine
Stadt, die sich anscheinend gut entwickelt hat, die auf dem Weg ist,
westeuropäisches Niveau zu erreichen (wenn das in der heutigen Zeit
überhaupt noch ein Merkmal für etwas Positives ist).
</div>
<div style="font-weight: normal; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<a href="https://www.blogger.com/null" name="result_box"></a><span style="font-weight: normal;">Was
den meisten Reisenden aber verschlossen bleibt, ist, wie so oft, das
weniger ansehliche Alltagsleben der Einwohner. Insgesamt 58
Nachbarschaften (</span>mikrorajoni<span style="font-weight: normal;">)
gibt es in der Stadt, die meisten davon sind Wohngebiete, vor allem </span>Plattenbausiedlungen am Stadtrand wie Pļavnieki im Osten oder Ziepniekalns
im Westen. Näher an der Altstadt liegen die von alten, meist unrenovierten Holzhäusern geprägten Viertel wie die Moskauer Vorstadt (<span dir="auto">Maskavas forštate), Āgenskalns</span> oder <span dir="auto">Torņakalns. Sie alle haben ihre ganz eigene Atmosphäre.Während manche Stadtviertel immer mehr junge Menschen anziehen und als trendy gelten, haben andere mit verstärktem Wegzug und Leerstand zu kämpfen. Was es aber in beinahe allen der 58 Nachbarschaften zu wenig gibt, sind</span> kulturelle und
sozialen Projekte. </div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-weight: normal;">Um die Einwohner in
das Kulturhauptstadtprogramm , hat die Stiftung Riga
2014 mehrere Projekte angeschoben, die eines der sieben Kapitel des
Gesamtprogramms ausmachen. “Road Map” heißt es, kuriert wird es
von der Theatermacherin und Leiterin des Lettischen Neuen
Theaterinstituts, Gundega Laiviņa. Zahlreiche kleinere, von der
Öffentlichkeit kaum registrierte Projekte wurden bereits umgesetzt,
sei es die Säuberung und Neugestaltung von bislang als
Drogenumschlagplatz genutzten Hinterhöfen oder die Eröffnung der Ziemeļblāzma
Sonntags-Kunstschule.<br /><br />Ein ganz besonderes und auch
langwieriges Projekt waren die Foto-</span><span lang="de-DE"><span style="font-weight: normal;">Workshops,
an denen Einwohner von Kengarags, Bolderāja, Jugla und anderen
Vierteln von Riga zwischen 2012 bis 2014 teilnahmen, um ihre
fotografischen Selbstporträts mit der Hilfe von ausländischen
und/oder lettischen Fotokünstlern wie Vesa Aaltonen, Kaspars Goba,
Andrejs Strokins, Andris Kozlovskis, Vincen Beeckman, Bahbak
Hashemi-Nezhad, Eva Voutsaki und Iveta Vaivode zu erstellen. Eine
Auswahl der Selbstporträts wurde nun für ein paar Wochen</span></span><span lang="de-DE"><span style="font-weight: normal;"><span style="color: #141823;"> im Rahmen der Ausstellung <a href="http://rigaselfportraits.com/en/" target="_blank">Riga Self/portraits</a></span> in einer stillgelegten Tabakfabrik präsentiert. </span></span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="de-DE"><span style="font-weight: normal;"><br /></span></span></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjL4_knwewoZ_KvmOwzIr6PhU7IA5QqGjaE6xXSIsXWUYG1mwNHaVdUF2PDipQH3BGLAXHnobmEuMMhxciHCBcVKRyBeia5WGyWR3PKufqAfkiWbjw_IbH2q3ow_DBpREbIT-fts4Y339c/s1600/Picture+098.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjL4_knwewoZ_KvmOwzIr6PhU7IA5QqGjaE6xXSIsXWUYG1mwNHaVdUF2PDipQH3BGLAXHnobmEuMMhxciHCBcVKRyBeia5WGyWR3PKufqAfkiWbjw_IbH2q3ow_DBpREbIT-fts4Y339c/s1600/Picture+098.jpg" height="225" width="400" /></a></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="de-DE"><span style="font-weight: normal;"><br /></span></span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="de-DE"><span style="font-weight: normal;"><br /></span></span></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh99ENkhN-D81nujjGhN_181YUJvBhl6Iicksxmf3xZo27exT4rL4IiM_ejFAlE5H96dVFKmme9RLQUuY46E4iLtOj6DZMxE2xo5jwWUShGWld_FvzB2wmlkOiu7HYoDxkXikv1SP7X07Q/s1600/Picture+099.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh99ENkhN-D81nujjGhN_181YUJvBhl6Iicksxmf3xZo27exT4rL4IiM_ejFAlE5H96dVFKmme9RLQUuY46E4iLtOj6DZMxE2xo5jwWUShGWld_FvzB2wmlkOiu7HYoDxkXikv1SP7X07Q/s1600/Picture+099.jpg" height="180" width="320" /></a></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="de-DE"><span style="font-weight: normal;"><br /></span></span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="de-DE"><span style="font-weight: normal;">Gezeigt
wurden auch eine Auswahl von Selbstporträts (oder Portraits), die die Bewohner eingeschickt
hatten. </span></span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhzb8BmKegV41wQgSSv7_rknzKTtUwpbiFQTG-_PT43UKfWtFdfvlNwXZAXGLIyvEFHnkS2shbICce2imbd5zUIDH8YVjr1oKbJa1sfL4FFrNWpTHS3Yv4QBrotUYaJzWnquBjKzvkcJpM/s1600/Picture+111.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhzb8BmKegV41wQgSSv7_rknzKTtUwpbiFQTG-_PT43UKfWtFdfvlNwXZAXGLIyvEFHnkS2shbICce2imbd5zUIDH8YVjr1oKbJa1sfL4FFrNWpTHS3Yv4QBrotUYaJzWnquBjKzvkcJpM/s1600/Picture+111.jpg" height="300" width="400" /></a></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="de-DE"><span style="font-weight: normal;"></span></span> </div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
Vincen Beeckman (B) lud im März 2013 Passanten auf dem zentralen Busbahnhof von Riga und in einem Shoppingcenter in Imanta dazu ein, Bilder von sich in der guten alten Fotokabine machen zu lassen. Sie ist ja heutzutage schon beinahe aus der
Mode gekommen - dank der Möglichkeit, Selfies mit Smartphones zu schießen und diese sofort in allen möglichen sozialen Netzwerken verbreiten zu können.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="de-DE"><span style="font-weight: normal;"></span></span> </div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhdaJJ3RC1ZxZmSUj-at-lHXgbTSNpQlLzkY2pD5L-uT6oYDd48K5MVAtIAUxYP5G23rM4c5XGjN-VyKfYQSwX3nCTwGuRsYzwSuwW1_NXFeDojKiVowYHMKgFUcdVOKrGU0W8KHpPvbrg/s1600/Picture+124.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhdaJJ3RC1ZxZmSUj-at-lHXgbTSNpQlLzkY2pD5L-uT6oYDd48K5MVAtIAUxYP5G23rM4c5XGjN-VyKfYQSwX3nCTwGuRsYzwSuwW1_NXFeDojKiVowYHMKgFUcdVOKrGU0W8KHpPvbrg/s1600/Picture+124.jpg" height="225" width="400" /></a></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="de-DE"><span style="font-weight: normal;"></span></span> </div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span lang="de-DE"><span style="font-weight: normal;"></span></span> </div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
Ein ganz besonderes Projekt war der Workshop von Iveta Vaivode (LV), die die Bewohner eines Blindenheims im ehemaligen Herrenhaus Strasdenhof (Strazdumuiža) in Jugla dazu animierte, ihr eigenes Selbstbildnis aus Ton zu erschaffen. </div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhPdsOi5wQQHhJc8QDPzGwKhIYUAugR-XO83F9-Sb1gWYYGbr3TpWcTgvHPVnRKqC8rJ2Ks58I1CH7W7UOsYr_myg83QeN_wkrCIzR34nfyZzCTARSQ3juhCwKXAVnS0jYk_z7OenPLGa8/s1600/Picture+126.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhPdsOi5wQQHhJc8QDPzGwKhIYUAugR-XO83F9-Sb1gWYYGbr3TpWcTgvHPVnRKqC8rJ2Ks58I1CH7W7UOsYr_myg83QeN_wkrCIzR34nfyZzCTARSQ3juhCwKXAVnS0jYk_z7OenPLGa8/s1600/Picture+126.jpg" height="225" width="400" /></a></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Die persönliche Geschichte reflektieren ließ die Künstlerin Eva Voutsaki (GR/UK), indem sie die Teilnehmer des Workshops aus <span style="background: #fff;"><span style="left: -5px; position: relative;">Bolderāja</span></span>, einem Stadtteil mit einem extrem hohen Anteil russischsprachiger Bevölkerung, dazu brachte, alte Familienfotos zu bearbeiten. </div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjtlvHB7G4DHJON865aCOQ-t8XUh8RUrVwcXXjyiKBxWus9MDRbi3lXG9uHwxSMdGqF7ZdqjtHx3NNuALuK4b49Ri08ikNxcv8SU4OtP-gI09aOhxo1vcvbOsUOru14lwHzL4_b95mU_7s/s1600/Picture+141.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjtlvHB7G4DHJON865aCOQ-t8XUh8RUrVwcXXjyiKBxWus9MDRbi3lXG9uHwxSMdGqF7ZdqjtHx3NNuALuK4b49Ri08ikNxcv8SU4OtP-gI09aOhxo1vcvbOsUOru14lwHzL4_b95mU_7s/s1600/Picture+141.jpg" height="225" width="400" /></a></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
Dagegen unternahm Bahbak Hashemi-Nezhad (UK) mit seinen Leuten mehrere Spaziergänge <span style="background: #fff;"><span style="left: -5px; position: relative;">durch Bolderāja. Es entstanden Aufnahmen, die die Bewohner aus einiger Entfernung zeigen.</span></span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="background: #fff;"><span style="left: -5px; position: relative;"><br /></span></span></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjobdLfmpfJynD8GKNci6-Dzel-LtVnox9smyAXKlUUF1nsVi0u_ghl3meCbeUqthVhu8dT0_MSSqbnX8bssTOa9-Kt4qFqGCarbxL-mI1tIbM9hlL3nRJcAGYDDmcciMZyAk0ucC0cENM/s1600/Picture+150.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjobdLfmpfJynD8GKNci6-Dzel-LtVnox9smyAXKlUUF1nsVi0u_ghl3meCbeUqthVhu8dT0_MSSqbnX8bssTOa9-Kt4qFqGCarbxL-mI1tIbM9hlL3nRJcAGYDDmcciMZyAk0ucC0cENM/s1600/Picture+150.jpg" height="225" width="400" /></a></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="background: #fff;"><span style="left: -5px; position: relative;"><br /></span></span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="background: #fff;"><span style="left: -5px; position: relative;">Bei mir blieb nach dem Verlassen der Ausstellung der Eindruck, dass es genau diese Projekte sind, die eine dauerhafte Wirkung entfachen - im Kleinen. </span></span></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0Riga, Lettland56.9676941 24.105622128.657460263821157 -11.050627899999999 85.277927936178855 59.261872100000005tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-50541194461892487052014-07-23T23:06:00.000+03:002014-08-02T02:08:46.458+03:00Touristen unter sich<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-weight: normal;">Riga
ist leer, Riga ist voll, es ist eine komische Atmosphäre in der Stadt.
Am Wochenende haben die 27 000 Sänger der über 400 Chöre, die Riga zehn Tage lang in Atem hielten, wieder verlassen. Und die
Organisatoren der „World Choir Games“ haben in der Arena Riga
nochmals eine bombastische Abschlussfeier auf die Beine gestellt, die
– sicher nicht unabsichtlich – doch sehr an die Olympischen
Spiele erinnerte, nur das alles um ein Vielfaches kleiner von statten
ging.</span><br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjjlal3asYdxOIe4giUN9zgzb0z1L0obhcgjkwiM597GDZuwjvlVuOyr52BoHkxL1qCQZUmJbcTookmIzrzONaTaNowUazw4DmYqyA-Dxh0wfv11VMrCb4gPNrNHmiQvPWrQTUrWxp3q0Q/s1600/141_PKO_noslegums_foto_Kaspars_Garda_36.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjjlal3asYdxOIe4giUN9zgzb0z1L0obhcgjkwiM597GDZuwjvlVuOyr52BoHkxL1qCQZUmJbcTookmIzrzONaTaNowUazw4DmYqyA-Dxh0wfv11VMrCb4gPNrNHmiQvPWrQTUrWxp3q0Q/s1600/141_PKO_noslegums_foto_Kaspars_Garda_36.jpg" height="195" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span class="contributor"> Foto: Kaspars Garda, Rīga 2014</span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-weight: normal;">Mir
war vorher gar nicht klar, dass man für diesen Wettbewerb eine
eigene Hymne und Flagge hat komponieren bzw. entwerfen lassen. Dem
war aber so (nun weiß ich es). Natürlich wurden wie bei der
Eröffnungsfeier nochmals die Fahnen aller teilnehmenden Länder auf
die Bühne gebracht. Ein riesiger Chor, das lettische
Sinfonieorchester und verschiedene (großartige) Solosänger
präsentierten dann gekonnt Welthits wie beispielsweise von Elton
John, Michael Jackson,</span> Mikis Theodorakis oder ABBA, bis die
Zuschauer aus dem Häuschen waren und der Saal bebte.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhOIu-BYv8oQBMgbAodWp2Jn03vmT7DHSEHB7_kqqQQp2CYeAQnb7B4qHIhc7SO3HNUwlyz9rsOwMm_-DxqIwMSuDL2Zm7y2iLtgFWive_1xR1O81ySQ83KK9eTFro0FHblZqSkhTN0LmI/s1600/151_PKO_noslegums_foto_Kaspars_Garda_88.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhOIu-BYv8oQBMgbAodWp2Jn03vmT7DHSEHB7_kqqQQp2CYeAQnb7B4qHIhc7SO3HNUwlyz9rsOwMm_-DxqIwMSuDL2Zm7y2iLtgFWive_1xR1O81ySQ83KK9eTFro0FHblZqSkhTN0LmI/s1600/151_PKO_noslegums_foto_Kaspars_Garda_88.jpg" height="195" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span class="contributor"> Foto: Kaspars Garda, Rīga 2014</span></td></tr>
</tbody></table>
Dass zwischendurch ein paar kurze Reden der lettischen Kultusministe<span style="font-weight: normal;">rin
</span><b><span style="font-weight: normal;">Dace Melbārde, des
Bürgermeisters von Riga</span></b>, Nils Ušakovs oder von
Günter Titsch, dem Präsidenten von Interkultur angehört werden
mussten, störte niemanden im Publikum, denn es ging ja gleich weiter, bis am Ende goldener Lametta-Regen vom Hallendach
auf die Zuschauer rieselte. Stimmung pur. Perfekt inszeniert. Aber auch absolut
wirkungssicher. Am Ende blieb mir der Gedanke, dass hinter all dem
vielleicht doch nicht ganz so viel Idealismus steckt, sondern, ganz
nebenbei, auch finanzielle Interessen. Immerhin macht der
Veranstalter Interkultur einen Gewinn mit den World Choir Games,
soviel ist sicher.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjVA612mbnBStyfidYgknofJCDSV3A6FcWRxOPmnTJkxCIrPLzUmRVMlMdoiCrbJ-8VjPFise4oQxJhd5mm2SU1oYDhhWhijpd4L0oLkxyEFiBpAJjLSWuNQEH28whjMq_r6A62cEDLjFg/s1600/152_PKO_noslegums_foto_Kaspars_Garda_90.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjVA612mbnBStyfidYgknofJCDSV3A6FcWRxOPmnTJkxCIrPLzUmRVMlMdoiCrbJ-8VjPFise4oQxJhd5mm2SU1oYDhhWhijpd4L0oLkxyEFiBpAJjLSWuNQEH28whjMq_r6A62cEDLjFg/s1600/152_PKO_noslegums_foto_Kaspars_Garda_90.jpg" height="195" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span class="contributor"> Foto: Kaspars Garda, Rīga 2014</span></td></tr>
</tbody></table>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Doch zurück zu Riga. Die Sänger sind
weg und damit auch die tolle Atmosphäre. Stattdessen scheint die
Tourismuswelle in der Altstadt ihrem Höhepunkt entgegen zu steuern.
Ein Bus nach dem anderen lädt seine Reisegruppen ab, die in Eile
durch die historischen Gassen stapfen. Auf dem Livenplatz (Līvu
laukums) wird in den Straßencafés so laut Musik gespielt, dass man
keine normale Unterhaltung mehr führen kann. Dagegen scheinen die
meisten Einheimischen in den Urlaub gefahren zu sein, oder nach
Jūrmala, dem 60 000-Einwohner-Badeort vor den Toren von Riga. Dort
läuft gerade der russischsprachige Schlagerwettbewerb "Новая Волна" (Neue Welle), in dem sich
hoffnungsvolle Gesangstalente aus allen ehemaligen Sowjetrepubliken
vor laufender Kamera von den Etablierten der Szene demütig Noten von
eins bis zehn geben lassen. Dieser Event geht noch bis zum
Wochenende, bis dahin ist der Dzintari-Konzertsaal weitläufig
abgesperrt, damit die Stars und VIP's, die in großer Zahl auch aus
Moskau angereist sind, „standesgemäß“ empfangen werden können.
Vor den Absperrungen harren die Fans geduldig aus, um vielleicht
einen Blick zu erhaschen oder ein Autogramm zu ergattern. </div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Für mich ist es nun Zeit, inne zu
halten und mich zu fragen, ob ich bisher getan habe, was ich tun
wollte bzw. ob ich erreicht habe, was ich geplant habe. Ich denke,
nein, das habe ich nicht, denn es gibt noch so viel, über das ich
schreibe könnte, gerne schreiben würde. Und zwar viel mehr über
persönliche Begegnungen, weniger über Veranstaltungen. Viel mehr
wirkliche Auseinandersetzung mit dem Erlebten oder Gesehenen als pure
Beschreibung. Riga, die Stadt, die ich schon so lange kenne und nun
neu kennen lernen wollte, ist mir gerade entglitten und kommt mir ein
wenig fremd vor.
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
„Du musst noch aktiver sein!“, „Du
musst noch mehr unter die Leute gehen!“, „Du musst genauer sein“,
„Du musst schneller sein!“ höre ich meine innere Stimme sagen.
Schneller? Schneller von Eindruck zu Ausdruck kommen? Dran bleiben an
einer Sache und sie nicht liegen lassen? Die Sachen, die anliegen,
gleich erledigen? Vermutlich von allem etwas. Da bin ich selbst
gespannt..</div>
Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-59679529539893189442014-07-22T22:50:00.001+03:002014-07-25T14:03:07.013+03:00Chorfest mit 27 000 TeilnehmernSeit ein paar Tagen habe ich das Gefühl, als befände ich mich gerade im
Zentrum des Weltgeschehens. Das ist natürlich maßlos übertrieben, aber
die 27 000 Teilnehmer der 8. World Choir Games in Riga, übrigens vom
Verein "Interkultur" in Gießen organisiert, machen schon einen großen
Eindruck auf mich, wie sie so in kleineren oder größeren Gruppen gut
gelaunt durch die Straßen von Riga laufen, meistens auf dem Weg zu einem
der zahllosen Konzerte, die in verschiedenen Sälen stattfinden, sei es
in der Großen Gilde, die das Lettische Nationals Symphonieorchester
sonst sein Zuhause nennt, oder in der Arena, wo sonst Eishockeyspiele
ausgetragen werden oder internationals Popstars auftreten.<br />
<br />
Es ist ein fantastisches Klima in der Stadt, und das Wetter spielt auch
mit. Die Konzerte sind hervorragend besucht, was mich überrascht, denn
ich ging davon aus, dass die Rigenser schon übersättigt seien von dem
Kulturangebot im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres. Aber den meisten
geht es wahrscheinlich wie mir. Hat man erst einmal ein Konzert besucht,
will man noch mehr hören und sehen, denn die Chöre kommen aus der
ganzen Welt, aus China, aus Südafrika, aus Südamerika, aus den USA, aus
Deutschland, aus den Balkanländern. Und das Niveau ist hoch, sehr hoch.<br />
<br />
Es sind ja nicht nur die großen Konzerte mit den Stars der Szene,
sondern die sogenannten Freundschaftskonzerte, die in den Parks gegeben
werden, oder die Auftritte der Chöre im Rahmen des Wettbewerbs in den
unterschiedlichsten Kategorien, die vom gemischten Kammerchor über
Folklore, zeitgenössische Chormusik (mit mindestens einer Uraufführung
von jedem teilnehmenden Chors), Gospel bis hin zum Jazzchor reichen (es
sind noch lange nicht alle Kategorien aufgezählt). Nicht zuletzt gibt es
da ja noch Workshops bzw. Meisterklassen bei solchen Chormusik-Größen
wie Kirby Shaw oder Morten Lauridsen.<br />
<br />
Das größte Konzert mit 15 000 Sängern in der großen Estrade im Mežaparks
(Kaiserwald) habe ich leider verpasst, aber ich kann mir gut
vorstellen, welche "Energie" dort geherrscht haben muss - Singen steckt
schließlich an, vor allem wenn gut gesungen wird. So zum Beispiel am
Freitag Abend beim Wettbewerbs-Konzert im Saal der Stradiņs Universität,
wo unter anderem ein chinesischer, ein saudi-arabischer Männerchor, ein
kroatischer sowie ein bosnisch-herzegowinischer Chor um den Sieg in der
Kategorie Folklore gesungen haben, Ausgang offen … <br />
<br />
Für mich haben alle teilnehmenden Chöre gewonnen, aber die Juroren sehen
das anders. Am Samstag werden die letzten Preise vergeben, bevor die 27
000 Sänger die Heimreise antreten.
Auch die King's Singers werden spätestens dann aus Riga abreisen,
nachdem sie die ganze Woche in Riga verbracht und in der Zeit zwei
Konzerte gegeben und einen Workshop angeleitet haben. Deren Gesangskunst
durfte ich ein Mal live erleben, und zwar bei einem der "Galakonzerte"
im Laufe der Woche. Eigentlich ein zweites Mal in meinem Leben, denn ich
kann mich dunkel daran erinnern, dass ich sie in meiner frühen Kindheit
in Göttingen erlebt haben muss. Allerdings in einer beinah komplett
anderen Besetzung, einzig der Sopran-Sänger (Countertenor?) gehört dem
Aussehen nach noch der "Gründergeneration" der King's Singers an, alle
anderen Sänger sind smarte junge Männer (und eben auch "very british"),
die beim Publikum den einen oder anderen Jubelschrei ausgelöst haben.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgInUNETz_ztU4PlcV-nwzJl2b2JWpEavFGY1hsTNEVAtTo_NU-TtRY6w2aYuTDpFFFFxrnwaV3SQqZzR0cTTRnHdWqcBMOcCxmpzsMzD2umZaq-Ci1uHVjEIChHkNVfpHuYLtvQQKgJNY/s1600/109_PKO_zvaigznu_koncerts_II_foto_Kaspars_Garda_22.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgInUNETz_ztU4PlcV-nwzJl2b2JWpEavFGY1hsTNEVAtTo_NU-TtRY6w2aYuTDpFFFFxrnwaV3SQqZzR0cTTRnHdWqcBMOcCxmpzsMzD2umZaq-Ci1uHVjEIChHkNVfpHuYLtvQQKgJNY/s1600/109_PKO_zvaigznu_koncerts_II_foto_Kaspars_Garda_22.jpg" height="195" width="400" /></a></td></tr>
<tr align="right"><td class="tr-caption"><span class="contributor">Die King's Singers in Aktion<br /><span style="color: #666666;">Foto: Kaspars Garda, Rīga 2014</span></span></td></tr>
</tbody></table>
Nicht vergessen darf aber auch, dass im Rahmen des Konzerts auch noch
der hervorragende lettische Chor "Ave Sol" sein Bestes gab. Den tiefsten
Eindruck hinterlassen haben bei mir aber weder der Chor "Voices of
Unity" aus den USA noch die lettische Band "Instrumenti" mit dem Chor
"Sōla", sondern der niederländische Chor "Dekoor Close Harmony" mit
einem famosen Auftritt zusammen mit einer kleinen Jazzband, bestehend
aus Klavier, Gitarre und Schlagzeug. Das war eine überzeugende
Kombination von Chor- und Jazzmusik, wie ich sie zuvor noch nie erlebt
hatte.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiaGhYWF37CxIg0f1cgAmNnP1HYmr8ZDg3UxxunYvQqq3FRK-O05cLlksNQ62DNJA9JL50zoVbLdJGiqZh5x3hyphenhyphenXX2GDtwhSNWUJHx6CtZ-G2P2a4lY6NY9xYOxyVtRai2WAtM0jPcl0F8/s1600/PKO_zvaigznu_koncerts_II_foto_Kaspars_Garda_30.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiaGhYWF37CxIg0f1cgAmNnP1HYmr8ZDg3UxxunYvQqq3FRK-O05cLlksNQ62DNJA9JL50zoVbLdJGiqZh5x3hyphenhyphenXX2GDtwhSNWUJHx6CtZ-G2P2a4lY6NY9xYOxyVtRai2WAtM0jPcl0F8/s1600/PKO_zvaigznu_koncerts_II_foto_Kaspars_Garda_30.jpg" height="195" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: right;"><span class="contributor"> "Dekoor Close Harmony" aus Utrecht <br /><span style="color: #666666;">Foto: Kaspars Garda, Rīga 2014</span></span></td><td class="tr-caption" style="text-align: center;"></td><td class="tr-caption" style="text-align: center;"></td><td class="tr-caption" style="text-align: center;"></td></tr>
</tbody></table>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgGBX4GgqCk0TOkTA6bfFTBhk_OQOgDBwlX_Q84dDhgiOn0dbH6Ce706_IF4ULKQSRZc-CldHZJpHlGe0Gp2afvTG7Y4feByGP2Q2mwO-JimrD4L1c_lPQUREuvkuV8zaZmbNw719_LvVA/s1600/PKO_zvaigznu_koncerts_II_foto_Kaspars_Garda_66.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgGBX4GgqCk0TOkTA6bfFTBhk_OQOgDBwlX_Q84dDhgiOn0dbH6Ce706_IF4ULKQSRZc-CldHZJpHlGe0Gp2afvTG7Y4feByGP2Q2mwO-JimrD4L1c_lPQUREuvkuV8zaZmbNw719_LvVA/s1600/PKO_zvaigznu_koncerts_II_foto_Kaspars_Garda_66.jpg" height="195" width="400" /></a></td></tr>
<tr align="right"><td class="tr-caption"><span class="contributor">Die lettische Band "Instrumenti" mit dem lettischen Chor
"Sōla"<br /><span style="color: #666666;">Foto: Kaspars Garda, Rīga 2014</span></span></td></tr>
</tbody></table>
Man hat aber auch so seine Erlebnisse oder Bekanntschaften zwischen den
Konzerten. Heute kam ich beispielsweise mit einer Ukrainerin ins
Gespräch, die extra aus Dnipropetrowsk angereist war, um diese
Chorolympiade zu erleben. Sie habe es satt, erzählt sie mir, solche
Events am Fernseher oder im Nachhinein auf Youtube anzusehen, es sei ein
viel größeres Erlebnis, direkt dabei zu sein. Direkt dabei sei sie auch
bei den Ereignissen auf dem Maidan in Kiew gewesen, und am Freitag
Nachmittag bei der kleinen Demonstration von etwa 200 Letten vor der
Russischen Botschaft in Riga, wegen des mutmaßlichen Abschusses des
Passagierflugzeugs bei Donezk. Putin sei derjenige, der daran schuld sei
und endlich abgesetzt werden müsse, teilt sie mir entrüstet mit, und
das als Russin, die in der Ukraine lebt. Nächstes Mal, 2016, sollen die
World Choir Games übrigens in Sotschi stattfinden. Dann treffen
weltweite Chorbegeisterung und russische Machtpolitik aufeinander. Wie
das wohl wird, frage ich mich …Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4305272707016042401.post-80829012846905192582014-07-12T10:47:00.004+03:002024-01-31T16:40:18.448+02:00Domus Rigensis<div style="margin-bottom: 0cm;">
<style type="text/css">P { margin-bottom: 0.21cm; }</style><span style="font-weight: normal;">Es
war ein Schritt auf unbekanntes Terrain: Letztes Wochenende war ich
(zumindest teilweise) auf den alljährlich Anfang Juli stattfindenden
</span>Kulturtagen von Domus Rigensis, dem lettisch-deutschbaltischen
Kulturverein, der sich vor allem „für die Bewahrung und Pflege des
gemeinsamen kulturellen Erbes der Stadt Riga, die Begegnung von
Letten und Deutschbalten und für die Vermittlung von Kenntnissen zur
baltischen Geschichte und Kultur einsetzt“ (Zitat Webseite Domus
Rigensis).
<br />
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Komischerweise hatte ich den Kontakt
zur deutschsprachigen Kultur in Riga und Lettland in all den Jahren,
in denen ich immer wieder<span style="font-weight: normal;"> vor Ort
war, mehr oder weniger gemieden. Es schien mir wichtiger, die
lettische Seite (und Seele) kennenzulernen. Aber das war natürlich
ein Fehler. Denn der deutsche Einfluss auf die lettische Geschichte
und Kultur ist natürlich nach wie vor immens, nach ungefähr sieben
Jahrhunderten, in denen Deutsche zuerst als Eroberer ins Land kamen,
dann als Machthaber blieben und später, als das Gebiet unter
russischer Verwaltung stand, zumindest als wirtschaftliche und
soziale Elite die lettische Bevölkerung dominierten. </span>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-weight: normal;">Davon
abgesehen, dass der Einfluss der Deutschen in Riga mit dem Zuzug der
lettischen Landbevölkerung zwischen 1873 bis 1913 deutlich sank, ein
großer Teil der Deutschbalten nach der Bodenreform 1920, als der
deutschbaltische Großgrundbesitz enteignet wurde, das Land </span>verließ,
und die noch verbliebenen Deutschbalten 1939 im Zuge des
deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts aufgefordert wurden, „Heim
ins Reich“ zu kommen und Lettland zu verlassen und sich in
Ostdeutschland oder in den neueroberten Gebieten Polens
niederzulassen, so dass in Lettland Ende 1939 kaum noch Deutschbalten lebten, wirkt die lange Zeit, in der Deutschbalten
vorwiegend in den Städten wohnten, Schlösser besaßen oder
Gutsherren waren, immer noch nach.
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Deutschbalten gibt es in Lettland also
nur noch sehr wenige. Aber immerhin existieren in Lettland, Estland
und Deutschland nicht wenige Organisationen, die an die Geschichte
und die Kultur der Deutschbalten erinnern.<span style="font-weight: normal;">
Und nun nehme ich also,</span> viel zu spät, endlich Kontakt zu
„Domus Rigensis“, auf, dem wichtigsten Verein für
lettisch-deutschbaltischen Kulturaustausch in Riga.
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Herzstück ist ein kleines Büro im 300
Jahre alten Mentzendorffhaus, einem unter der Führung des
Architekten Pēteris Blūms sorgfältig restaurierten Wohnhaus in der
Altstadt von Riga, in dem heute auch das Museum für Städtische
Wohnkultur untergebracht ist. Büroleiterin ist Nora Rutka, die mich bei meinem ersten Besuch
kurz vor Beginn der Kulturtage so freundlich begrüßte, dass ich
mich irgendwie ärgerte, nicht schon früher hierher gekommen zu
sein. </div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Die Veranstaltungen der
Domus-Rigensis-Kulturtage fanden dieses Jahr aber vor allem im
Haberlandsaal des Rigaer Stadt- und Schifffahrtsmuseums statt. Neben
der obligatorischen Mitgliederversammlung gab es am ersten Abend auch
Vorträge von Prof.
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Erwin Oberländer aus Bonn mit dem
Titel „Rigas Aufstieg zur europäischen Wirtschaftsmetropole und
zur multikulturellen Vielvölkerstadt zwischen 1860 und 1914“ sowie
von dem Dramaturgen Mikus Čeže aus Riga mit dem Titel „Die
Bedeutung von Geld und Macht beim Wandel vom Deutschen Stadttheater
zur Lettischen Nationaloper“ zu hören.</div>
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgxADL7eYpWlYrevjTWbXUFZQO8zsuqEiWdGsD0P9hReNrS-n894zOA9dEl5JdMyMnG5AX3Vfkf0xFyr8KWh91PsW19d-AhrWQPxFhzrzB-iKK9fl-T7oV6r1cxzgmN5XFvsCysfcSZfEw/s1600/SAM_2261.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgxADL7eYpWlYrevjTWbXUFZQO8zsuqEiWdGsD0P9hReNrS-n894zOA9dEl5JdMyMnG5AX3Vfkf0xFyr8KWh91PsW19d-AhrWQPxFhzrzB-iKK9fl-T7oV6r1cxzgmN5XFvsCysfcSZfEw/s1600/SAM_2261.JPG" height="180" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Vortrag von Prof.
Erwin Oberländer </td></tr>
</tbody></table>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhCJhKGAdxBflQIuj-0_X2Wtu0xVmk0gGNlkceuzpkMu5oh5NRw0cwFGQBm7njp2pl1_Qnaw5tt-RQwt73zUn0sDgEFQNFXXRxOTJx6U9uK1Cm0ValxzDp9REEa8H6AxfYwz5sFiY4DMU4/s1600/SAM_2263.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhCJhKGAdxBflQIuj-0_X2Wtu0xVmk0gGNlkceuzpkMu5oh5NRw0cwFGQBm7njp2pl1_Qnaw5tt-RQwt73zUn0sDgEFQNFXXRxOTJx6U9uK1Cm0ValxzDp9REEa8H6AxfYwz5sFiY4DMU4/s1600/SAM_2263.JPG" height="180" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Vortrag von Mikus Čeže</td></tr>
</tbody></table>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Am zweiten Tag fand im gleichen Saal
ein Konzert der Sopranistin Martina Doehring und des Pianisten und
Komponisten Aivars Kalejs statt (inklusive der multi-medial
präsentierten Ausstellung „Baltness–wo sich Mensch und Meer
begegnen“, einer „vergnüglichen Hommage an Lettland“), bevor
am Nachmittag eine Führung durch die Lettische Nationaloper
unternommen (Leitung: von Mikus Čeže) und es am Abend auf dem
Schiff „Vecriga“ im Rahmen eines „Baltischen Abends“
Gelegenheit zum „geselligen Beisammensein“ gab. Am letzten Tag
fand abschließend noch ein gemeinsamer Ausflug nach
Goldingen/Kuldiga statt.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Nein, ich war nicht auf allen
Veranstaltungen, aber ich habe dennoch sehr interessante
Persönlichkeiten kennengelernt, wie etwa die deutschbaltische
Historikerin und Journalistin Anita Kugler, Verfasserin des Buches
"Scherwitz. Der jüdische SS-Offizier", der unglaublichen
Geschichte von Fritz Scherwitz/Eleke Serewitz, der von einem
deutschen Gericht zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt
wurde, weil er „drei jüdische Häftlinge seines Lagers erschossen
haben soll. Strafverschärfend wurde ihm angelastet, dass er
moralisch besonders verwerflich gehandelt habe, weil er als Jude
eigene "Rassegenossen" getötet haben soll.“ (Zitat aus
Spiegel Online-Interview mit Anita Kugler, 2004). Als ob es weniger
schlimm wäre, wenn Christen Juden töten würden...</div>
Jochen Könneckehttp://www.blogger.com/profile/04980151837109892162noreply@blogger.com0Riga, Lettland56.9676941 24.105622128.657460263821157 -11.050627899999999 85.277927936178855 59.261872100000005