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Dienstag, 10. Juni 2014

Lange Nacht der Kirchen

Am vergangenen Freitag wurde in Riga zum ersten Mal die „Lange Nacht der Kirchen“ durchgeführt, nach österreichischem Vorbild, wo landesweit mittlerweile über 700(!) Gemeinden teilnehmen. Immerhin 42 Kirchen unterschiedlicher christlicher Konfessionen erklärten sich in Riga bereit, zwischen 18 und 24 Uhr ihre Türen zu öffnen. Mit lautem Kirchengeläut begann es Punkt 17.50 Uhr, danach folgten Gottesdienste, Konzerte, Vorträge, Lesungen, Führungen oder Theaterstücke. Später, bei einbrechender Dunkelheit, wurden Kerzen aufgestellt, gebetet und die „lange Nacht“ besinnlich beendet.

Eingangsportal Johanniskirche

Gospelchor in der Reformierten Kirche
Neugierig mischte ich mich unter die überraschend zahlreich erschienenen Besucher, erlebte einen irgendwie fröhlichen aussehenden russisch-orthodoxen Priester mit einem Weihrauchkessel die sich vor ihm demütig verbeugenden Gläubigen weihen, applaudierte einem etwas bemüht beschwingten Gospelchor in der Reformierten Kirche, beobachtete ehrgeizige Hobbyfotografen, wie sie in allen Ecken und Nischen des Doms ihre Erinnerungsbilder schossen und hörte aufmerksam der Musik von „Ex Animo“ in der Jakobikirche zu.

Besichtigung im Dom
Jakobikirche
Die jeweilige Stimmung in den Kirchen schien mir noch unterschiedlicher zu sein als sonst, und vor allem fiel mir wieder mal auf, wie gespalten die Gesellschaft in Lettland doch ist, in der jeder Dritte russische Wurzeln hat. Kein Wort Russisch war in einer evangelischen oder katholischen, kein Wort Lettisch in einer russisch-orthodoxen Kirche zu hören. Die Letten und Russen feierten diese Nacht mehr oder weniger für sich, ohne neugierig die Kirche der Andersgläubigen zu betreten. Das war zumindest mein Eindruck (vielleicht irre ich mich ja) und denke, Interesse am „Unbekannten“ müsste doch der eigentliche Sinn dieser lettischen Version einer „langen Nacht der Kirchen“ sein.

Aber vielleicht war dieser Abend ja ein erster Schritt in die richtige Richtung. Vermutlich. Ich jedenfalls habe Lust bekommen, mir demnächst mal die Kirchen außerhalb des Stadtzentrums genauer anzusehen.
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