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Freitag, 29. August 2014

Deutsche Delegation in Riga

Im Augenblick scheint Riga ein relativ beliebtes Reiseziel für die deutsche Politik zu sein. Nachdem kürzlich die CSU Landesgruppe im Deutschen Bundestag einen umstrittenen Ausflug in die diesjährige Kulturhauptstadt Europas unternahm (siehe Spiegel-Bericht vom 06.04.2014), und kurz danach Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Kurztrip nach Riga unternahm, um sich mit der lettischen Ministerpräsidentin Laimdota Straujuma zu besprechen, kam nun eine Delegation des Ausschusses für Kultur und Medien des deutschen Bundestages nach Riga. Natürlich schaute die Delegation, zu der übrigens die Abgeordneten Ursula Groden Kranich (CDU/CSU), Dr. Herlind Gundelach (CDU/CSU), Dr. Philipp Lengsfeld (CDU/CSU), Burkhard Blienert (SPD), Sigrid Hupach (DIE LINKE.), Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und Siegmund Ehrmann (SPD/Ausschussvorsitzender) gehörten, auch in Umeå in Schweden vorbei, das ja neben Riga ebenfalls Kulturhauptstadt Europas 2014 ist. Insgesamt dauerte die Reise fünf Tage (vom 25. bis 29. August 2014).

Nachdem die Bundestagsabgeordneten unter anderem das Okkupationsmuseum und die Holocaust-Gedenkstätten in Rumbula und Biķernieki besucht hatten, kamen sie auch im Goethe-Institut vorbei, wo Sie über die Tätigkeiten des Instituts informiert wurden. Freundlicherweise durfte ich bei diesem Gespräch dabei sein. Es war interessant zu sehen, wie unterschiedlich interessiert die einzelnen Delegationsmitglieder waren. Während die einen aufmerksam zuhörten und engagiert Fragen stellten, spielten die anderen lieber mit ihren Mobiltelefonen. Das eine oder andere Mal konnte man das Versenden oder die Ankunft einer Mail oder SMS live erleben. Das soll aber nicht heißen, dass die Delegationmitglieder grundsätzlich uninteressiert waren. Ich kann verstehen, dass jeder Politiker seine eigenen Themen hat, für die er sich engagieren möchte, und schließlich hatte die Gruppe bereits ein straffes Programm hinter sich.

Am Ende des Gesprächs kam das Thema auf das ehemalige KGB-Haus, in dem seit Anfang der 1940er Jahre bis zur Unabhängigkeit Lettlands unzählige unschuldige Menschen auf brutalste Weise inhaftiert waren. Es stand seit Beginn der 1990er Jahre leer, bis es im Mai im Rahmen des Kulturhauptstadtprogramms für Besucher zugänglich gemacht wurde. Seitdem sind hier gleich sechs Ausstellungen zu sehen, außerdem werden Führungen durch den Gefängnistrakt im Untergeschoss angeboten. Ein Besuch der Delegation in diesem bedrückenden Ort war meines Wissens ursprünglich nicht vorgesehen. Im Nachhinein habe ich nun erfahren, dass die Gruppe es irgendwie doch noch geschafft hat, sich das Haus und die Ausstellungen anzuschauen - mit bleibendem Eindruck, denn offensichtlich möchte sich die Delegation nun dafür einsetzen, dass das Gebäude in seiner jetzigen Funktion als Mahnmal bzw. Museum erhalten bleibt. Ob es dazu kommt, ist nämlich fraglich. Im Herbst diesen Jahres soll in Riga eine Konferenz dazu stattfinden, bei der Vertreter aus Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik darüber sprechen, was mit diesem Haus, in dem soviele Grausamkeiten begangen wurden, und um das die meisten Rigenser in den vergangenen Jahrzehnten einen großen Bogen machten, in Zukunft geschehen soll. Ich bin gespannt darauf, und finde es erfreulich, dass sich auch die Delegation weiterhin mit diesem Thema beschäftigen möchte.
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Dienstag, 3. Juni 2014

Endlich da!


Viele Grüße aus Riga, der Kulturhauptstadt Europas 2014!

Ich freue mich sehr, auf dieser Webseite als „Stadtschreiber von Riga“ in den kommenden vier Monaten über meinen Aufenthalt in Lettlands Hauptstadt berichten zu können! Seit einigen Tagen bin ich nun vor Ort und habe in dieser Zeit meine neue Wohnung bezogen sowie Projekte geplant, die ich im Laufe des Sommers umsetzen möchte.

Meine Grundhaltung für die gesamte Zeit ist folgende: Ich möchte Riga aus möglichst vielen neuen, mir noch unbekannten Perspektiven kennenlernen. Als Autor von mehreren Reiseführern kenne ich die Stadt natürlich recht gut, vielleicht sogar zu gut. Es hatte sich zuletzt sogar eine gewisse Routine eingeschlichen, wenn ich durch die Straßen ging: „Aha, hier ist ein neues Hotel, ach ja, und das Museum hat geänderte Öffnungszeiten, und hier, das Jugendstilgebäude ist endlich renoviert worden....“ Es gibt sicher interessantere Beschäftigungen in Riga, wie man sich denken kann.

Auch während meines Hinfluges dachte ich die ganze Zeit daran, dass ich von nun an eine neue Sicht auf Riga entwickeln müsse. Als ein „Zeichen“ interpretierte ich dann auch die Tatsache, dass das Flugzeug überraschenderweise auf der entgegengesetzten Seite der Landebahn aufsetzte als bislang üblich. Irgendwie fühlte ich mich in diesem Augenblick in meinem „Vorhaben“ bestätigt.

Dass meine Wohnung im 7. Stock liegt und mit einem grandiosen Panoramablick auf das Stadtzentrum ausgestattet ist, gefällt mir außerordentlich. Ich sehe mich schon am Fenster sitzen und über die „Seele von Riga“ philosophieren. Bezeichnenderweise wurde das Gebäude in den 80er Jahren für Schriftsteller und Journalisten erbaut...

Mehr als Philosophie interessieren mich aber die Veranstaltungen im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas. Gerade jetzt im Sommer strebt das Kulturhauptstadtjahr seinem Höhepunkt entgegen, und die Organisatoren der Stiftung Riga2014 haben wirklich sehr viel auf die Beine gestellt. Eines meiner ersten Ziele wird das ehemalige KGB-Haus in der Brīvības iela (Freiheitsstraße) sein, das seit Anfang Mai für Besucher geöffnet ist. Man kann hier wohl nicht nur die unverändert gelassenen Räumlichkeiten besichtigen, sondern auch mehrere Ausstellungen betrachten, die das Thema von unterschiedlichen Seiten beleuchten...

In diesem Sinne hoffe ich, dass auch ich es schaffe, die Stadt Riga mit ihrer spannenden Geschichte und Gegenwart von unterschiedlichen Seiten zu beleuchten und damit, das ist das Wichtigste, interessierten Lesern ein Stück weit näher zu bringen.
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