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Donnerstag, 31. Juli 2014

Im Schloss des Lichts

Vor ein paar Tagen habe ich das neue „Lichtschloss“ von Riga besucht. Ein gigantischer Bau, der alles übersteigt, was man jemals in Lettland errichtet hat. Noch in Jahrhunderten wird es vermutlich als bedeutendstes Bauwerk des Landes gelten, und seinem Architekten, Gunnar Birkerts (lett:Gunārs Birkerts), ein US-Amerikaner lettischer Abstammung, wird man irgendwann möglicherweise ein riesiges Denkmal errichten.
Foto: Kaspars Garda, Rīga 2014
Aber im Ernst, das Bauwerk gilt als DAS Architektur-Aushängeschild im Kulturhauptstadtjahr 2014. Dabei wurde es völlig unabhängig davon, noch bevor überhaupt bekannt war, das Riga jemals die Kulturhauptstadt Europas werden würde, geplant. Quasi mit Beginn der Unabhängigkeit Lettland begann Herr Birkerts bereits Anfang der 1990er Jahre Pläne zu schmieden, wie so eine neue Bibliothek, die alle Bücher der sechs bisherigen Filialen der Nationalbibliothek vereinigen sollte, aussehen könnte. Und, man mag es glauben oder nicht, das Gebäude hätte eigentlich noch viel größer ausfallen sollen. Um ein Drittel größer! Hat man mir zumindest so gesagt, als ich mir das „Kunstwerk“, muss man ja schon fast sagen, im Rahmen einer Führung von innen habe anschauen dürfen. Mit Tiefgarage sollte es gebaut werden, aber nun ist es eben kleiner geworden, und die armen Autofahrer müssen jetzt, oder besser gesagt, irgendwann einmal, wenn der Parkplatz endgültig fertig ist, ein paar Minuten laufen, bevor sie das neue Heiligtum Lettlands betreten.


Der Grund für diese beinahe schon maßlose Verkleinerung dürfte in den Kosten liegen. Nun muss der lettische Steuerzahler „nur“ rund 200 Millionen Euro für den Bau hinlegen. Und das in einem Land, das sich noch vor ein paar Jahren 4,4 Milliarden Euro vom IWF leihen musste. Aber diese Schulden sind längst getilgt, dank der Einsparungen, die die Politiker durchgesetzt haben. So wurden vor einigen Jahren vor allem im öffentlichen Sektor die Gehälter um durchschnittlich 25 Prozent gekürzt. Und für die Rentner, die mit ca. 300 Euro im Monat auskommen müssen, oder die unzähligen Menschen, die in den Müllcontainern der Vorstädte Lebensmittel suchen, oder die hervorragenden Straßenmusiker, die keine Stelle gefunden haben, ist so ein überdimensioniertes Bauwerk sowieso nicht mehr erklärbar. Da können einem dann auch schon mal die Worte fehlen.

Macht nichts. Geht mich ja nichts an. Könnte ich denken. Aber es regt mich auf. Und auch, wenn das „Lichtschloss“ einige schöne Seiten hat, und auch, wenn mir die Initiative während der Eröffnungsfeierlichkeiten zum Kulturhauptstadtjahr im Januar 2014, als Tausende Bürger bei über Minus zehn Grad eine Menschenkette zwischen alter und neuer Nationalbibliothek bildeten und von Bürgern gespendete Bücher von Hand zu Hand weiterreichten und so in Birkert's Bauwerk brachten, wo sie nun hinter einer riesigen Glasscheibe quasi solidarisch darauf hinweisen sollen, dass diese Bibliothek allen Letten gehört und hier, hinter diesem gigantischen Bücherregal, auf mehreren Stockwerken, ideal klimatisiert und meistens im Dunkeln, das nationale lettische Vermächtnis liegt, kann ich persönlich mich nicht mit diesem Haus anfreunden.


Den meisten Letten scheint es aber zu gefallen, so zumindest ist mein Eindruck. Aber mal abwarten, wie sich die Sache entwickelt. Und im übrigen geht es ja um viel mehr. Es geht um Nationalbewusstsein. Um ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Darum, dass dieses Land nun endlich dauerhaft unabhängig sein möchte, seine eigene Sprache sprechen und seine eigene Kultur bewahren möchte. Und deswegen ja auch die auffällige Form: Nach einer lettischen Sage gab es nämlich einmal ein Schloss des Lichts, dass vor langer Zeit versunken ist und erst dann wieder aufsteigen würde, wenn das lettische Volk frei und unabhängig ist. Darüber hinaus spielt der Architekt auch auf ein Drama „Das goldene Ross“ des lettischen Nationaldichters Rainis (eigentlich Jānis Pliekšāns (1865–1929)) an, in dem eine Prinzessin auf dem Gipfel eines Glasberges zum ewigen Schlaf verdammt ist, bis jemand den steilen Berg bezwingt und sie damit erlöst.

Foto: Kaspars Garda, Rīga 2014
Alles schön und gut. Ich verstehe ja auch die Notwendigkeit einer neuen Nationalbibliothek, denn die alten Gebäude waren und sind nach wie vor baufällig und hätten einer dringenden Renovierung bedürft. Tja. Nun hat Riga eben einen zentralistischen Bau, in dem alle wichtigen Bücher des Landes zusammengeführt, in dem überdies aber auch noch eine Universitätsbibliothek, ja, und auch noch eine öffentliche Bibliothek untergebracht sein werden (noch ist es ja nicht so weit - die vollständige Eröffnung findet erst Ende August statt). Alles unter einem Dach. Nett. Hätte man auch anders machen können. Ich bin mir nicht sicher, ob das mit dem Lichtschloss so wichtig war. Aber mich fragt ja keiner...

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Sonntag, 6. Juli 2014

Mein Panoramablick

Das Haus, in dem ich wohne, wurde in den 1980er Jahren erbaut, also noch zu Zeiten, als Lettland eine Sowjetrepublik war. Seine Eckfenster erlauben einen Ausblick in drei Richtungen, und da ich im 7. Stock wohne, habe ich eine ganz besonders gute Aussicht auf das Stadtzentrum.

Zentrum mit Radisson blu Hotel Latvija, Petrikirche, Nationalbibliothek, Dom und Jakobikirche (v. l. n. r.)

Wantenbrücke (Vanšu tilts) und einige Hochhäuser (Hauptgebäude der Swedbank und Ministerium für Landwirtschaft, Bildmitte). Rechts sieht man das Hauptgebäude der Rietumu Bank

Flusshalbinsel Andrejsala mit ehemaligem Heizkraftwerk

Hafen

Neubauprojekte

Wohnhäuser aus Sowjetzeiten

Fernsehturm auf Flussinsel Zaķusala
 
Orthodoxe Dreifaltigkeitskirche in Petersburger Vorstadt




Innenhof


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