Einer meiner Lieblingsorte in Riga ist eigentlich der „Vērmanes dārzs“ (Wöhrmannscher Garten). Er liegt zwischen Altstadt und Neustadt und wurde als erster Park der Stadt bereits im Jahr 1817 eröffnet, nachdem die Namensgeberin Gertrud Wöhrmann (geborene Ebel, 1750-1827) ihr Grundstück zur Verfügung gestellt und mit einer großzügigen Spende die Gestaltung der Fläche ermöglicht hatte. Mit seiner hölzernen Estrade, in der regelmäßig Konzerte stattfinden, zahlreichen Skulpturen, einem großen Spielplatz und dem mit Kinderfiguren ausgestatteten Brunnen des Bildhauers August Volz lockt er tagtäglich unzählige Besucher an. Hierhin kam ich während meiner bisherigen Aufenthalte sehr oft und sehr gerne.
Doch nun macht der Nachbarpark, die „Esplanāde“ (Esplanade), dem „Vērmanes dārzs“ große Konkurrenz! Eigentlich ist die bis 1812 als Exerzierplatz genutzte Fläche bei weitem nicht so hübsch angelegt, aber seit Anfang Mai steht hier der
Kulturpavillon „Esplanade 2014“ (Kultūras vasarnīca „Esplanāde 2014”), ein temporärer Bau aus Gerüstteilen, in dem man sich nicht nur über die aktuellen Veranstaltungen informieren, sondern auch tolle Leute treffen kann. Oder man bestellt sich was zu trinken, liest in lettischen Büchern, nutzt das kostenlose Internet und kommt einfach mal zur Ruhe – um dann wieder neue Pläne zu schmieden. Regelmäßig finden hier auch Gespräche mit Künstlern bzw. Kulturschaffenden statt, außerdem werden am Abend Kinofilme gezeigt, zuletzt „The Artist“ und „The Slumdog Millionaire“.
Ein schöner Ort, der mir sehr gefällt. Hier habe ich auch Mārtiņš Otto wiedergetroffen, den ich neulich im Pressezentrum der Stiftung Riga2014 kennenlernen durfte. Ein fantastischer Fotograf, der die meisten Bilder für die Riga2014 macht (viel besser als diese hier von mir). Wir werden demnächst gemeinsam etwas unternehmen, davon aber später mal mehr...
Auf den Kulturpavillon schaut übrigens ein Mann in Stein, der mit zu verantworten hat, dass Lettland nun ein unabhängiger Staat ist: Der bedeutendste Schriftsteller Lettlands, Rainis (eigentlich Jānis Pliekšāns, 11.09.1865-12.09.1929), war einer der geistigen Führer der „Neuen Strömung“, der Nationalbewegung Lettlands, die sich für die Unabhängigkeit des Landes einsetzte (die dann im Jahr 1918 tatsächlich erreicht wurde, zumindest vorübergehend). Ihm zu Ehren versammeln sich an seinen Geburtstag im Rahmen des nationalen Dichterfestes zahlreiche Anhänger vor seinem Denkmal.
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