Was sehen die
meisten Touristen, wenn sie Riga besuchen? Natürlich die Altstadt,
vielleicht auch die sogenannte Neustadt mit den Jugendstilhäusern,
auf jeden Fall auch noch den Weg zum Flughafen. Welcher Eindruck
bleibt? Möglicherweise der, dass Riga eine schöne Stadt ist, eine
Stadt, die sich anscheinend gut entwickelt hat, die auf dem Weg ist,
westeuropäisches Niveau zu erreichen (wenn das in der heutigen Zeit
überhaupt noch ein Merkmal für etwas Positives ist).
Was
den meisten Reisenden aber verschlossen bleibt, ist, wie so oft, das
weniger ansehliche Alltagsleben der Einwohner. Insgesamt 58
Nachbarschaften (mikrorajoni)
gibt es in der Stadt, die meisten davon sind Wohngebiete, vor allem Plattenbausiedlungen am Stadtrand wie Pļavnieki im Osten oder Ziepniekalns
im Westen. Näher an der Altstadt liegen die von alten, meist unrenovierten Holzhäusern geprägten Viertel wie die Moskauer Vorstadt (Maskavas forštate), Āgenskalns oder Torņakalns. Sie alle haben ihre ganz eigene Atmosphäre.Während manche Stadtviertel immer mehr junge Menschen anziehen und als trendy gelten, haben andere mit verstärktem Wegzug und Leerstand zu kämpfen. Was es aber in beinahe allen der 58 Nachbarschaften zu wenig gibt, sind kulturelle und
sozialen Projekte.
Um die Einwohner in
das Kulturhauptstadtprogramm , hat die Stiftung Riga
2014 mehrere Projekte angeschoben, die eines der sieben Kapitel des
Gesamtprogramms ausmachen. “Road Map” heißt es, kuriert wird es
von der Theatermacherin und Leiterin des Lettischen Neuen
Theaterinstituts, Gundega Laiviņa. Zahlreiche kleinere, von der
Öffentlichkeit kaum registrierte Projekte wurden bereits umgesetzt,
sei es die Säuberung und Neugestaltung von bislang als
Drogenumschlagplatz genutzten Hinterhöfen oder die Eröffnung der Ziemeļblāzma
Sonntags-Kunstschule.
Ein ganz besonderes und auch langwieriges Projekt waren die Foto-Workshops, an denen Einwohner von Kengarags, Bolderāja, Jugla und anderen Vierteln von Riga zwischen 2012 bis 2014 teilnahmen, um ihre fotografischen Selbstporträts mit der Hilfe von ausländischen und/oder lettischen Fotokünstlern wie Vesa Aaltonen, Kaspars Goba, Andrejs Strokins, Andris Kozlovskis, Vincen Beeckman, Bahbak Hashemi-Nezhad, Eva Voutsaki und Iveta Vaivode zu erstellen. Eine Auswahl der Selbstporträts wurde nun für ein paar Wochen im Rahmen der Ausstellung Riga Self/portraits in einer stillgelegten Tabakfabrik präsentiert.
Ein ganz besonderes und auch langwieriges Projekt waren die Foto-Workshops, an denen Einwohner von Kengarags, Bolderāja, Jugla und anderen Vierteln von Riga zwischen 2012 bis 2014 teilnahmen, um ihre fotografischen Selbstporträts mit der Hilfe von ausländischen und/oder lettischen Fotokünstlern wie Vesa Aaltonen, Kaspars Goba, Andrejs Strokins, Andris Kozlovskis, Vincen Beeckman, Bahbak Hashemi-Nezhad, Eva Voutsaki und Iveta Vaivode zu erstellen. Eine Auswahl der Selbstporträts wurde nun für ein paar Wochen im Rahmen der Ausstellung Riga Self/portraits in einer stillgelegten Tabakfabrik präsentiert.
Gezeigt
wurden auch eine Auswahl von Selbstporträts (oder Portraits), die die Bewohner eingeschickt
hatten.
Vincen Beeckman (B) lud im März 2013 Passanten auf dem zentralen Busbahnhof von Riga und in einem Shoppingcenter in Imanta dazu ein, Bilder von sich in der guten alten Fotokabine machen zu lassen. Sie ist ja heutzutage schon beinahe aus der Mode gekommen - dank der Möglichkeit, Selfies mit Smartphones zu schießen und diese sofort in allen möglichen sozialen Netzwerken verbreiten zu können.
Ein ganz besonderes Projekt war der Workshop von Iveta Vaivode (LV), die die Bewohner eines Blindenheims im ehemaligen Herrenhaus Strasdenhof (Strazdumuiža) in Jugla dazu animierte, ihr eigenes Selbstbildnis aus Ton zu erschaffen.
Die persönliche Geschichte reflektieren ließ die Künstlerin Eva Voutsaki (GR/UK), indem sie die Teilnehmer des Workshops aus Bolderāja, einem Stadtteil mit einem extrem hohen Anteil russischsprachiger Bevölkerung, dazu brachte, alte Familienfotos zu bearbeiten.
Dagegen unternahm Bahbak Hashemi-Nezhad (UK) mit seinen Leuten mehrere Spaziergänge durch Bolderāja. Es entstanden Aufnahmen, die die Bewohner aus einiger Entfernung zeigen.
Bei mir blieb nach dem Verlassen der Ausstellung der Eindruck, dass es genau diese Projekte sind, die eine dauerhafte Wirkung entfachen - im Kleinen.
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