Das ganze Wochenende über habe ich nachgedacht. Laut und leise. Über den Sinn des Wortes "ReReRiga". Was mag das wohl bedeuten, grübelte ich. Hat das vielleicht mit "Retro" zu tun?. Oder ist das einfach nur ein lettisches Wort? Nein. Der Google Übersetzer antwortete auf meine Antrage immer nur mit einem Echo. Egal.
Dass heißt, eigentlich nicht egal, überhaupt nicht. Es geht hier nämlich um ein "worldmusic" und "streetart festival" mit eben diesem phonetisch durchaus klangvollen und irgendwie magische Momente versprechenden Namen. Magisch. Das könnte hinhauen. Denn "streetart" und "worldmusic" kann ja durchaus schon mal extrem beeindruckend sein.
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BRAM GRAAFLAND (Niederlande), Foto: Mārtiņš Otto, Rīga 2014 |
Es ist wahrscheinlich der Überraschungseffekt, der eintritt, wenn man nichtsahnend durch die Straßen geht, mit einem wichtigen oder unwichtigen Ziel vor Augen (oder keines von beiden), und man urplötzlich hinter der nächsten Ecke von wilder Pantomime, riskanter Akrobatik oder heiseren Stimmen "heimgesucht" wird, die einen irgendwie nicht weitergehen lassen wollen, weil man wissen will, was als nächstes passiert.
Mir zumindest ging es schon oft so. Zum Beispiel kann ich mich an zwei Männer erinnern, die am Londoner Piccadilly Circus unfassbar gut auf zwei primitiven Plastikeimern trommelten, so dass ich alles darüber vergass, jeglichen Plan, sofern es einen gab, über den Haufen warf, und bis zum Ende stehen blieb, sogar dann noch, als die beiden Männer ihren Verdienst eingesammelt hatten und unvermittelt weggegangen waren.
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COMPAGNIE MOBIL (Niederlande), Foto: Kaspars Garda, Rīga 2014 |
Doch zurück nach Riga. Da fand nämlich am vergangenen Wochenende zum zweiten Mal überhaupt eben jenes "streetart and worldmusic festival" statt. Es ist nach eigener Aussage das größte Festival seiner Art im Baltikum - und das schon im zweiten Jahr seines Bestehens - was irgendwie darauf hindeutet, dass es kein weiteres, oder, wenn überhaupt, nur ein kleines ähnliches Festival zwischen Tallinn und Vilnius gibt, was wiederum darauf hindeutet, dass Straßentheater und Weltmusik bislang noch keine besondere Bedeutung in den baltischen Ländern zu haben scheinen.
Mir persönlich ist diese "Kunstgattung" ja schon öfter mal begegnet - oder ich ihr - vor allem in Frankreich, in Avignon, während des Theaterfestivals, wo es ja neben dem offiziellen Programm ja auch noch ein Off-Programm und darüber hinaus auch noch ein inoffizielles Straßentheaterfestival gibt.
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CIRKA TEATER/AUSEKLĪTIS (Norwegen/Lettland), Foto: Kaspars Garda, Rīga 2014 |
"Streetart" und "Worldmusic" nun aber hier in Riga zu erleben, war für mich etwas Seltsames. Da stießen in meinen Augen die Straßenkünstler der westlichen Welt mit ihrem mehr oder weniger unausgesprochenen Protest gegen alles Großbürgerliche auf ein Publikum aus einer Stadt, in der es meiner Meinung nach noch keine besonders gut entwickelte "Bürgergesellschaft" gibt.Viele Menschen nehmen die Dinge einfach hin, wie sie sind. Nur wenige glauben daran, etwas verändern zu können. So nehme ich das zumindest derzeit wahr.
Aber vielleicht ist dieses Festival ja auch ein Zeichen dafür, dass sich da etwas entwickelt. Das könnte schon sein. Übrigens weiß ich nun auch, was ReReRiga bedeutet. Es ist der Name einer lettischen Baufirma. Na sowas.
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