Es gibt in Riga durchaus noch eine ganze Menge Relikte aus der sowjetischen Vergangenheit, als Lettland noch "Lettische Sozialistische Sowjetrepublik" hieß. Da ist nicht nur die Akademie der Wissenschaften, einem Hochhausbau im "Stalinistischen Zuckerbäckerstil" aus den 1950er Jahren oder die unzähligen Plattenbauten in den Vorstädten, nicht zu vergessen der "Schwarze Sarg", der ursprünglich als Museum für die Lettischen Schützen gebaut wurde und heute Heimat des Okkupationsmuseums ist, und natürlich das Denkmal für die Lettischen Schützen, das nach wie vor auf dem gleichnamigen Platz steht.
Das ist natürlich noch lange nicht alles, was man in Riga an sowjetischem "Kulturerbe" entdecken kann. Und dass es zu diesem Thema mittlerweile auch Stadtführungen gibt, war mir bewusst. Mir war auch bekannt, dass in Liepāja (Libau) Exkursionen zum Thema "Sowjetische Gefängnisse" angeboten werden, während der man zwischendurch auch mal in eine Gefängnisszelle gesperrt wird und von einem als Gefängniswärter verkleideten Guide rüde angeschrien wird. Es lässt sich sicher darüber streiten, ob diese Art von "lebendiger Geschichtserfahrung" wirklich Sinn macht.
Was ich aber neulich in Sigulda entdeckte, kannte ich bisher in Lettland noch nicht. Direkt neben dem Museumspark Turaida lädt in einem völlig unrenovierten Sowjetbau eine Kantine zu Mahlzeiten wie zu Sowjetzeiten ein, inklusive Miniausstellung zum Thema Esskultur in der Sowjetunion. Das machte mich neugierig. Das war ja fast wie Ende der neunziger Jahre, als ich das erste Mal Lettland bereiste und moderne Restaurants noch nicht besonders oft aufzufinden waren. Die Preise waren damals demenstsprechend niedrig. Doch nun, welch Überraschung: Ein Essen, über dessen Geschmack ich lieber keine Worte verlieren möchte, und das für einen höheren Betrag als man für so ein Menü in anderen modernen Bistros zahlen würde. Eine Geschäftsidee also, mehr nicht, und ich bin auch noch drauf reingefallen.
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